Kapitel 2 - Vorsicht, Wegelagerer!

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Die Sonne ging gerade auf und ließ den morgendlichen Nebel leuchten, als ich meine Augen schlaftrunken öffnete und mich langsam aufsetzte. Freundliches Sonnenlicht fiel durch das Ostfenster herein. Die ersten Vögel stimmten ihr Freudenlied an, mit dem sie die Sonne begrüßten, außerdem glaubte ich, den Wind in den Blättern der Bäume zu hören, die sich neben dem Haus befanden.

Langsam erhob ich mich und streckte mich gähnend, während Razgar auf dem Schrank zu Leben erwachte und zu mir herab blinzelte.

Du bist früh wach, war alles, was er anmerkte. Dann kämpfte er sich auf die Beine und glitt auf den Tisch inmitten des Raumes. Seine goldenen Augen musterten mich aufmerksam, während ich mich daran machte, ein kleines Frühstück zuzubereiten, indem ich ein Feuer unter dem Herd entzündete und ein paar Scheiben von dem Schinken abschnitt, der von der Decke hing. Diese ließ ich dann in die heiße Pfanne gleiten.

Es dauerte nicht lange, bis sich der herzhafte Geruch des bratenden Schinkens und das Knistern des heißen Fettes im Raum verbreitete. Von da an dauerte es auch nicht lange, bis ich den hungrigen Blick des Wyvern im Rücken spürte und sein Magenknurren hörte.

Leise lachte ich, woraufhin er leise knurrte.

Als könntest du es beherrschen, murrte er in meinen Kopf. Würde er mich nicht mehr brauchen, hätte er mir wohl in diesem Moment den Kopf abgebissen. Doch ohne mich käme er nicht weit, das wussten wir beide.

Bilde dir bloß nichts darauf ein. Abfällig schnaubte er hinter mir, als sich die Tür öffnete und Black herein geschlendert kam. Anerkennend schnupperte er in die Luft und kam langsam näher. "Wie ich rieche, hast du den Schinken und ein Messer gefunden."

"Ich habe auch eine Pfanne und etwas Holz gefunden." Kurz sah ich ihn über die Schulter hinweg an, ohne dabei beim Braten innezuhalten. Das Wasser lief mir im Maul zusammen, während der Schinken eine schöne Farbe annahm und seinen Duft weiter im ganzen Raum verteilte. "Hast du irgendwo noch Eier?"

Black beugte sich über die Pfanne und klaubte sich mit spitzen Fingern eine saftige Scheibe aus der Pfanne, ehe er einen Schrank öffnete und mir einige Eier neben den Herd stellte, welche ich in die Pfanne schlug. Die Schalen warf ich auf die andere Seite des Herdes.

Summend verschlang er die Scheibe Schinken und machte sich daran, die Eierschalen zu entsorgen, sodass Razgar sich ermutigt fühlte, sich neben den Herd zu setzen und in die Pfanne zu schielen. Beinahe glaubte ich, Speichel aus seinem Maul tropfen zu sehen, während er dem Schinken und den Eiern beim Braten zusah.

Du solltest dich mal sehen, schnaubte er und blickte mir ins Gesicht. Leise lachend fischte ich etwas Schinken aus der Pfanne und hielt sie dem Drachen vor die Schnauze. Gierig schlang er sie hinunter und schnurrte  zufrieden. Dann nahm ich die Pfanne vom Herd und stellte sie auf den Tisch. Black hatte sich bereits nützlich gemacht und Teller sowie Besteck auf den Tisch gestellt.

"Das riecht wunderbar, Ranaél. Ich sollte dich als Koch einstellen", lobte mein Freund, der bereits am Tisch saß und in die Pfanne sah.

"Das ist nichts Besonderes. Ich habe das Ganze nicht einmal gewürzt." Ich machte eine wegwerfende Geste und bediente mich. Auch Razgar, der inzwischen wieder auf dem Tisch saß, ließ sich nicht lange bitten und bediente sich aus meinem Teller.

Zumindest hatte er den Anstand, nicht aus der Pfanne zu fressen.

"Bei mir wäre es angebrannt", brummte Black und begann zu essen. "Ich glaube, ich behalte dich wirklich hier, du musst einfach für mich kochen!"

Der Wyvern knurrte bedrohlich und warf ihm einen mörderischen Blick zu. Er hat mir seine Hilfe zugesagt, also wird er mir auch helfen. Daran wirst du ihn nicht hindern.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt