Gefühle? Hab ich nicht!

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Abends sagte Lou, immer noch als ich, dass es ihm wieder gut ginge. Er machte das so überzeugend, ich hätte ihm geglaubt, aber ich konnte seine Gedanken lesen und wusste es besser. Deshalb brachte ich ihn auf sein Zimmer. Da konnten wir ungestört wieder Persönlichkeiten wechseln und ich war endlich wieder ich. Nicht dass ich nicht gerne Lou war, aber diese Situation eben war komisch gewesen.

"Louis?", krächtze Lou aus seinem Bett. Ich lief sofort zu ihm hinüber. "Geh du schlafen, du musst früh raus, ich passe schon selbst auf dass ich nicht abkratze okay?" Diese Worte zauberten mir ein Lächeln aufs Gesicht. So ein Herz musste schon was tolles haben. Lou dachte immer erst an andere und dann an sich selbst. Bei mir war das schwieriger. Die einzige Person auf die ich manchmal außer mir selbst zu erst dachte war Lou, aber der war ja auch irgendwie ich. Es war kompliziert.

"Dann Schlaf gut Lou!, verabschiedete ich mich. In meinem Zimmer fühlte ich mich allein gelassen. Es war verdammt dunkel heute Nacht, denn es fiel nicht ein Funke Licht durchs Fenster rein. Neumond schätzte ich. Seufzend lies ich mich auf mein Bett fallen und dachte nach. Wieso hatte ich nicht gemerkt, dass mit Lou etwas nicht stimmte? Das war noch nie passiert. Aber anscheinend gab es für alles ein Erstes Mal. So etwas durfte mir nicht nochmal passieren. Mit diesen dunklen Gedanken, die genau zur Schwärze der Nacht passten, schlief ich ein. Mein Schlaf war wie immer traumlos und ruhig.

"Louis!!!", rief jemand und es klopfte wild an der Tür. Das war Lous Stimme. "Du musst jetzt aufstehen!" Warum verdammt kam er nicht einfach rein? Es war mir aber auch egal. Ich stand auf und machte mich fertig. Dann verlies ich das Zimmer und stieß im Flur mit Lou zusammen. Der sah irgendwie aufgekratzter aus als sonst. Ungewohnter. Ich dachte mir nichts dabei. Hat ja jeder mal einen nervösen Tag. Alles verlief, wie es normal war, was bedeutete das ich wenig später mit den anderen Herzlosen auf dem Weg nach Draußen war.

Lou war nicht der einzige der es draußen liebte. Auch mir gefiel es hier unglaublich gut. Irgendwie mochte ich die Menschen. Sie waren eine uns verwandte Rasse. Und sie sahen alle so lieb aus.

Warte, was denkst du da?

Kopfschüttelnd lief ich weiter. Ich hatte mich schon vor einer Weile von den anderen getrennt und trottete jetzt alleine durch die Straßen. Ich musste noch irgendwen zum beißen finden, hatte aber gerade mal gar keine Motivation. Wozu war das ganze eigentlich gut? Wir bissen Leute, aber eigentlich ohne Grund. Ihnen passierte dann auch nicht viel (mal ausgenommen, dass sie den Schock ihres Lebens bekamen und 10 Minuten Schmerzen hatten) und sie lebten ihr Leben weiter, aber eigentlich hatte es für uns auch keine Vorteile. Gut wir hatten dann wen gebissen, aber ob wir das wirklich getan hatten wusste im Endeffekt auch niemand. Ein Typ namens Wayson hatte mal Wochen lang niemanden gebissen ohne das es wer gemerkt hatte.

So fasste ich einen Entschluss. Heute würde ich mir mal kein Opfer suchen, sondern einfach die Zeit hier genießen.

"Entschuldigung?", hörte ich aufeinmal eine tiefe Stimme hinter mir. Ich befand mich in einer kleinen, schmalen Gasse und konnte auch als ich mich umgedreht hatte nur die Umrisse desjenigen erkennen, der mit mir sprach. Ich war dementsprechend misstrauisch: "ja?" Der Typ trat etwas aus dem Schatten. Immer noch sah ich nur wenig, aber wenigstens waren jetzt seine weichen Gesichtszüge zu erkennen.

"Habe ich dich etwa erschreckt?"

Langsam schüttelte ich mit dem Kopf.

"Nicht sehr gesprächig?"

Wieder schüttelte ich den Kopf. Man was wollte der jetzt von mir. Jetzt schwieg er jedenfalls. Er trat noch einen Schritt auf mich zu und ich erkannte seine dunklen Haare. Dunkle lockige Haare. Als er wieder zu sprechen begann zuckte ich zusammen, weil ich so in meine Bemusterung vertieft gewesen war: "Ich bin dir schon eine Weile gefolgt. Du sahst so verloren aus.Weißt du wo du hinwillst?"

Seine Stimme klang freundlich. Allmählich verschwand mein Misstrauen gegenüber diesem Kerl. Dabei wusste ich nicht mal wer er war. Ich erhob meine Stimme: "Ich habe kein bestimmtes Ziel. Einfach nur rumlaufen." Der Typ schien etwas überrascht, dass ich mich doch noch entschieden hatte mit ihm zu reden, aber auch erfreut.

"Dann noch viel Spaß.", sagte er lächelnd.

Dann verschwand er im Schatten.

War weg.

Sollte mir Recht sein. Doch dann verspürte ich wieder dieses gefühl in meiner linken Brust, welches ich nicht hatte zuordnen können. Ruckartig schweifte mein Blick in die Richtung in der der Junge verschwunden war, denn ich glaube das Gefühl hatte etwas mit ihm zu tun.

Und damit meinte ich kein Gefühl wie die die ich sonst auch hatte. Meine Gefühle waren mehr Vorahnungen und Tatsachen, aber das gerade. Das war ein Gefühl. So eins wie sie Lou hatte. Aber ich hatte sowas nicht. Konnte sowas nicht haben. Gefühle. Nein.

Was war nur los mit mir?

Mit Lou?

Mit uns?

Two Faces in One - A Vampire Story (Louis Tomlinson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt