45. Release

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♪ Greatest Love of All – Whitney Houston


~~~ Niall ~~~


Wir alle fieberten dem Erscheinen von Eves Album entgegen. Fast fühlte es sich an, als ob wir unser eigenes Werk herausbringen würden und im Prinzip war es auch so, nur mit dem Unterschied, dass wir die Lieder nicht selbst sangen.

Je näher die Geburt des Albums rückte, desto nervöser wurden wir. Bereits vierundzwanzig Stunden vorher konnte man mit Louis überhaupt nicht mehr reden. Er rauchte eine nach der anderen und hustete sich die Seele aus dem Leib. Liam hingegen versuchte äußerlich cool zu bleiben und stolzierte mit seiner fetten Goldkette um den Hals, durch Louis' Haus. Im Moment wohnte er dort.

Wusste der Geier warum Louis ihn aufgenommen hatte, denn Liam besaß ein riesiges, richtig tolles Haus in Los Angeles. Mein Tipp war, dass Payno einfach nicht alleine sein konnte. Er hatte es nie gelernt, als Junggeselle, oder besser gesagt Alleinlebender, auf sich gestellt zu sein; stets befand sich eine Frau an seiner Seite.

Liam jumpte von einer Beziehung zur nächsten; von Danielle zu Sophia von Sophia zu Cheryl. Nun lag er platt am Boden, weil die Alte ihm die Hölle heiß machte, er seinen Sohn nicht sehen durfte und jede Menge Schotter bezahlen sollte.

Was war ich doch für ein Glückspilz.

Mit Blake an meiner Seite hatte ich eine verständnisvolle Freundin, deren Selbstbewusstsein groß genug war, dass sie nicht gleich in Tränen ausbrach, sobald die Zeitungen ein Foto von mir mit weiblicher Begleitung veröffentlichten. Hin und wieder kam das nämlich vor, zum Beispiel wenn ich mich mit einer Kollegin aus dem Musikbusiness traf. Blake stand über diesen Dingen und auch über die Berichte in der Klatschpresse, seit unsere Beziehung den offizielen Status besaß.

Natürlich stalkte man meine Freundin gelegentlich, aber außer dass sie zu Tom Hanks fuhr, um sein Haus zu renovieren, gab es nichts, was man ihr hätte ankreiden können. Vielleicht noch ihre geringe Körpergröße und dass sie nicht mit einer Model-Figur aufwarten konnte. Das war für die Presse ein gefundenes Fressen.

Natürlich war es nichts gegen das was Harry und Ash aushalten mussten. Die Klatschblätter überschlugen sich beinahe täglich mit Artikeln, brachten Fotos wo beide darauf zu sehen waren. Manchmal händchenhaltend, ein anderes Mal in einer zärtlichen Umarmung. Beide konnten fast keinen Schritt mehr unbeobachtet tun. Wie Harry und auch Ash das wegsteckten, davor zog ich wirklich den Hut. Aber Liebe versetzte bekanntlich Berge, was man bei den Zweien richtig krass spürte.

Im Moment war ausgerechnet Harry von uns allen am ruhigsten, was die Veröffentlichung des Albums anging. Ich vermute, dass dies damit in Zusammenhang stand, dass er sich gedanklich schon mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigte. Allerdings tauchte ein kleines Quäntchen Nervosität auf, als wir uns alle am Abend bei Louis zuhause trafen. In Europa und auch in Australien war das Erscheinen des Albums, aufgrund der Zeitverschiebung, bereits erfolgt.

Angespannt betrachteten wir die dortigen Charts, freuten uns, wenn es nach oben kletterte und murmelten Dinge wie „Mist", wenn SOUL mehrere Positionen nach unten fiel. In Dubai war das zum Beispiel der Fall, aber in England behauptete sich Eve nach wie vor an der Spitzenposition.

Die Sängerin war genauso nervös wie wir. Für Eve hing wirklich viel daran, es sollte ihr Comeback werden, das erneute Aufsteigen in der Musikwelt. Wenn dies misslingen sollte, dann trugen wir einen großen Teil der Schuld. Einfach, weil die Musik, die wir geschrieben hatten, nicht ansprechend genug auf das Publikum wirkte.

„Gib' mal die Chips rüber, Niall", meinte Liam, der neben Louis saß und sich in dessen Haus schon bestens eingelebt zu haben schien.

Mir würde das ja auf den Geist gehen, permanent Besuch zu haben und in seinen eigenen vier Wänden nicht mal nackt herumlaufen zu können, wenn einem das beliebte. Nicht, dass ich das häufig tat, aber alleine die Möglichkeit es eventuell genau dann unterdrücken zu müssen, wenn ich Bock darauf hatte, Blake ins Bad zu schleifen, damit wir uns unter der Dusche austoben konnten, das würde mir nicht schmecken.

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