Gefährliche Visionen

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Louis POV

Als Lou mit seiner Geschichte fertig war, nickte Xander, als hatte er damit gerechnet. Ich war es echt satt, dass alle mehr zu wissen schienen als ich. Doch ich fragte nicht nach, wenn es wichtig war, würde er schon mit der Sprache rausrücken.

Er hatte aber meinen Blick bemerkt und erklärte jetzt: "Ich wusste, dass es möglich sein konnte, dass ihr die Kinder des Bösen seid. Als ich klein war kannte ich eure Mutter."

Das war neu. Er kannte Mutter? Die Frau, die uns angeblich von einer schlimmen Krankheit im Kindbett, genommen wurde?

Neugierde bildete sich in mir. Xander hatte aber schon wieder zum Thema Revolution gewechselt. Frustriert seufzte ich auf. Harry gab mir immer wieder kleine Küsse in den Nacken. Wahrscheinlich um mich zu beruhigen. Tja das ging nach hinten los. Es machte etwas mit mir, was mir nicht so oft passierte: Ich wurde nervös.

Schnell konzentrierte ich mich wieder auf Xander. Dann fiel mir auf, dass ich im Raum fünf Personen nicht kannte. Über Lous Band erfuhr ich wer sie waren.

Die Vampirzwillinge Hell und Hunter und drei Menschen. Nell, Sam und Eric.

Mit Vertrauen gegenüber Fremden habe ich es nicht so sehr. Aber ich merkte, dass Lou sie nett fand. Na super. Andererseits waren sie Verschwörer und daher auf unserer Seite. Ganz sicher.

"Der Plan ist riskant. Aber im Moment fällt mir nichts besseres ein. Wir habe einfach zu wenig Zeit." Xander klang etwas frustriert. Und ich. Ich hatte den Plan verpasst.

Plötzlich ließ Lou einen erstickten Schrei los. Dann sah er total abwesend aus. El sah kolosal überfordert aus und Robbie daneben stützte ihn. Am Liebsten wäre ich aufgesprungen und zu ihm geeilt, aber Harry hinderte mich.

"Alles gut Louis. Meinst du nicht auch er hat eine Vision? Lass ihn...", flüsterte er in mein Ohr.

Sofort wurde ich ruhiger. Wenn es eine Vision war, und den Anschein hatte es, dann passierte Lou nichts.

Einige Minuten später schnappte Lou nach Luft. Sein Blick bohrte sich in meinen.

"Louis. Wir müssen reden. Unter vier Augen."

Er wirkte so eindringlich, dass ich gehorchen musste. Von verwirrten Blicken verfolgt verließen wir den Raum.

"Er will dich sterben sehen.", flüsterte Lou leise.

Jetzt war ich verwirrt.

"Unser Vater", erklärte Lou, "Wenn jemand stirbt dann du, hat er gesagt. Er weiß von Harry und Eleanor. Das bedeutet, er weiß, dass alle Weichen für die Revolution offen stehen. Er wird damit rechnen. Wir haben so gut wie keine Chance."

Seine Verzweiflung sickerte in jede Pore meines Körpers.

Das war ein echtes Problem. Wenn der Böse von Harry und El wusste, war er sich auch unseres Regelverstoßes mehr als bewusst. Das wiederum ließ darauf schließen, dass Dragomir es auch wusste. Und Ben.

Wieso hatte der Mistkerl uns nicht gewarnt? Wo er doch so ein toller Verschwörer war? Mist verdammter.

"Mit wem hat er gesprochen?"

Lou schwieg.

"Mit wem, Lou?"

Es schien, als müsste er all seinen Mut zusammen nehmen, um die Antwort herauszubringen:

"Mit Feline."

Feline. Die Bibliothekarin. Wie war die denn bitte in diese Sache verstrickt?

"Und du weißt nicht wer er ist?"

"Ich konnte nie sein Gesicht erkennen."

Ich nickte traurig. Super, mein eigener Vater will mich erst zum Menschenmörder machen und jetzt will er mich wohl umbringen. Tolle Familie hab ich da. Wirklich nett.

Entschlossen lief ich wieder ins Wohnzimmer. Alle hier verdienten die Wahrheit. Also erzählte ich ihnen alles. Dass der Böse wusste, die Revolution war möglich. Dasd er mich töten wollte. Und was sonst noch alles.

Bedrücktes Schweigen senkte sich über alle. Nur Harry bebte vor Wut und rannte aus dem Zimmer.

"Gleich hast du eine Tasse weniger El.", flüsterte Lou ins allgemeine Schweigen. Er brachte damit alle zum Lachen. Außer mich.

Nach einer Zeit folgte ich Harry. Tatsächlich lagen wieder, wie beim letzten Mal ein paar wenige Scherben auf dem Boden. Aber dieses Mal blutete Harry.

"Ohh Gott Harry!", stammelte ich. Dann taumelte ich zu ihm. Klar hatte ich kein Problem Blut zu sehen aber Harry bluten zu sehen tat mir im Herzen weh. Welch Ironie, man bedenke, dass ich kein Herz besitze.

"Ich.. Ich wollte die Scherben wegräumen.", weinte Harry. Er weinte nicht wegen den Blutenden Händen, das wusste ich gut genug. Er weinte meinetwegen. Weil mein Vater mich tot haben wollte.

Zärtlich umfasste ich seine Handgelenke, führte ihn zum Waschbecken und wusch das Blut ab. Zum Glück waren es nur viele kleine schnitte und nicht ein großer tiefer. Harry weinte immer noch.

"Hey Schatz... ich weiß es klingt dumm, aber alles wird gut.", murmelte ich in seine Haare, während ich ihn fest umarmte.

Später kam Lou zu uns. Wir standen immer noch eng umschlungen in der Küche.

"Xander sagt, wir müssen den Plan ändern. Anstatt in drei Tagen, wenn es der Böse erwartet, schlagen wir morgen zu."

Ich nickte.

"Komm, damit ihr den Plan auch wisst."

Es war unnötig, dass er gekommen war. Das hatte ich alles schon in seinen Gedanken gesehen. Trotzdem nickte ich dankbar.

Als Lou weg war, wischte ich Harry die Tränen aus dem Gesicht.

"Du bist stark.", flüsterte ich und küsste ihn sachte. Dann nahm ich seine Hand. Wir gingen zu den anderen.

Xander erklärte seinen Plan. Zugegeben er war ganz gut. Der vorherige Plan musste schlechter gewesen sein, denn die anderen sahen um einiges zufriedener aus.

Doch dann hatte Lou noch eine Vision.

Als er aus dieser wieder ausbrach, sah er geschockt aus.

"Er hat mich bemerkt."

Wir sahen ihn alle ohne Verständnis an. Nichtmal ich konnte aus seinen wirren Gedanken schließen was passiert war.

"Er hat gemerkt, dass ich da war. Er hat gesagt 'Na mein Sohn. Wo versteckst du dich' Dann war ich raus aus der Vision."

Diesesmal nickte Xander nicht. Er sah geschockt aus.

"Du hast nicht nur ein Band zu Louis.", sagte er fast tonlos, "Du hast auch eines zu deinem Vater. Allerdings scheint es nicht genauso zu funktionieren, wie eures, sonst hätte er uns schon lange aufgespürt."

Das klang logisch. Wüsste er wo wir sind, würde er uns hier rausholen und die Verschwörer... nun ja vernichten.

Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken runter. Beruhigend strich Harry mit der Hand über meinen Arm. Ich war ihm sehr dankbar für diese Geste.

Lou sprach wieder: "Ich glaube es hängt mit den Visionen zusammen."

"Du meinst eine Vision, im Austausch gegen einen von deinen Gedanken?", riet Robbie. Netterweise ohne das dumme Grinsen.

Lou nickte.

Alle dachten darüber nach.

Je länger ich das überdachte, desto logischer wirkte es für mich.

Und das war gefährlich.

Two Faces in One - A Vampire Story (Louis Tomlinson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt