54. Approach

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♪ Paper Houses – Niall Horan


~~~ Eve ~~~


„Eve, können Sie mich hören?" Unendlich weit weg erklang die fremde Stimme, die sich langsam in meinen Kopf schlich. Mir war kalt, ich zitterte innerlich und der beißende Gestank von Desinfektionsmitteln, sowie diversen, nicht zuzuordnenden Gerüchen, setzte sich in meiner Nase fest.

Ich schnappte nach Luft, spürte, dass das Atmen besser funktionierte, als –.

Als ich zum letzten Mal richtig bei mir gewesen war. Dies schien unendlich lange her zu sein.

Es gab Dinge, an welche ich mich nicht mehr erinnerte, zum Beispiel, wie ich in diesen Raum und in dieses Bett gekommen war, dessen Matratze sich ungewohnt anfühlte. Es war nicht mein Bett, ich befand mich nicht zuhause, sondern irgendwo im Nirgendwo.

„Eve, können Sie mich hören?"

Erneut platzierte sich die Stimme des Mannes in meinen Ohren und es wurde Zeit, darauf zu antworten. Auch wenn es sich mühsam für mich anfühlte, startete ich einen Versuch.

„Ja." Scheiße, meine Stimme klang, als würde sie gleich zerbrechen, als hätte man mir die Stimmbänder zusammengeknotet. Wie zum Teufel sollte ich damit singen können?

„Gut, dass Sie mich hören können. Dann scheint das Flumazenil seine Wirkung zu zeigen."

Fluma- was? Im Moment hatte ich keine Ahnung, wovon der fremde Mann sprach. Angestrengt versuchte ich die Augen zu öffnen, um meine Umgebung zu sondieren. Nur vage nahm ich alles auf. Ein Mann, gekleidet in einem weißen Kittel, ein heller Raum, ein Bett, in dem ich lag.

Das Nächste was ich spürte, war die Kanüle in meinem rechten Arm. Scheinbar hatte man mir ein Medikament verabreicht. Fluma- irgendwas.

„Was – wo bin ich hier?", murmelte ich noch immer halb benommen.

„Sie befinden sich hier in einer Klinik. Da Sie eine Überdosis Benzodiazepine zu sich genommen haben, mussten wir Ihnen ein Gegenmittel zuführen. Flumazenil wirkt in dieser Hinsicht sehr gut, allerdings werden wir Ihnen noch eine zweite Infusion geben müssen. In der Regel tut es eine nämlich nicht, da die Halbwertzeit des Medikamentes anders funktioniert als die der Benzodiazepine."

Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung von was der Weißkittel redete, aber im Grunde genommen war es mir auch egal. Selbst die Lücke, die sich in meinem Gedächtnis auftat, beunruhigte mich nicht sonderlich. Solche Dinge war ich gewöhnt. Benzodiazepine wirkten einfach auf diese Art und Weise.

Sie nahmen einem die innere Unruhe, gaben einem die Empfindung, keine Ängste mehr spüren zu können und gleichzeitig kam ein tolles Entspannungsgefühl auf. Sie machten mich ruhig, zu viel davon ließ mich jedoch in einen komatösen Schlaf fallen.

Erinnerungen verschwanden, und mit der vergehenden Wirkung aber auch die Ruhe in mir.

Verzweifelt schnappte ich nach Luft, spürte, wie diese meine Lungen füllte, wie das Atmen mit jedem Zug einfacher wurde, aber gleichzeitig kam die Unruhe in mir auf, die mich total nervös werden ließ.

„Ich möchte aufstehen."

„Das geht nicht, Eve."

Erst jetzt bemerkte ich, dass man mich im Bett festgeschnallt hatte. „Was soll das?", schnaufte ich, während sich in meinem Innersten die Furcht wie ein riesiger Berg aufbaute.

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