4.

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Jimin's PoV.: 

Es war faszinierend mit anzusehen, wie schnell Seokjin sich von Suga und den anderen beiden hatte beeinflussen lassen. Besonders mit Taehyung schien er sich angefreundet zu haben, denn die beiden ärgerten sich andauernd und lachten dann laut miteinander.

Ich hingegen wurde seit der ersten Pause nicht einmal mehr von ihm angesehen. Seokjin hatte meine Blicke gekonnt ignoriert und machte nicht den Anschein, auch nur noch einmal mit mir reden zu wollen. Es war klar was Suga ihm von mir erzählt hatte. Dass ich ein reicher Schnösel bin, der gut in der Schule und obendrein noch schwul ist. Dabei stimmte das alles gar nicht mal richtig.

Zugegeben, meine Familie ist reich und ich bin auch sehr gut in der Schule, aber schwul bin ich definitiv nicht. Das hatten sie sich alles nur ausgedacht, um mich noch ein Stückchen unbeliebter zu machen. Oder eher gesagt hatten sie etwas gesehen und zu viel in die Sache hinein interpretiert. Ich verstehe bis heute nicht was an dieser Aktion damals schwul ausgesehen haben sollte. Ich hatte lediglich sehr viel Zeit mit einem guten Freund aus der Parallelklasse verbracht; wir hatten uns zur Begrüßung umarmt, viel über die Witze des jeweils anderen gelacht und uns ab und zu auch mal durchgekitzelt, wenn der eine kurz davor gewesen war, irgendwelches dummes Zeug über den anderen auszuplappern.

Das ganze war zu einem riesigen Missverständnis mutiert. Der Freund aus meiner Parallelklasse hatte danach den Kontakt mit mir abgebrochen und mich mit all meinen Problemen links liegen gelassen. Die ersten Wochen hatte er gar nicht mit mir geredet, doch mittlerweile kam auch mal ein: „Hey“, aus ihm heraus, wenn wir uns auf den Schulfluren begegneten.

„Jimin? Park Jimin…?!“, eine laute und zugleich genervte Stimme ließ mich aus meinen tiefen Gedanken aufwachen. „Was? Ja?“, stammelte ich und suchte den mittlerweile leeren Klassenraum nach einer Person ab, die mich angesprochen hatte. Ein Schnipsen resignierte mir, nach vorne zu schauen.
Mrs. Kim sah mich sanft lächelnd an. „Willst du denn gar nicht nach Hause gehen?“, fragte sie dann nach. Erneut sah ich mich in dem leeren Klassenzimmer um und mir fiel auf das wir bereits Schulschluss hatten.„Oh… Doch natürlich! Tut mir leid, ich war mit den Gedanken woanders“, antwortete ich, hievte mich hoch und schulterte meine Schultasche auf. „Kein Problem. Einen schönen Tag noch!“, flötete sie mir hinterher, während ich das Klassenzimmer verließ. „Ihnen auch!“, rief ich noch. Das der Rest meines Tages allerdings weniger als schön sein würde, war mir schon bewusst.

Es fing damit an, dass mir drei bestimmte Schüler auflauerten, als ich die Schule verlassen wollte. Genau vor dem Ausgang fingen sie mich ab und bildeten mit ihren Schultern eine breite Mauer, damit ich auch ja nicht an ihnen vorbei schlüpfen konnte. „Hier“, Jongin, der ebenfalls in meine Klasse ging, hielt mir eine schwarze Mappe entgegen. Zögerlich nahm ich sie ihm ab. „Da sind die Arbeitsblätter von Mrs. Kim drin, die wir als Hausaufgaben machen sollen“, erklärte Chanyeol mir und Jongin fügte hinzu: „Die wirst du für uns machen… Du bist doch so nett, richtig?“.
„Wenn du sie nichts machst, dann sagen wir Suga und Yongguk Bescheid. Die werden dich weich prügeln“, nun hatte auch Himchan die Klappe aufgerissen.

Es war mir schon mehr als einmal passiert, dass ich wegen den drei Vollidioten vor mir von Suga und Yongguk zusammengeschlagen wurde. Und es war nichts Neues mehr, dass sie mir ihre Hausaufgaben in die Hand drückten und mich bedrohten.
Da ich keine Lust auf irgendwelchen unnötigen Stress hatte, nickte ich einfach brav.

„Tze…“, machte Jongin, „Was für ein Schwuler Dummkopf“.
„Ist echt so“, murmelte Chanyeol kopfschüttelnd und drehte sich um. Dann verschwanden sie endlich.

Womit hatte ich das nur verdient?
Ich drückte die schwarze Mappe krampfhaft an meinen Körper ran und kaute mir - den Tränen nahe - auf der Unterlippe herum.
Doch ich wollte mich nicht noch mehr zum Idioten machen, indem ich zu heulen anfing. Also versuchte ich verbittert den Klos in meinem Hals herunter zu schlucken und meine aufkommenen Tränen zu stoppen. Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, holte ich einmal tief Luft und setzte meinen Weg nach Hause fort.

Natürlich wartete einige Minuten danach aber auch schon die nächste Überraschung auf mich. Suga, Taehyung und Seokjin lehnten an der Mauer, welche die Schule von der Straße abgrenzte und unterhielten sich. Den Kopf tief gesenkt und mit schnellen Schritten, huschte ich an ihnen vorbei. In meinem Kopf betete ich ununterbrochen zu Gott, dass sie mich nicht gesehen hatten. Doch leider war dem nicht so.
Natürlich, Suga würde sein Mobbingopfer auch schon aus 50 Metern Entfernung riechen.

„Ey, Park Jimin!“, schrie er mir zu. Ich bog nach rechts ab und rannte den leeren Bürgersteig entlang. „Park Jimin, ich rede mit dir!“, schrie er noch einmal. Ich kniff fest die Augen zusammen und kämpfte mit all meiner Kraft dagegen an, stehen bleiben zu müssen. Ich hatte schließlich immer noch ein wenig stolz in mir und wollte diesen wahren.
Aber wie sich herausstellte war das eine ziemlich dämliche Entscheidung von mir gewesen. Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir und ehe ich mich versah, trat mir jemand -  während ich noch rannte - gegen die Waden. Ich flog daraufhin gleich auf den harten Asphalt.
Ein unbeschreiblicher Schmerz zog von meiner Hand auf, in meinen Arm hinein. Tränen bildeten sich in meinen Augen und mit verschwommener Sicht betrachtete ich die riesige Wunde, die nun an meiner Hand klaffte.

Ein Arm hackte sich unter meinen und mit einem kräftigen Ruck, stand ich wieder auf den Beinen. „Das wäre nicht passiert, wenn du angehalten hättest“, zischte Suga mir zu und schubste mich weg. Mein Blick war immer noch starr auf meine Hand gerichtet, die mittlerweile Blutüberströmt war.
„Was ein Spinner…“, murmelte mein Gegenüber und ging wieder weg. Ich sah auf und schaute ihm verletzt hinterher. Erst dann bemerkte ich, dass Seokjin die ganze Zeit zu mir herüber gestarrt hatte. In seinem Blick sah ich etwas abwertendes und dennoch schien er sich zu fragen, ob es mir gut ging.

„Penner“, schluchzte ich und wischt mir die Tränen von den Wangen. Mit Penner hatte ich allerdings nicht nur Suga gemeint, sondern auch Seokjin. Nicht einmal jetzt, wo er sah wie sein guter alter Freund behandelt wurde, half er mir. Dabei hatte er mir früher immer geholfen. Egal, wer sich mit mir angelegt hatte, Seokjin war immer dazwischen gegangen und hatte für mich gekämpft. Doch jetzt sah er einfach nur dabei zu, machte gar nichts.

Ich drehte mich um und setzte meinen Weg nach Hause fort. Da ich mir von einigen Passanten merkwürdige Blicke einfing, musste ich meine blutende Hand unter meiner Jacke verstecken. Das dumme daran war, dass ich mein T-Shirt damit total einsaute.
Mein Vater würde mich umbringen, wenn er das sehen würde. Nicht, dass er das eh schon so gerne machen wollte, aber nun war ich definitiv Tod.

Das Kapitel kommt etwas spät, sorry >_<
Übrigens vielen Dank für die Votes und Kommentare, die versüßen mir teilweise echt den Tag :3

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt