16. Discomfort

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♪ Self Control – Laura Branigan



~~~ Blake ~~~



Nach einem langen und harten Arbeitstag machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich, um bei einer Flasche Bier das Fernsehprogramm zu genießen. Im Vergleich zu den pompösen Villen dich ich renovierte, wirkte meine Bleibe eher bescheiden. Zwei Zimmer, Küche, Bad. Ich hatte nicht einmal einen Balkon, dabei liebte ich es, draußen zu sitzen und die Sonne zu genießen, wenn ich mal Freizeit hatte. Aber dies konnte ich wahlweise bei meiner besten Freundin oder bei meiner Mutter tun, wenn mir danach zumute war.

Bei meiner Freundin Esther durfte ich nicht nur den Balkon benutzen, sie lieh mir ab und zu auch ihr Auto, das den Namen 'Fred' trug. Wenn ich privat in LA unterwegs war, wollte ich den Firmenwagen nicht nutzen, denn dieser war durch den Leasingvertrag an eine Kilometerbegrenzung gebunden. Überschritt ich diese bei der Rückgabe, würde ich nachzahlen müssen, eine Sache, die mir gegen den Strich ging. Man konnte nicht auf der einen Seite geschäftstüchtig sein wollen und auf der anderen die Kohle hinauswerfen.

Da jedoch erst Morgen eine Verabredung anstand, lümmelte ich mich heute auf der Couch, wobei mir mein schwarzer Kater, der auf den Namen Romeo hörte, Gesellschaft leistete. Er lag am Fußende und schnurrte, was das Zeug hielt.

Aus zwei Gründen schaltete ich am heutigen Abend die Ellen DeGeneres Show ein. Erstens, weil ich Ellen sehr mochte und zweitens, weil Eve Lancaster heute mit ihrem Songschreiber dort zu Gast sein sollte.

Ich war mächtig gespannt darauf zu sehen, wie sich die Sängerin in der Öffentlichkeit gab, denn ich stufte sie als relativ normal ein. Zumindest wirkte sie bisher so auf mich. Mit den Stars, die ich bisher zu meinen Kunden zählen durfte (es waren genau vier an der Zahl) hatte ich schon so allerhand erlebt. Einer hatte echt nicht alle Latten am Zaun, der anderen wiederum traute man die Alltäglichkeit nicht zu, mit der sie die Dinge anging. Im Großen und Ganzen kam ich jedoch mit meinen Kunden gut klar.

Besonders die Stars zahlten pünktlich und oftmals gab es ein dickes extra Trinkgeld bar auf die Hand, welches ich stets zur Seite legte. Ich sparte für ein eigenes Auto, das ich privat nutzen konnte, wie es mir beliebte. Außerdem wollte ich den Jungunternehmerkredit, den die Bank mir gab, so schnell wie möglich zurückzahlen.

Als das Programm endlich startete, war ich schon ganz aufgeregt und fieberte dem Moment entgegen, in welchem Eve das Studio betrat. Direkt neben ihr lief ein junger Kerl mit braunen kurzen Haaren, Niall Horan.

Natürlich war mir One Direction ein Begriff, die kannte schließlich jeder hier und auch ihre Solokarrieren wurden von der Menschheit verfolgt. Aber die Ankündigung, dass Niall Eves neuen Song geschrieben hatte, haute so manchen vom Hocker, einschließlich meiner Wenigkeit. Denn er bediente normalerweise eine komplett andere Sparte, wenn es um die Musik ging. Allerdings musste ich zugeben, dass er ein wundervolles Lied für Eve geschrieben hatte, welches sie mit ihrer bombastischen Stimme vortrug. Der tosende Applaus im Studio war durchaus angemessen, den hatte sie absolut verdient. Time gefiel mir sehr gut und ich hätte gerne gewusst, woher diese Idee stammte. Vielleicht sollte ich das Eve bei unserem nächsten Zusammentreffen fragen.

Entspannt verfolgte ich die Talkshow, welche sich, wie zu erwarten, meist um das Thema Musik drehte. Louis Tomlinson, ebenfalls Mitglied von One Direction, hatte die Single produziert. Ich fand es irgendwie lustig, dass zwei der vier Bandmitglieder dabei ihre Finger im Spiel hatten. So, als ob sie sich abgesprochen hätten.

Gerade als ich den letzten Schluck Bier aus der Flasche trank, sprach Ellen ein Thema an, das gänzlich an mir vorbeigegangen war. Aufgrund meiner langen Arbeitszeiten trieb ich mich selten auf den einschlägigen sozialen Plattformen herum, auf denen der Klatsch verbreitet wurde. Außerdem folgte ich meist nur Leuten, die für mein berufliches Umfeld eine gewisse Wichtigkeit besaßen. Maler und Lackiererfirmen, Bauzeichnern, Tapetenfachgeschäfte, Herstellern von Bodenbelägen, einfach jedem, der mir von Nutzen sein konnte, was das Fachliche anging.

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