Part 16

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„Alli, Schatz. Es ist Heilig Abend, wach auf!“ , wurde ich von meiner Mutter zwei Tage später geweckt.
Ich hatte mich so schnell in meinem altem Zuhause eingelebt und es ich genoss es wirklich hier zu sein.
Langsam öffnete ich meine Augen und Mom war schon wieder verschwunden. Fast blind suchte ich mein Handy bis ich es schließlich fand. Ich ging meine Nachrichten durch. Keine von Justin. Es gab kein Lebenszeichen.
Ich wollte nur wissen wie es ihm geht und ob er zu Weihnachten hoffentlich nicht alleine war.
Langsam machte ich mich fertig und setzte mich runter. Der Tisch war voll mit Essen und alle saßen um den Tisch. Bis auf Sam, sie war bei ihr zuhause. Ich lächelte in die Runde und lies mich neben meinem Bruder fallen. 
„Na kleines. Wie geht’s?“ , fragte er und ich zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich ganz gut, ich bin so froh hier zu sein.“ , murmelte ich grinsend und nahm einen Bissen von meinem Brot. 
„Alli? Was hältst du davon, dass wir Sam abholen gehen und dann in die Mall fahren, so wie früher.“
Und ganz plötzlich fühlte ich mich wie die zwölfjährige Alli, die keine Probleme hatte. Nicht einen völlig schrägen Jungen liebte, sondern in Alabama wohnte und zur Middle School ging. 
Mag kindisch klingen aber manchmal vermisste ich das. 

Später an diesem Tag als wir von dem Einkaufsbummel zuhause ankamen war Sam´s Familie bei uns. So wie jedes Jahr seit ich denken konnte. Unsere Mütter kochten immer das beste Essen während wir alle im Wohnzimmer saßen und redeten, Spiele spielten oder Kram machten was mich früher immer nervte, doch dieses Jahr, zum ersten Mal seit langem, gefiel es mir. Es war schön, doch ich musste trotzdem an Justin denken.
„Hat er sich gemeldet?“ , flüsterte Sam mir zu und ich schüttelte den Kopf.
„Seit zwei Tagen nichts.“ , murmelte ich und ich spürte schon wie sich die Tränen anbahnten.
Sam lächelte mich an.
„Vielleicht ist es auch besser so.“ , wisperte sie.
Ich sah zu Boden, ich wollte nicht, dass es besser so ist. Ich schnaubte. Plötzlich klingelte es und alle sahen auf. 
„Ich mach schon auf.“ , sagte Johan und ich lies mich wieder zurück in die Couch sinken und versuchte dem Gespräch zu folgen um mich abzulenken. 
„Eh Alli? Da ist ein Junge Namens Justin vor der Tür.“ , sagte Johan als er im Türrahmen stand. 
Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen und Sam und ich rissen unsere Augen auf. Sie sprang auf und riss mich am Arm hoch.
„Was macht der hier?“ , zischte ich nervös und krallte mich in ihrem Arm fest. 
Sam grinste.
„Er vermisst dich vielleicht.“ 
Ein lächeln spielte sich um meinen Mund. 
„Geh zur Tür.“ , knurrte sie.
Langsam trat ich den Weg zur Tür an und meine Knie waren weich wie Butter. Da stand er und als er mich erblickte lächelte er leicht. Er wirkte so verletzlich. 
„Justin, was machst du hier? Es sind über tausend Kilometer von New York.“ , hauchte ich kaum hörbar, da ich so sprachlos war.
„Ich, Ich musste dich sehen.“ , murmelte er und ich sah ihn mit großen Augen an.
Justin grinste etwas aber eine unangenehme Stille war zwischen uns. 
„Ich vermisse dich.“ , flüsterte Justin und er ergriff meine Hand. „Ich hatte Angst, dass du mich wohlmöglich jetzt hasst.“ , fuhr er fort und ich schluckte.
„Du weißt was ich dir gesagt habe.“ , fuhr ich ihn leise an und Justin kam einen Schritt näher und nickte.
„Ich liebe dich.“ , sagte Justin leise und mir blieb der Atem weg. „Das war so wichtig.“
Justin lies mich runter und ich sah ihn an. 
„Warte was?“ , flüsterte ich.
„Ich war mir noch nie so sicher bei etwas und ich mag manchmal Gefühlskalt wirken aber ich bin mir sicher, dass..“ , er brach kurz ab und leckte sich über die Lippen. „Ich dich liebe.“ 
Justin legte seine Finger an mein Kinn und strich mit seinem Daumen über meine Lippen.
„Es ist Weihnachten, ich habe gehört da sollte man die Wahrheit sagen.“ 
Ich biss mir leicht auf die Zunge und sah ihn überwältigt an. Justin lächelte mich unsicher an und schließlich drückte ich ihn eng an mich und er schlang seine Arme um mich.
„Ich werde dir alles sagen was du wissen willst.“ , flüsterte Justin. „Aber ich geh jetzt besser.“ 
Ich löste mich und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Dann deutete er ich sollte mich umdrehen und Sam´s und meine gesamte Familie stand hinter uns.
„Nein, komm rein.“ , sagte ich. 
Doch bevor ich ihn, in mein Haus zog küsste ich ihn. Justin umfasste mein Gesicht mit seinen Händen und presste seine Lippen auf meine. Er grinste leicht in den Kuss und ich fuhr mit meiner Hand durch seine Haare und zog seinen Geruch ein. 
„Du bleibst hier.“ , flüsterte ich als wir uns lösten und ich nahm seine Hand.
Ich schloss die Tür hinter mir und biss mir in die Lippen als ich die Gesichter meiner Familie sah. 
„Das ist Justin eh.“ , versuchte ich ihn vorzustellen.
Justin verschränkte unsere Finger miteinander.
„Allison´s Freund.“ , ergänzte Justin freundlich und ich sah ihn noch baffer an.
Meine Mutter hob ihre Augenbraun und zeigte als erster von allen Reaktion. 
„Ich denke ich gehe doch wieder.“ , redete Justin wieder und auch ich wie alle anderen starrten ihn an als wäre er ein Alien. Bis auf meine Mom. Sie umarmte ihn und nun wurde auch Justin etwas starr und doch erwiderte die Umarmung schließlich.
„Du bleibst bei uns.“ , sagte meine Mom und Justin nickte etwas unsicher. 
Ich lächelte.
„Und jetzt steht nicht alle so rum und glotzt so, lasst die beiden erst mal alleine.“
Meine Mom deutete mir, dass wir verschwinden sollte und ich zog Justin hoch in mein Zimmer. 
Er sah sich leise in meinem Teenager-Zimmer um und als ich ihn so beobachtete lies ich mir das gerade Passierte nochmal ablaufen. Hatte er das ich liebe dich wirklich ernst gemeint? Ich konnte es nicht glauben, dass er das gesagt hat, dass er hier war. 
Als Justin sich neben mich auf mein Bett setzte riss er mich aus den Gedanken. 
„Wie geht es deiner Wunde?“ , fragte ich schließlich und ich fuhr vorsichtig mit einem Finger über den blauen Fleck in seinem Gesicht.
„Was mag deine Familie nur denken?“ , fragte Justin und spielte auf die Verletzungen in seinem Gesicht an.
„Nichts, mein Bruder hatte sich früher, er war vielleicht ein Jahr jünger als du, immer, wegen jedem scheiß geprügelt, er hatte ständig ein Blaues Auge oder aufgeplatzte Lippen. Er tat das um ein Mädchen zu beeindrucken.“ , erklärte ich leise und Justin grinste etwas. „Seit wann kümmert es dich was Leute von dir denken?“ 
„Es sind nicht irgendwelche Leute, es ist deine Familie.“ , hauchte er gegen meine Lippen.
Ich grinste und bevor er mich küsste wich ich zur Seite und stand auf. Er wusste was ich wollte.
„Justin ich will Antworten.“ , murmelte ich und er nickte.
„Ich weiß. Was willst du wissen?“ , fragte er und zog mich auf seinen Schoß. „Und du gehst nicht von diesem Schoß bis ich fertig geredet habe.“
„Ich will alles wissen, soweit du mir vertraust.“ 
Justin schloss kurz die und zog scharf die Luft ein. Er sah mich an und er wollte etwas sagen aber es kam nichts aus seinem Mund.
Doch dann nach ein paar Sekunden Stille machte er einen weiteren Versuch und sprach.
„Ich vertraue dir mehr als allen anderen ich hab nur Angst, dass du gehst. Deswegen zögere ich, dir alles zu erzählen.“ , erklärte. 
Ich strich über sein Gesicht und lächelte. 
„Ich gehe nicht, ich verspreche es dir.“ 
Justin nickte.
„Es fing damit an, dass meine Familienverhältnisse nicht gut waren. Mein Vater schlug meiner Mutter und auch mich. Er ist Alkoholiker und war auch Drogenabhängig.“ 
Justin starrte in das Leere als würde sich ein Film vor seinen Augen abspielen und ich umklammerte seine Hand. 
„Mit fünfzehn lief ich weg, fand Unterschlupf bei einem bekannten doch nach sechs Monaten verschwand dieser Spurlos und hinterlies einen Zettel auf dem stand „Du schaffst das schon“. Er überlies mir sozusagen seine Wohnung, was für mich zum Vorteil war, trotzdem war ich erst knappe sechzehn und wusste nicht wie ich mich auf den Beinen halten sollte. Nach Hause wollte ich auf keinen Fall, wenn ich daran nur dachte, bekam ich Angst und Angst konnte mir auch zu diesem Zeitpunkt fast keiner machen.“ 
Justin machte kurz Pause und sah zu unseren verschränkten Händen. Ich streichte mit meinem Daumen darüber um ihm zu zeigen, dass ich hier sitze.
„Meine Schule war nicht die beste, die „Problemfälle“ gingen da hin und ich war einer jener Schüler die vielen Probleme verursachten. Da ich oft Wutanfälle hatte und einfach manches was in mir vorging nicht steuern konnte. Meine Eltern sich nicht einmal die Mühe machten mich zu suchen. Sie wussten ich ging dort zur Schule wenn ich ihnen wichtig gewesen wäre, hätten sie mich gesucht.“ , Justin brach kurz ab, er leckte sich über die Lippen und seine Blicke wanderten durch den Raum und blieb bei einem Bild hängen, wo mein Vater und ich abgebildet waren. 
Ich sah auf den Boden und Justin seufzte. 
„Aufjedenfall stürzte ich immer weiter ab, Alkohol wurde mein bester Freund und ich wusste nicht wie ich weiter überleben sollte. Bis ich Carter traf, er brachte mich in das Drogen Geschäft, ich bekam Geld, Geld um mir einen Lebensraum zu schaffen. Doch ich bekam auch Feinde und ich war in Kreisen in denen ich nie sein wollte. Doch mir war alles egal. Ich wurde verletzt. Ich schaltete meine Gefühle aus und wollte einfach nur meinen Spaß haben und mein Leben irgendwie leben. Ich bekam ein Stipendium für das College, da mich ein Professor mal singen gehört hatte und in mir vieles sah. Doch die Drogen Geschichten hörten nicht auf und ich bekam riesige Schulden, da ich mich zu Weit aus dem Fenster gelehnt habe. Ich dachte ich könnte, das alles locker abbezahlen, doch ich war weggetreten und gab es aus für Alkohol, für andere Drogen und für diverse Späße. Carter und seine Gang drohen mir mich umzubringen. Ich konnte sie immer hinhalten und ich arbeitete weiterhin für ihn, doch jeden Abend drohte er mir auf das neue mich umzubringen wenn ich ihm das scheiß Geld nicht bringe.“
Justin wurde ruhig und ich lies alles auf mich wirken. Justin saß vor mir wie ein offenes Buch und er kam mir das erste Mal wie ein normaler Mensch vor auch wenn er nicht gerade die normalsten Probleme hatte.
„Ryan und Chaz wurden vor ein paar Monaten da auch mithineingezogen, doch ich konnte sie rausbringen. Ich sitz trotzdem noch ziemlich tief in der Scheiße.“
Ich schloss kurz die Augen um klar zu denken.
„Wie viel schuldest du ihm?“ , fragte ich und Justin schnaubte.
„Achthundertausend.“ 
Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Speichel. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und sah ihn an.
„Carter sucht mich im ganzen Staat und ich habe Ryan und Chaz schon gesagt, dass sie untertauchen sollen, weil er ganz genau weiß, dass mir die zwei was bedeutet. Ich habe nicht viele Menschen die mir was bedeuten, doch er kann die wenigen die ich noch habe, umbringen. Eiskalt.“ , erklärte er. „Deswegen bin ich auch hier, weil ich sehen musste, dass es dir gut geht. Carter bekommt alles raus und sobald mir jemand was bedeutet ist er auch hinter ihm her.“
Kurz schloss ich die Augen und stellte mir diesen Carter bildlich vor. So ein schmieriger Typ mit Ringen an den Fingern, der im Geld nur schwamm. Dann richtete ich meinen Fokus wieder auf Justin und seine Worte. Leicht lächelte ich als er indirekt erwähnte, dass ich ihm etwas bedeutete, vor ein paar Tagen fühlte ich mich noch nutzlos ihm gegenüber und jetzt das. 
Aber es war gerade wirklich nicht der Zeitpunkt darüber nachzudenken.
„Ich will dich da nicht mithinein ziehen Allison. Wirklich nicht, aber ich kann nicht einschlafen wenn du nicht bei mir bist, in der Angst er könnte dich finden. Du musst mit mir abhauen. Morgen.“ 

Rollercoaster of my feelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt