Kapitel 16

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Mert's Sicht:

In Stuttgart lief alles besser als ich dachte.
Rene wurde operiert und war auch schon wach.
Vor der Tür war aber Dardan mit seinen Jungs, man merkte schon, dass er Siciyo (Angst) bekommen hat als er mich sah.
Ich rannte direkt auf ihn los und gab ihm eine fette Faust auf seine Fresse.
Er lag auf dem Boden und stand heulend auf.
Dardan: „Bruder es tut mir leid ich hätte nicht gedacht, dass er im Krankenhaus landet."
Ich: „Junge, halt deine Fresse. Das hättest du dir denken können, bevor du einen Typen schlägst, der 24/7 bekifft ist."
Dardan: „Vallah Bruder wusste ich nicht."
Ich: „Jaja am Telefon hast du 10 Kilo Yarak und hier heulst du vor mir rum wie ne Pussy. Jetzt verpiss dich und wenn du nochmal meine Jungs langweilst, ficke ich deine Mutter höchstpersönlich."
Der und seine Jungs gingen und ich schrie ihm noch hinterher: „Du kannst mich ab heute Vater nennen, mein Sohn."
Zu dem Satz blieb er kurz stehen, doch einer seiner Jungs zog ihn weiter an seinem Arm.

Als die weg waren fiel mir ein, dass ich kein Akku mehr hatte und mein Handy aus war. Ich hatte Dilara auch nicht bescheid gegeben.
Ich lief zum Auto raus und ladete mein Handy auf.

43 verpasste Anrufe von Dilara, Azra und Melda.
Als ich Dilara anrufen wollte klingelte schon mein Handy.
Azra hatte angerufen:
Ich: „Was ist los? Ist was passiert?"
Azra: „Ja. Mert..."
Ich: „Sag schon!"
Azra: „Komm sofort zurück nach Ulm! Dilara ist umgekippt als sie hörte, dass du mit einem Messer nach Stuttgart gefahren bist. Sie  hat sich dabei an der Bettkante gestoßen und hatte eine Gehirnerschütterung."
Ich: „Was redest du da? Was für Messer? Wie geht's ihr jetzt? Sag doch!"
Azra: „Sie wurde operiert ihr gehts gut, aber damit am Gehirn keine Folgeschäden entstehen, liegt sie gerade im künstlichen Koma."
Ich schwieg und mir kamen die Tränen.
Azra: „Mert kommst du?"

„Bist du noch dran?"

Ich legte auf und fuhr sofort los.

——————

Im Krankenhaus angekommen rannte ich sofort zum Zimmer. Azra, Melda, Sezin, Ferhat und ein älterer Mann standen schon da.

Ich: „Wie geht's ihr? Darf ich rein?"
Sezin: „Beruhig dich erst mal. Ihr geht's gut. Die Ärzte haben sie vorsichtshalber in ein künstliches Koma verlegt.
Es darf immer nur eine Person rein. Ihre Mutter ist gerade drinnen."
Ich: „Ok. Dann ist das ihr Vater, oder?"
Sezin: „Ja."
Der Vater stand auf und fragte in die Runde: „Wer ist dieser junger Mann?"
Ich: „Ich bin Mert. Dilara's Freund."

Seine Miene verzog sich etwas.
„Wie lange kennt ihr euch schon?"
„Seit zwei Wochen, aber ich liebe ihre Tochter schon sehr.", sagte ich.
„Zwei Wochen kennt ihr euch?
Da kann man noch nicht von Liebe sprechen.", sagte er und setzte sich wieder auf seinen Platz.

Die Mutter kam raus und ich fragte ihren Vater, ob ich nun rein darf.
Er nickte nur.

Ich ging rein und sah Dilara an Schläuchen. Sie war an komischen Geräten verbunden und hatte einen Verband um ihren Kopf.
Sie sah wie eine Leiche aus und ich fing sofort an zu weinen.
Ich ging zu ihr und hielt ihre Hand.
„Askimm, seni cok seviyorum (Schatz ich liebe dich so sehr). Es tut mir leid. Das ist alles nur wegen mir passiert. Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Schatz ich werde dich nie wieder alleine lassen. Wenn du aufwachst werde ich alles für dich tun Baby.
Du verdienst sowas nicht. Wegen mir leidest du gerade."
Ich fing an zu weinen und stützte mein Kopf auf ihr Bett.
Alles war meine Schuld.

Tage vergingen und ich besuchte sie immer. Ich blieb in Ulm und wohnte bei Ferhat, weil Dilara's Mutter in ihrem Zimmer blieb. Ihr Vater musste wieder zurück nach München.

Ich verstand mich gut mit Ihrer Mutter. Sie schien sehr nett zu sein.

Nachdem Wochen vergingen, war der Tag nun da. Sie wird heute vom künstlichen Koma erweckt. Die Ärzte wollten sie sicherheitshalber ein paar Wochen länger schlafen lassen, deshalb lag sie nun dreieinhalb Wochen im Koma.
Die Ärzte gingen in ihr Zimmer und schalteten die Geräte ab, sodass sie nun von selber aufwachen konnte.
Als sie rauskamen sagten sie, dass nur eine Person rein darf, deshalb ging ihre Mutter rein und ich wartete vor der Tür.

Dilara's Sicht:

Ich machte meine Augen auf und merkte, dass ich in einem weißen Zimmer lag.

Oh Gott. Meine Mutter.

„Mutter wo sind wir? Bin ich in München? Was ist passiert?", fragte ich sie verwirrt.
„Nein wir sind in Ulm im Krankenhaus. Du hattest eine Gehirnerschütterung und lagst deswegen dreieinhalb Wochen im künstlichen Koma. Aber jetzt bist du endlich wach!", sagte sie mit einem Lächeln.

Ich war es nicht gewohnt, dass meine Mutter mich anlächelte. Normalerweise ist es so, dass sie mich entweder emotionslos anschaut, oder voller Hass. Zu anderen Menschen ist sie im Gegenteil sehr nett und zuvorkommend.
Deswegen war ich etwas verwirrt.

„Was sagst du da? Dreieinhalb Wochen? Welchen Tag haben wir?", fragte ich sie schockiert.
„Heute ist der 19. Januar 2018", sagte sie.
Ich: „Oha ich hab Sylvester verschlafen."
„Keine Sorge, dein Freund war bei dir an Sylvester.", sagte sie und ich sah sie etwas komisch an.
„Echt? Wo ist er denn gerade?", fragte ich sie mit einem breiten Grinsen.
Mutter: „Er ist vor der Tür. Ich weiss nicht wie du es geschafft hast deinen Traummann zu angeln, aber ich bin mir sicher, dass du ihn nicht in der Bibliothek oder in der Uni kennengelernt hast. Wie hast du es geschafft deinen Lieblingsrapper kennen zu lernen? Er wohnt doch so weit weg."
Ich: „Anne, jetzt nerv nicht. Ich hab ihn während unserer Exkursionsreise kennengelernt. Es war reiner Zufall. Ich bin nicht auf Suche gegangen."
„Oh Gott, du warst auf Exkursion? Wieso hast du mir nichts erzählt? Bestimmt bist du mitgefahren um Scheisse zu bauen und nicht um etwas zu lernen.", sagte sie empört.

Plötzlich fiel mir alles ein.
Ich: „Lernen? Oh mein Gott? Ich hab nichts gelernt! SCHEISSE! Ich hab in zwei Wochen meine Prüfungen. Ich werde das niemals schaffen."

„Ich hätte es auch nicht geschafft, wenn ich irgendwelchen Rapper hinterherrennen würde. Du warst bestimmt nie in der Uni und hast auch bestimmt nicht gelernt. Dein Kopf ist bestimmt nur noch bei ihm.", meckerte sie wieder rum.

Mein Herz schlug schneller, weil meine Mutter mich so sehr aufgeregt hatte. Ich war leise, aber innerlich war ich so aggressiv.
Da ich an ein Gerät verbunden war piepste es schneller.

Meine Mutter ignorierte es und redete weiter: „Du brauchst dich nicht aufzuregen ich hab nunmal Recht. Ich bring dir noch heute deine Bücher her und du wirst anfangen zu lernen.
Wenn ich höre, dass du abbrechen willst, dann kannst du es vergessen, wieder bei mir zu wohnen. Ich nehme keine dummen Menschen auf. Dann kannst du dich sofort zu deinem Vater verpissen. Du weisst ja wie gern er dich aufnehmen würde."

Wir beide wussten, dass der letzte Satz reine Ironie war, da mein Vater mit seiner neuen Freundin lebt und mich nicht mehr haben will.
Deswegen lebte ich die letzten zwei Jahre bei meiner Mutter.

„Ich schicke dich nach Ulm, damit du hier studierst und du treibst dich ganz wo anders rum und klärst dir Rapper. Machst du super Dilara. Salak kizim benim (Meine dumme Tochter)."

Sie hat mich innerlich so sehr fertig gemacht, dass mein Gerät nun ganz schnell piepste. Die Ärzte kamen reingestürzt und Mert hinter her.
Mert: „Dilaraam!"
Ich: „Meeert!"

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