Kapitel 7 - Die Falken

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Letzten Endes waren wir kaum länger unterwegs als Razgar vorher gesehen hatte. Vielleicht kam es mir aber durch seinen Unterricht in Magie nicht ganz so lange vor, wie es eigentlich war.

Nichts ließ darauf schließen, dass wir die Grenze zwischen Ralvas und Syandr überschritten hatten, nur dank Razgar wussten wir es. Die Landschaft war noch immer geprägt von Bäumen, allerdings bemerkte ich, dass die Wege immer wieder Hügel hinauf führten.

Razgar saß auf meiner Schulter und sah sich um. Trotz des dichten Waldes hatte ich das Gefühl, er würde erheblich mehr als wir sehen. Als könne er durch die Bäume hindurch blicken.

Wir werden beobachtet, sagte er nach einiger Zeit. Ich zuckte mit den Ohren, verbot es mir aber mich umzusehen. Ich hätte ohnehin nichts sehen können, daher wäre es vollkommen unsinnig gewesen.

Wie viele?, erkundigte ich mich und ließ meinen Rappen etwas langsamer werden. Inzwischen hatte ich mich an den Sattel gewöhnt und konnte selbst reiten, sodass Black neben mir ritt, anstatt uns zu führen. Fragend warf dieser mir einen Blick zu und passte das Tempo seines Schecken an.

Einer, antwortete Razgar und drehte den Kopf leicht. Leise seufzte ich und spürte, wie meine Anspannung etwas abnahm. Wenn uns nur einer beobachtete, hatten sie nicht vor uns zu töten. Zumindest noch nicht.

Mit einem Finger deutete ich in den Himmel, so unauffällig es ging, doch gerade auffällig genug, das Black es sehen konnte. Ich hoffte nur, dass er die Geste verstand, wenn er sie sah und auf Fragen verzichtete. Der Wolf schwieg tatsächlich, doch ich konnte nicht sagen, ob er das Zeichen gesehen hatte.

Schließlich lichtete sich der Wald und entließ uns auf einen Hügel.

Staunend befahl ich meinem Pferd stehen zu bleiben und glitt von dessen Rücken, ehe ich auf den höchsten Punkt des Hügels rannte. Die Sonne neigte sich bereits in den Westen, während eine leichte Brise das Meer aus Gräsern in Unruhe brachte. Das Gras schien länger zu sein als in Ralvas, war jedoch genauso grün. Auch entdeckte ich Wälder, doch sie waren nicht so groß, geschweige denn so zahlreich wie es anfangs den Anschein hatte. An manchen Stellen konnte ich Tiere vage sehen, doch meine Augen waren nicht annähernd gut genug um sagen zu können, um welche Tiere es sich handelte.

Als ich den Kopf drehte, bemerkte ich, dass Black neben mir stand. Sein Blick hatte etwas Erstauntes, Träumerisches, vermutlich hatte ich genauso ausgesehen, wie er nun.

"Hättest du jemals gedacht, wir würden hierher kommen?", fragte ich flüsternd und legte den Kopf schief. In der Ferne glaubte ich, Vögel rufen zu hören. Oder waren das die Falken, die sich unter einander austauschten?

"Nein, niemals." Langsam blinzelte er und schüttelte den Kopf, ehe er sich abwandte und auf seinen Schecken zubewegte. "Wir sollten weiter, bevor es sich die Falken anders überlegen und uns töten."

Sie werden euch nicht töten, versicherte mir Razgar. Aber das werden sie euch sicher bald selbst sagen.

Bevor ich etwas fragen konnte, landete jemand vor mir. Ich konnte nicht genau sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, auf jeden Fall war es ein Falke. Er trug einen ledernen Einteiler, der seine Arme, seine Flügel und seine Schwanzfedern frei ließ, sodass er ohne Probleme fliegen konnte. Das Gefieder war graubraun und zitterte leicht in der schwachen Brise, während er mich aus goldenen Augen aufmerksam musterte.

"Was wollt ihr hier?", fragte er mit scharfem Unterton. Der Stimme nach zu urteilen, war der Falke eine Frau, da die Stimme eher hoch war.

Ich zögerte einen Moment lang zu antworten und kraulte stattdessen Razgar unter dem Kinn. "Wir sind hier um Razgar hierher zu bringen. Die Drachen wurden von Unbekannten angegriffen, nur ihm gelang die Flucht. Nun bittet er um die Hilfe der Falken.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt