Part 29

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„Hey Sonnenschein, wie läuft es?“ , fragte Caroline als ich am Montag richtig deprimiert an der Uni ankam.
„Sei froh, dass Selena bei uns wohnt sonst wäre ich im Jogging Anzug hier aufgetaucht.“ , knurrte ich müde.
„Komm der Unterricht wird dich sicher auf andere Gedanken bringen.“
„Ich habe einen Song geschrieben.“ , teilte ich mit und Caroline sah mich glücklich an.
„Und?“
„Er handelt davon, dass ich ohne ihn ein Problem weniger habe. Allerdings war ich dabei betrunken und habe am nächsten Tag gemerkt, dass ich dich hälfte nicht mal so meine.“ , murmelte ich und ich setzte mich auf einen Sessel im Vorlesungssaal.
„Caroline und Allison ihr müsst zur Dekanin.“ , sagte unser Gesangsprofessor, der plötzlich hinter uns stand und wir zuckten auf.
„Es liegt bestimmt daran, dass wir die letzten zwei Wochen nicht ein mal zum Unterricht erschienen sind.“ , murmelte sie. 
„Und was wollen wir ihnen erzählen?“ , fragte ich mit hochgezogenen Augenbraun.
„Hast du eine Idee?“ , fragte Caroline hoffnungsvoll und ich seufzte genervt.
„Überlass das Reden mir.“ , entgegnete ich und wir bogen in das Büro der Dekanin.
Die Sekretärin wies uns auf den Stühlen zu warten und ich legte meinen Kopf zurück und schloss kurz die Augen.
Als Caroline mir schlagartig ihren Elbogen in die Rippen rammte zuckte ich auf.
„Was ist?“ , zischte ich und sie wies mich mit ihren Kopf in eine Richtung. 
Justin saß gegenüber von uns und ich hielt meinen Atem an. Ich sah ihm an wie unangenehm ihm diese Situation war. 
Unsere Blicke trafen sich und wir beide klebten praktisch aneinander. Ich musste hart dagegen ankämpfen nicht sofort in Tränen auszubrechen.
„Ms. Collister, Ms. Hamilton, Mr. Bieber bitte.“ 
Die Stimme riss mich wieder zurück in die Realität und ich sprang auf und folgte Caroline in das Büro der Dekanin. 
„Setzt euch.“ , sagte die blonde Frau.
Neben mir nahm Justin platz und sein Duft stieg mir direkt in die Nase.
„Gibt es eine gute Erklärung, warum ihr drei die letzten zwei Wochen den Unterricht geschwänzt habt? Oder habt ihr das Datum des Semsteranfangs verfehlt?“ , sagte die Frau streng.
Mein Blick wandte sich von ihr ab und wanderte zu Justin´s Hand die auf seinem Schoß lag. Ich verkrampfte und krallte meine Nägel in meinen Oberschenkel.
Mein Herz wurde spürbar schneller und es verunsicherte mich. Diese Gefühle die er auslöste ließ mich wirklich fragen was mit mir los war. Nie hatte mich ein Junge so schwach gemacht wie er, nie hatte ich mir generell so groß etwas aus Jungs gemacht. Nie wurden meine Knie so weich oder mein Herz so schnell. Nie fühlte ich so viel gleichzeitig. Freude, Trauer, Liebe. Liebe, was sollte dieser Scheiß. War das eine Lehre Gottes um mir zu zeigen, dass ich Nonne werden sollte, weil ich für die Liebe einfach nicht geschaffen war? 
„Ms. Collister?“ , riss mich die Dekanin aus meinen Gedanken und ich zuckte auf.
Mein Blick wanderte hoch zu Justin´s Gesicht. Er musterte mich mit seinem kalten unerträglichen Blick. Ich wandte ihn so schnell wie möglich ab und versuchte der Dekanin meine Aufmerksamkeit zu geben.
„Stimmt das? Dass sie drei im Ausland waren um Mr. Bieber´s kranken Großvater zu besuchen?“
Hastig nickte ich. 
„Es tut mir leid, so etwas wird nicht mehr vorkommen.“ , murmelte ich.
„Ich hoffe es für euch alle drei.“ , schnaubte sie. „Ihr könnt jetzt gehen.“
Wir verließen ihr Büro und stillschweigend gingen wir den langen Flur hinunter. 
„Weißt du wieso sie von meinem Gefängnisaufenthalt nichts wissen? Das ist doch staatliche Sache und weiß jeder.“ , fragte Justin plötzlich und sah mich durchdringend an.
Es hörte sich so an als wären wir irgendwelche Studienkollegen. Verdammt tat das weh.
„Mr. Morgan müsste das geklärt haben. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht an die Öffentlichkeit hängen will und, dass unsere Ausbildung daran nicht leidet.“ , sagte ich kaum hörbar. 
Justin nickte und machte schließlich kert und verschwand. Mit Tränen in den Augen sah ich zu Caroline.
„Das kann doch nicht sein, dass ihm all das was wir erlebt haben, egal ist?“ , schluchzte ich.

4 Wochen später

Alles was ich tat war in die Uni zu gehen, nach Hause und schlafen. Öfters hatte ich extra Proben im Tanzunterricht, da gegen Ende dieses Jahres eine große Aufführung bevorstand und ich eine ziemlich große Rolle bekam worauf ich stolz war. Durch das viele Proben konnte ich mich gut von Justin ablenken und mich auf meine Zukunft konzentrieren. Bei dem Auftritt werden wichtige Leute dabei sein und ich habe meine Mom schon angerufen, dass sie herfliegen sollten und sich das ansehen sollten. 
Ich war gerade auf den Weg nach Hause als mein Handy mich aus meinen Gedanken riss.
„Johan!“ , schrie ich überglücklich endlich mal wieder etwas von meinem Bruder zu hören.
„Alli, wie schnell kannst du nach Alabama kommen?“ , fragte er hektisch und ich blieb stehen.
„Johan was ist los?“
„Alli, pack einfach ein paar Sachen und flieg mit dem ersten Flieger hier her. Bitte.“ 
Johan legte auf. Mein Herz schlug doppelt so schnell wie vorher, was war los? Es war dringend deswegen gehorchte ich meinem Bruder und versuchte Mason zu erreichen doch der hob mehrmals nicht ab. 
„Verdammt.“ , knurrte ich.
„Alli, was ist los?“ , fragte Ryan der plötzlich hinter mir stand.
„Irgendetwas ist los Ryan. Johan hat mich gerade angerufen ich muss mit dem nächsten Flieger nach Alabama und ich weiß nicht wie ich nach Hause und zum Flughafen so schnell wie möglich komme.“ , fuchtelte ich hektisch herum.
„Justin holt mich hier gleich ab, er fährt dich bestimmt. Wenn du deinen Stolz runter schlucken kannst?“
„Es geht um meine Familie, wenn das die letzte Lösung ist, na schön.“
Gerade als ich das sagte, bog Justin´s eingerosteter Truck in die Einfahrt. Ich lief auf das Auto zu und er kurbelte die Scheiben runter.
„Justin du musst mich so schnell wie möglich nach Hause fahren und dann zum Flughafen. Bitte es ist wichtig.“ 
Er nickte, sagte aber kein Wort. Ich stieg neben ihm ein und Ryan machte es sich auf der hinteren Bank bequem. Ich versuchte Johan noch einmal zu erreichen aber er ging nicht ran. Schließlich versuchte ich Mom anzurufen die ebenfalls nicht abhob. Zuhause angekommen lief ich in die Wohnung rauf packte ein paar Sachen und meinen Notgroschen an Geld in einen Rucksack und hinterließ Mason und Steve einen Zettel.
Dann lief ich wieder runter und setzte mich wieder in den Wagen.
„Ich habe beim Flughafen angerufen ob noch ein Ticket für den Flug in 45 Minuten frei ist. Wenn wir es in 15 Minuten hinschaffen, bekommst du das Ticket.“ , erklärte Justin mir als ich einstieg und ich sah ihn mit großen Augen an.
„Ehm wow danke Justin.“ , sagte ich lächelnd und ich verlor mich in seinen Augen.
Und er schien sich auch nicht wirklich unter Beherrschung zu haben, denn er fuhr nicht los. Sein Blick blieb an mir kleben.
„Ich will ja nicht sagen aber 15 Minuten.“ , sagte Ryan von hinten und Justin zuckte zusammen und startete den Wagen. 
Ich spürte Unsicherheit in mir, ich hasste es wenn ich keine Ahnung hatte was los war und das hatte ich nicht. Aber Johan klang weder amüsiert oder sonst was. Er klang unsicher, so wie ich mich gerade fühlte. Also war es wirklich ein Notfall. Sonst würde er nicht verlangen, dass ich sofort kommen sollte.
Justin drückte auf Vollgas und ich war gerade mehr als dankbar, dass er da war. Als wir am Flughafen angekommen waren wurde ich noch nervöser als ich es sowieso schon war. 
„Danke Justin ich schulde dir was.“
Ich wollte gerade zur Tür raus als Justin mich an meinem Armgelenk festhielt und nochmal ins Auto zurück schob. Er verschränkte unsere Finger miteinander und plötzlich war sein unerträglicher kalter Gesichtsausdruck verschwunden und er sah mich liebevoll an. Der Junge hatte mehr Gefühlsschwankungen als jede Frau. 
„Justin.“ , murmelte ich kaum hörbar und er führte meine Hand zu seinem Mund. 
Er verteilte zwei Küsse darauf und sah mir in die Augen.
„Ich weiß nicht was los ist, aber pass auf dich auf, Alli.“ , murmelte er und lies mich dann los.
Ich blieb noch für einige Sekunden an ihm hängen stieg aber dann schließlich aus und verschwand in dem Getümmel, des Flughafens. 
Immer wieder strich ich mir über die Stelle wo Justin seine Lippen platziert hatte und ich grinste etwas. 
Am Schalter angekommen hoffte ich, dass mein Ticket noch da war. Und ich hatte Glück es war tatsächlich noch da und eine halbe Stunde später saß ich im Flieger nach Alabama.

Am Flughafen angekommen bekam ich eine SMS von Johan, dass Sam mich vom Flughafen abholen würde. Sobald ich draußen Stand sammelte sich meine Nervosität wieder an. Ich wusste immer noch nicht, was los war, vielleicht wusste Sam Antworten.
Als sie um die Ecke bog umarmte ich meine beste Freundin fest und war froh sie wieder in meine Arme schließen zu können.
„Weißt du was Sache ist?“ , fragte ich Sam ungeduldig.
Sie schüttelte den Kopf.
„Johan hat mir nur gesagt, dass ich dich ins Krankenhaus fahren sollte, ich gehe nicht aus, dass es gute Nachrichten geben wird.“ , erklärte Sam bedrückt und ich spürte wie mir das Herz in die Hose sackte.
Ich fing an unerträglich zu Zittern.
„Gib Gas Sam, bitte.“ , schluchzte ich beinahe und eine halbe Stunde später kamen wir am Krankenhaus an. Ohne auch irgendetwas zu sagen lief ich hinein und suchte nach meinem Bruder. Bis ich schließlich in ihn hineinrannte.
„Johan, verdammt was ist los?“ 
Er sah aufgelöst aus. Er hatte rote Augen. Er hatte eindeutig geweint. Meine Magengrube zog sich zusammen.
„Johan.“ , murmelte ich zittrig.
Hinter ihm erschien eine mir fremde Frau.
„Elisabeth, kannst du bitte nachsehen ob es hier irgendwo Kaffee gibt?“ 
Sie nickte lächelte mich kurz an und verschwand schließlich.
„Wer ist das? Johan antworte mir!“ , schrie ich ihn an.
„Mom hat Krebs. Sie hat nicht mehr lange zu leben.“ , schluchzte er. 
Ich spürte wie eine Welt um mich zusammen brach. Alles um mich herum wurde ausgeblendet. Mein Herz zersprang in tausend Stücke und mein Zittern wurde nur verstärkt.
Johan nahm meine Hand und drückte sie fest.
„Sie wird nur noch ein paar Tage leben. Sie ist sehr schwach.“
Ich brachte kein Wort heraus, ebenso Johan tat sich hart um überhaupt etwas zu sagen. 
„Mom selbst weiß es seit über einem Jahr. Sie wollte es uns nur nicht sagen.“
„Ich habe in den letzten Monaten kaum Zeit mit ihr verbracht und jetzt stirbt sie in ein paar Tagen? Nein.“ , murmelte ich und in meinen Augen brannten schon die ersten Tränen die dann schließlich meiner Wange hinunter liefen.
„Ist sie in diesem Zimmer?“ , hackte ich nach und Johan nickte.
Ohne zu zögern betrat ich es und da lag sie. Meine Mutter, schwach und am sterben. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich so eine starke Frau mal so schwach sehen würde.
„Mom.“ , schluchzte ich.
Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und nahm ihre Hand.
„Meine wunderschöne Tochter.“ , hauchte sie.
Meine Tränen machten keinen halt und ich musste wirklich aufpassen, dass ich nicht richtig anfing loszuheulen.
„Wieso hast du uns nie was erzählt?“
„Ich wollte nicht, dass ihr es wisst mein Schatz. Ich habe gesehen, dass ihr beide fest im Leben steht und mich nicht mehr braucht. Ich bin müde Alli, ich wünsche mir seit dem Unfall deines Vaters nichts sehnlicheres als wie zu ihm zu gehen. Als er starb wusste ich nicht weiter.“ , erklärte sie und ich sah sie an.
Sie war eine wunderschöne und bemerkenswerte Frau.
„Mom wir brauchen dich. Du hättest es mit Chemos überstehen können wir wären bei dir gewesen.“ 
„Und du hättest alles was du dir in New York aufgebaut hast aufgegeben.“
„Ich hätte das Studium verschieben können.“ , murmelte ich. „Mom wieso hast du das getan. Johan und ich brauchen dich wirklich.“ , weinte ich und ich konnte mich nicht mehr halten.
Sie lächelte mich an.
„Ich rede nicht nur von dem Studium. Ich rede von deinen Freunden und von Justin.“ , fing sie an und ich erstarrte kurz. „Und wenn ihr mich braucht wache ich da oben über euch.“
„Mom, Justin ist wirklich unwichtig.“
„Ich weiß was er getan hat.“ , murmelte sie. „Ich wusste, dass da etwas faul ist und habe es aus Johan herausgepresst. Ich mag den Jungen trotzdem und weiß, dass er gut auf dich aufpassen wird und ich war stolz auf dich wie ich gehört habe, wie sehr du um ihn kämpfst und jetzt sag mir nicht, dass er unwichtig ist. Er bedeutet dir mehr als jeder andere auf dieser Welt. Ich weiß, dass ich jetzt gehen kann und ihr beide in guten Händen seid.“
Sie verfestigte den Griff um meine Hand und ich sah nur nach unten und beobachtete wie die Tränen auf den Boden tropften.

Rollercoaster of my feelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt