45.

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Taehyung's PoV.:

Mein Blick viel wieder auf die milchfarbenden Glastüren des Kasinos, die nach wie vor geschlossen waren. Bis jetzt war niemand aus diesem Gebäude rausgekommen, weder Yoongi, noch irgendein anderer Typ. Nur zwei alte Männer waren vor ein paar Minuten im Inneren verschwunden.

Ich schlenderte etwas im Kreis herum, um mir die Beine zu vertreten und dann fiel mein Blick auf den Friseursalon, welcher gleich neben den Treppenstufen war. Nur ein Kunde saß auf einem der ledernen Stühle und ließ sich die Haare schneiden.

Da ich es für eine gute Idee hielt, mir alle möglichen Informationen von Yoongi einzusammeln und ich auch nach wie vor glaubte, dass er sich vielleicht wieder die Haare gefärbt hatte, betrat ich den kleinen Laden schließlich. Ein kleines Glöckchen kündigte mich an und wie auf Knopfdruck kam eine Mitarbeiterin aus einem der Nebenräume heraus. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie nett lächelnd nach und kurz erwiderte ich diese freundliche Geste. „Ich hätte da mal eine Frage… Ich bin auf der Suche nach meinem Freund. Er hat blonde Haare, ist in etwa so groß wie ich, vielleicht etwas kleiner und sieht ziemlich blass aus“, erklärte ich ihr und sie schien zu überlegen. „Mh… Tut mir leid, aber ich kann mich an keinen blondhaarigen Jungen erinnern. Aber ich könnte mal meine Kollegen fragen, vielleicht hat ihn ja einer gesehen“, antwortete sie und verschwand daraufhin wieder in dem Nebenraum.

Es dauerte nicht lange und da kam ein großer Muskelprotz – die Arme und seine Brust mit Tattoos überseht – auf mich zu, blieb kurz vor mir stehen und sah grimmig auf mich herab. Ich schluckte trocken. Bei seinem Anblick wurden mir tatsächlich die Knie weich. „Bist du der, der seinen blondhaarigen Freund sucht?“, fragte er nach und ich nickte sofort, „Schön… Er hat sich heute nämlich von mir bedienen lassen“. Mein Herz machte einen Satz, als diese neue Info zu mir durchsickerte und aufgeregt sah ich ihn an. „Wirklich?! Können sie mir beschreiben wie er aussah? Also ich meine, ob er scheiße aussah, oder etwas mitgenommen?“, hakte ich nach. Der Muskelprotz kratzte sich nachdenklich über seine schwarzen Bartstoppel. „Naja, gut sah er nicht aus. Irgendwie müde und er war ganz blass. Auch etwas zu dünn. Sah ein bisschen so aus, als hätte er lange nichts gegessen“, erzählte er mir und sofort breitete sich Sorge in mir aus.

Klar, wenn man die ganze Zeit vor einem Spieleautomaten hing, vergaß man vieles. Essen, Trinken – jedenfalls gesundes Trinken – und irgendwann auch mal Schlafen zu gehen.

„Okay, vielen Dank…“, murmelte ich ihm zur Antwort, verbeugte mich einmal artig und wollte dann gehen, doch eine Frage brannte mir noch auf den Lippen. Ich drehte mich also wieder zu dem Muskelprotz um und sah ihn fragend an. „Sagen Sie, was für eine Haarfarbe hat er jetzt?“. Der Typ gab ein tiefes Lachen von sich und antwortete schließlich: „Schwarz. Der junge Herr wollte Rabenschwarze Haare haben“.

Schwarz? Oh man, macht Yoongi jetzt einen auf Emo?

Wieder bedankte ich mich mit einer tiefen Verbeugung und verließ den Laden dann. Ich ließ mich erneut auf den steinernen Treppenstufen nieder und starrte auf die geschlossenen Türen des Kasinos, in der Hoffnung sie würden aufgehen und mir meinen alten Freund wiederbringen.

Merkwürdigerweise war ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr sauer auf ihn. Seine dummen Worte und die idiotische Prügelei waren bei mir in den Hintergrund gerückt und das einzige, was ich gerade für ihn fühlte, war Sorge. Sorge, dass ich ihn vielleicht nie wieder aus diesem Gebäude kommen sehen würde. Sorge, dass unsere Freundschaft – welche sowieso schon am einbrechen war – komplett zerstört werden würde. Yoongi war ein toller Freund, eigentlich auch ein guter Mensch, nur die Sache mit Jimin machte alles einfach so kompliziert. Ich wollte, dass sich die beiden gut miteinander verstehen. Dass wir alle gemeinsam Freunde werden.

Das quietschende Geräusch von sich öffnenden Türen durchbrach meine Gedanken und wie von einer Tarantel gestochen sprang ich auf und sah zu dem Kasino herüber. Mein Blick viel auf einen schmächtigen Mann mit hellbraunen Haaren, welcher sein Gesicht zur Hälfte mit einem schwarzen Mundschutz verdeckt hatte.

„Man…“, fluchte ich leise vor mich hin, als mir bewusst wurde das es nicht Yoongi war und ich ließ mich wieder auf den kalten Steinen nieder. So langsam wurde es echt frisch, die Sonne verschwand hinter einer dunklen Wolkenfront und mit klappernden Zähen kuschelte ich mich ein wenig mehr in meiner Jacke ein. Ich zog meine Beine an und legte den Kopf auf meinen Knien ab.

Und so wartete ich dann.
Ich wartete eine Stunde. Dann noch eine Stunde. Und noch eine Stunde…
Yoongi kam nicht. Nicht um frische Luft zu schnappen, nicht um nach Hause zu gehen und nicht mal, um sich einen Kaffee, oder ähnliches zu kaufen.

Er kam einfach nicht raus und als es dann schon 21:00 Uhr wurde, beschloss ich, wieder nach Hause zu fahren. Doch ich nahm mir für den nächsten Tag vor, noch einmal hier her zu fahren und auf ihn zu warten. Ich würde warten, so lange, bis er schließlich vor mir stand.

-

Nur dauerte das länger als gedacht. Auch am nächsten Tag, den Mittwoch, kam er nicht aus dem Kasino. Dieses Mal hatte ich sogar eine Stunde länger dagesessen, doch nichts… Keine Spur von ihm. Auch am Donnerstag tauchte er nicht auf und am Freitag blieb ich bis Mitternacht da und wartete, doch selbst nach 24:00 Uhr ließ er sich nicht blicken.

Samstagnacht, um 02:03 Uhr, wurde ich dann so langsam wütend und um meine Wut etwas abklingen zu lassen, kaufte ich mir in einem naheliegenden Kiosk eine Flasche Bier. Auch, wenn es kalt draußen war – ich also fröstelte wie ein verrückter – genoss ich den kühl gestellten Alkohol, welcher meinen Hals hinab rann und mich dank seiner Stärke von innen aufheizte.

Ich zog meinen grauen Schal etwas mehr in mein Gesicht und ließ meine Hände in den Jackentaschen verschwinden, hüpfte von einem Bein aufs andere, um mich warm zu halten.

Plötzlich hörte ich wieder das mir allzu bekannte Geräusch von sich öffnenden Türen und mein Kopf schnellte herum, nahm einen Jungen ins Visier. Schwarze Haare, dunkle Augenringe und träge Schritte. Mein Herz pochte mir schmerzhaft gegen die Brust und ich sog die kühle Nachtluft etwas ein.

Er war es. Definitiv.

Mieser Cut, ich weiß. Aber Freitag geht es ja schon weiter ;D

Vielen Dank an die, die vor kurzem meine Story angefangen und jedes Kapitel gevotet haben. Luv u guys💜

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt