Kapitel 13 - Dämonen

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Die Sonne weckte uns mit ihren ersten Strahlen. Razgar streckte sich neben mir und genoss das Sonnenlicht. Er wirkte ernster als sonst, was mich aber nicht verwunderte. Wenn seine Vermutung stimmte, erreichten wir heute die Brutstätte der Drachen, der Ort, an dem die Dämonen vermutlich auf uns warteten.

Langsam erhob ich mich und blickte zurück. Obwohl das Gespräch mit der Weisen H'rhun bereits vor zwei Tagen stattgefunden hatte, lag es mir noch immer schwer im Magen. Razgar wusste nichts davon, ich hatte die Informationen tief in mir verborgen. Nach seiner Reaktion auf den Diebstahl seines Schatzes hatte ich Angst vor dem, was er mir antun würde. Zwar waren wir Freunde, dennoch war ich mir sicher, dass mich das nicht schützen würde.

Black blickte mich an. Er wirkte unsicher, beinahe ängstlich. Ich biss mir auf die Unterlippe. Gleich was ich ihm sagen würde, er würde sich nicht davon abhalten lassen, mit uns zu kommen. Schweigend schloss ich ihn in die Arme.

"Ranaél, es wird alles gut. Wir werden die Drachen retten", gab er sich überzeugt, doch ich hörte leise Zweifel in seiner Stimme. Lächelnd klopfte ich ihm auf den Rücken und sah zu ihm auf. Einen Moment später hörte ich das inzwischen vertraute Rascheln und leises, metallisches Klirren der Geschirre, welche die Falken nutzten.

Innerlich seufzte ich, stieg aber in das Geschirr und ließ zu, dass die Falken es um mich herum festzurrten. Heute war Th'phe einer meiner Träger. Ich war überrascht, schließlich hatte ich erfahren, dass dies auf freiwilliger Basis geschah. Dies widersprache meiner These, sie würde mich hassen. Denn wer würde freiwillig jemanden tragen, den er nicht mochte?

Schweigend ließ sich Razgar auf meiner Schulter nieder und sah mich mit schief gelegtem Kopf an. Er gab mir das Gefühl, als wisse er, dass ich ihm etwas verheimlichte. Allerdings sprach er es nicht aus.

Was hältst du davon?, erkundigte ich mich bei ihm und betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Wie ein über alles erhabener König thronte er auf meiner Schulter. Dieser Anblick hatte kaum noch Ähnlichkeiten mit der schmutzigen Echse, die ich aus dem Schlamm vor meiner Hütte gezogen hatte. Zum ersten Mal sah ich ihn in all seiner Pracht und glaubte zu verstehen, warum Drachen so waren, wie sie waren. Sie waren nicht einfach arrogant, vielmehr war es die Wahrheit, die sie lebten.

Leicht drehte er den Kopf und sah mich eindringlich an. In seinem Blick sah ich Stolz, aber auch Belustigung. Solange sie dich nicht fallen lässt, ist alles in Ordnung. Dann lachte er grollend und flog voraus.

Hätte ich gekonnt, hätte ich ihm einen Stein nach geworfen. Stattdessen sah ich ihm leise knurrend nach und knirschte mit den Zähnen. Neben mir seufzte Black leise.

"Was hat er dir gesagt?", fragte er leise.

"Nicht so wichtig." Ich brachte ein Lächeln zustande, das vermutlich genauso falsch wirkte wie es war. Was hätte ich ihm auch sonst sagen sollen? Zögernd drehte ich den Kopf leicht um ihn ansehen zu können. Als hätte er es geahnt, sah er mir sofort in die Augen. Leicht neigte ich den Kopf in Th'phes Richtung, in der Hoffnung, er würde es verstehen. Sofort riss er die Augen auf und wandte sich wieder ab.

Im Stillen fragte ich mich, was er wohl dachte. Bevor ich aber einen Entschluss fasste, spürte ich, wie sich die Gurte spannten. Kurz darauf hoben sich meine Füße langsam vom Boden.

Schweigend schloss ich die Augen und sank in mein Innerstes. Ein Teil von mir wünschte sich, Razgar würde sich irren und die Reise würde noch etwas länger dauern. Andererseits ahnte ich, dass es mit einem zusätzlichen Tag nicht getan wäre. Ich wollte nicht, dass diese Reise endete, gleich wie. Doch ich wusste, dass sie es eines Tages musste. Nichts war ewig.

Der letzte DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt