Epilog (schlechtes Ende) - Black

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Ein lauter Schmerzensschrei drang aus der Höhle. Überrascht zuckte ich zusammen und starrte das Loch im Fels an.

Plötzlich züngelten heiße Flammen am Felsen entlang, kamen allerdings nicht näher. Stattdessen schienen sie sich auf den Eingang zu konzentrieren.

"Er hat es nicht geschafft", flüsterte H'rhun hinter mir. Gleichzeitig wuchs die Anspannung weiter. Bogensehnen wurden knarrend gespannt, während die Krieger ihre Kampfpositionen einnahmen. Zögernd legte auch ich einen Pfeil in meine Bogensehne und wartete auf das, was als nächstes geschehen würde.

Fauchend schossen die Flammen in die Höhe und versperrten den Blick in die Brutstätte, gleichzeitig zwang die Hitze die Nahkämpfer dazu, zurückzuweichen. Einen Moment später traten zwei hochgewachsene Vögel mit dunklem Gefieder aus dem Feuer, in ihren goldenen Augen lag ein gefährlicher Glanz.

"Dämonen!", schrie jemand, einen Moment später zischten Pfeile durch die Luft, die allerdings wirkungslos von den Federn abprallten als wären sie gegen massives Metall geprallt. Auch die Schwerter und Speeren zeigten nicht mehr Erfolg. Krähend lachten die Wesen, als ihre Bewegungen vor unseren Augen verschwammen, bis sie nicht mehr zu sehen waren.

Auf einmal schien es, als wären sie überall. Überall hörte man das Reißen von Gewebe, Schmerzensschreie und das Klappern von Metall auf Stein. Mein Nackenfell sträubte sich, während ich mich umsah und das Blutbad fassungslos anstarrte, das sich vor meinen Augen ausbreitete. Dies war kein Kampf, dies war ein Massaker.

Übelkeit stieg in mir hoch, gegen welche ich verzweifelt versuchte anzukämpfen.

Hast du Angst, kleiner Wolf?

Es war eine sanfte, helle Stimme, die nicht zu der Szenerie passen wollte. Gleichzeitig beschlich mich eine leise Ahnung, wem diese Stimme gehörte.

Du bist sicherlich Ranaéls Freund, nicht wahr?, erkundigte sich die Stimme, wobei ich das Gefühl hatte, dass es eigentlich keine Frage war. Sie wusste es bereits. Es würde also nicht nützen, würde ich es leugnen, auch wenn ich das ohnehin nicht vorhatte.

Das bin ich, dachte ich entschlossen und zwang mich zur inneren Ruhe.

Bald wirst du dir wünschen, du hättest ihn niemals kennen gelernt, gurrte die Stimme lachend. Einen Moment später wurde alles um mich herum schwarz, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, als würde mich jemand aus meinem Körper ziehen.

Reine Magie durchströmte mich, doch es war nicht meine eigene. Einen Herzschlag später setzten die Schmerzen ein. Es fühlte sich an, als hätte man mich in einen riesigen Ameisenhaufen geworfen und sämtliche Ameisen würden mich beißen. Ich verbiss mir einen Schmerzensschrei und versuchte mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Allerdings hielt mich die Göttin mühelos davon ab, indem sie einen neuen, stärkeren Schmerz hinzufügte, der meine Konzentration zunichte machte.

Macht dir das auch Spaß?, flüsterte sie. Ihre Stimme war erst wie eine Liebkosung, wurde aber schnell zu einem Hammer, der mir rasende Kopfschmerzen verursachte. Der Druck war beinahe unerträglich. Und doch wusste ich, dass ich meinem Ende noch weit entfernt war.

Plötzlich waren die Ameisen weg und mit ihnen die Schmerzen. Ich versuchte, mich zu beherrschen, doch ich begann zu hoffen. Vielleicht hatte sie die Lust an mir verloren und würde mich verschonen. Vielleicht...

Ein fester Druck an meinem Hals unterbrach meine Gedanken. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, war überwältigend, obwohl eine leise Stimme in meinem Kopf mich davon zu überzeugen suchte, dass ich nicht atmen musste. Stattdessen versuchte ich, mich gegen den Griff zu wehren, was aber aussichtslos war.

Du machst mehr Spaß, als dein Freund, summte sie. Gleichzeitig spürte ich einen scharfen, unerträglichen Schmerz im Unterleib. Sofort schrie ich auf und wehrte mich verbissen. Sie lachte. Schade dass er tot ist.

Am Rande spürte ich eine vertraute Präsenz. Zwar war sie schwach, doch sie war da.

Dies ist alles, was ich für dich tun kann, flüsterte Razgar wie aus weiter Ferne. Einen Moment später tauchte ich in tiefe Dunkelheit und fand meinen Frieden.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt