Kapitel 6 - Magie

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Blinzelnd öffnete ich die Augen, noch etwas verwirrt von meinem Traum. Was war das gewesen? Es hatte sich so real angefühlt, als wäre ich an einem anderen Ort gewesen. Doch ich verdrängte alle Gedanken dazu. Es war ein Traum gewesen, nicht mehr und nicht weniger. Oder etwa nicht?

Erst da fiel mir auf, dass ich keine Schmerzen hatte. Als sei mein Körper vollkommen daran gewöhnt, den ganzen Tag im Sattel zu verbringen. Als wäre ich kein blutiger Anfänger, der noch nie zuvor ein Pferd geritten hatte.

Vorsichtig richtete ich mich auf, in der Erwartung, dass sich zumindest nun ein Muskel melden würde, doch der Schmerz blieb noch immer aus.

Black und Razgar schienen noch zu schlafen. Sie wirkten so friedlich. Auch die Pferde waren zu meiner Überraschung ruhig.

Vorsichtig drehte ich mich um und sah, dass die beiden wohl noch schliefen. Jedoch machte ich bei der Umdrehung ein Geräusch, das die Pferde sofort aus ihrem Schlaf schrecken ließ. Leise seufzte ich, ehe ich mich langsam erhob und in Richtung des Höhleneingangs ging.

Das Gewitter hatte nachgelassen und den Boden in tückischen Morast verwandelt, der versprach, den Tag zur Qual zu machen. Black und ich würden zu Fuß gehen und die Pferde führen müssen.

Kurz zögerte ich, ehe ich noch draußen ging. Jeder Schritt erzeugte ein schmatzendes Geräusch, während ich mich bemühte das Gleichgewicht zu halten. Dass meine Stiefel dabei tief in den Boden sanken, war alles andere als hilfreich.

Leise brummend kämpfte ich mich vorwärts in Richtung Wald, wo zu der hungrigen Erde rutschige Wurzeln kamen. Gleichzeitig stieg die Sonne höher und gewann an Kraft, was mit der Feuchtigkeit in der Luft bald unangenehm wurde.

Langsam schüttelte ich den Kopf, ehe ich mich umdrehte und mich zurück in die Höhle kämpfte. Doch der Schlamm weigerte sich meine Stiefel loszulassen. Am liebsten hätte ich sie ausgezogen und zurückgelassen, doch auch das würde Probleme nach sich ziehen. Vor allem da Black und ich die Pferde noch durch den Wald führen sollte und ohne Stiefel würde das Unterholz mir wohl die Füße aufschneiden.

Black saß mit den Pferden am Höhleneingang und versuchte, sie an Razgar zu gewöhnen, der auf der Schulter des Wolfes saß und sich säuberte. Vorsichtig näherte ich mich weiter und kam schließlich auf den festen Stein, wo ich erleichtert seufzte. Die Pferden erschreckten sich vor mir und wichen schrill wiehernd zurück.

Nun seufzte auch Black und kniff die Augen zusammen. Es war offensichtlich, dass er nicht gut gelaunt war, vermutlich da ich soeben seine harte Arbeit zunichte gemacht hatte. Schließlich konnte es nicht leicht sein, die Pferde davon zu überzeugen, dass Razgar sie nicht zur Mahlzeit machen würde.

"Es tut mir Leid", murmelte ich und ließ mich auf meinen Hintern fallen, ehe ich mich meiner Stiefel entledigte. Sie waren über und über mit Schlamm bedeckt, was aber nicht weiter verwunderlich war.

"Schon in Ordnung. Ich denke, für heute habe ich genug mit ihnen geübt", bemerkte Black und kratzte sich am Hinterkopf, ehe er meine Stiefel betrachtete. "Der Boden ist die Hölle, was?"

"Welcher Boden? Noch etwas mehr Wasser und wir müssen schwimmen", brummte ich und ließ die Schultern für einen Moment hängen. Dann zog ich meine Stiefel wieder an.

Leise lachte er, schwieg aber und erhob sich. Razgar legte den Kopf schief und betrachtete mich, ehe er auf meine Schulter glitt. Wie fühlst du dich?

Besser. Du hast Magie auf mich gewirkt, nicht wahr?, dachte ich mit einem schnellen Blick auf ihn.

Ich kann doch nicht zulassen, dass du nach solch einem Ritt regungslos bist, erwiderte der Wyvern mit einem Schnauben, sah mich aber nicht an. Ich ahnte, dass er dies nicht aus Gutherzigkeit getan hatte, sondern eher weil er weiter voran kommen wollte. Und dies hatte etwas mit seiner Geschichte zu tun. Und mit meinem Traum.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt