55. Lesenacht

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Jimin's PoV.:

Vor der weißen Haustür der Familie Min blieb ich stehen und schulterte meinen Rucksack noch einmal auf.
Am liebsten wäre ich in diesem Moment einfach umgedreht und wieder nach Hause gerannt, doch als mir plötzlich die Tür vor der Nase aufgerissen wurde - obwohl ich weder geklingelt, noch geklopft hatte - gab es kein Zurück mehr.

„Komm rein", meinte Suga lässig und schlurfte wieder seinen schmalen Flur entlang, ehe er im Wohnzimmer verschwand. „O-Okay...", murmelte ich, trat ein und zog meine Jacke und Schuhe aus. Nachdem ich auch die Haustür wieder geschlossen hatte, lief ich ihm mit kleinen Schritten nach.

So wie gestern auch, saß er bereits auf der Couch und wartete auf mich. Mit dem Unterschied, dass er dieses mal nicht an seinem Handy hing. „Du kannst dich ruhig setzen", sagte er und klopfte neben sich auf das Polster, als er mich unsicher im Raum stehen sah. Ich nickte zögerlich, ging dann langsam auf die Couch zu und ließ mich neben ihm nieder.
„Willst du vielleicht etwas trinken?", hakte er nach. Etwas überrascht, von seiner plötzlichen Gastfreundschaft, hielt ich inne. „W-Was habt ihr denn?", fragte ich vorsichtig nach. Mal abgesehen davon, dass ich wirklich Durst hatte, empfand ich es als unhöflich diese Frage zu verneinen. „Wasser, Tee, Cola, Fanta, Kakao... oder Kaffee?", zählte er auf und bei letzterem verzog ich das Gesicht.

„Ein Kakao wäre nett", murmelte ich nach kurzer Überlegung eine Antwort und Suga nickte, stand auf und verließ das Wohnzimmer. Meine Anspannung ließ mit dem Verlassen des Raumes von ihm sofort nach. Mit einem tiefen Seufzer ließ ich meinen Blick zu der großen Fensterfront wandern, welche die Sicht in seinen Garten gab. Draußen hatte es schon wieder angefangen zu regnen und windig war es dazu auch noch.

Ich zog meinen Rucksack zwischen die Beine, fing an meine ganzen Materialien aus zu packen. Für heute hatte ich mir mit Suga vorgenommen im Buch zu arbeiten. Außerdem sollte er sich jetzt seine eigene Formelsammlung anschaffen und da ich mir nicht sicher war, ob er ein kleines passendes Büchlein dazu hatte, hatte ich ihm einfach selber eines von mir mitgebracht.

Gerade als ich mich soweit fertig eingerichtet hatte, kam der Ältere mit einer dampfenden Tasse Kakao wieder. Kurz bevor er sich neben mir niederließ, drückte er mir das heiße Getränk in die Hand. „D-Danke", stotterte ich und platzierte die Tasse an einem sicheren Ort. „Kein Problem", kam es von ihm und er setzte sich neben mich. Gleich darauf nahm er das leere Büchlein auf dem Tisch in die Hand, beäugte es genauer. „Was ist das?", verwirrt blätterte er durch die leeren Seiten. „F-Für dich... Da kannst du alle Formeln reinschreiben, wenn du willst. Ist ganz praktisch", antwortete ich leise. Gespannt beobachtete ich seine Reaktion darauf. Doch bei ihm tat sich nicht viel. Sein linker Mundwinkel zuckte nur einmal kurz nach oben, aber sonst zeigte er keinerlei Regung.

Er legte das Buch wieder zur Seite und stützte seinen Kopf auf den Händen ab. „Was machen wir heute?".
Ich deutete auf unser Mathebuch, ehe ich es in die Hand nahm und eine passende Seite heraus suchte. „Hier. Die Seite kannst du machen. Aufgabe Eins bis Zwölf", antwortete ich ihm. „So viel...?", seufzte er aus, woraufhin ich nickte und ihm das Buch vor die Nase legte. Wiederwillig schnappte er sich einen karierten Block und einen Stift, begann dann die erste Aufgabe zu bearbeiten. Ich sah ihm währenddessen mit einem durchdringlichen Blick zu und verbesserte ihn jedes Mal, wenn er dabei war einen Fehler zu machen. Da das ziemlich oft der Fall war, fühlte ich mich durchgehend am Erklären. Bereits nach einer halben Stunde hatte ich schon keine Lust mehr.

Seufzend nahm ich die warme Kakaotasse in die Hand und lehnte mich etwas zurück. Die Hitze, die von dem Getränk ausging, strömte durch meine kalten Fingerspitzen hindurch und schien augenblicklich meinen ganzen Körper zu erwärmen. Bei dem Mistwetter, welches draußen immer noch tobte, war das ein wunderschönes Gefühl. Was gab es schon besseres, als eine warme Tasse Kakao an einem regnerischen Tag zu trinken? Gut, vielleicht die Tatsache, dass man zu Hause saß und nicht bei einem Klassenkameraden, den man eigentlich fürchtete. Aber so schlimm war die ganze Situation ja eigentlich doch nicht. Es war auszuhalten.

„Wie fährst du am Wochenende eigentlich zu der Lasertag-Arena?", durchschnitt plötzlich Suga's Stimme die Stille. Ich zuckte kurz zusammen, fasste mich dann aber wieder. „Ich weiß nicht genau. Ich glaube mit dem Bus, wieso?", fragte ich nach und beugte mich etwas vor, um seine Aufgaben zu kontrollieren, „Du hast da übrigens was falsch. Hier; da steht, du sollst das Volumen der Halbkugel ausrechnen. Du hast aber das Volumen einer ganzen Kugel berechnet. Das heißt, du musst was machen?".
Suga stöhnte genervt aus. „Das Ergebnis geteilt durch Zwei rechnen", murmelte er schließlich und ich nickte. „Wenn dir sowas bei der Arbeit passiert-...", fing ich tadelnd an, doch er schnitt mir mitten im Satz das Wort ab. „Ich weiß, dann bekomme ich keine Punkte".
„Richtig", schmunzelte ich, amüsiert von dem Fakt, dass er mir bei meinem ständigen Erklären tatsächlich zugehört hatte.

Kurz trat wieder stille ein und Suga machte ungestört seine Aufgaben weiter. Ich nippte währenddessen an meinem Kakao herum und genoss es, wie dieser mich langsam aber sicher von innen aufwärmte. Doch dann viel mir wieder diese merkwürdige Frage von Suga ein...

„Wieso hast du mich eigentlich gefragt wie ich zu der Arena komme?", hakte ich unsicher nach. Irgendwie hatte ich Angst ihn in irgendeiner Art zu Nerven, oder wütend zu machen. „Nur so", war seine knappe Antwort. Eine Antwort, mit der ich absolut nichts anfangen konnte. „Hat sich aber nicht so angehört", murmelte ich deswegen und hoffte insgeheim darauf, dass er es nicht gehört hätte. Allerdings hatte mich der Ältere sehr wohl verstanden, denn plötzlich drehte er sich mit einem Ruck zu mir um und giftete: „Das war nur eine Frage, also bilde dir nichts darauf ein!".

Ich erschrak dabei so sehr, dass mir der Kakao aus der Hand rutschte und in meinen Schoß fiel. Das heiße Getränk verschüttete sich augenblicklich und verbrannte meine empfindliche Haut in nur wenigen Sekunden. „Fuck!", fluchte ich laut aus, sprang auf die Beine und versuchte irgendwie den klebrigen heißen Stoff von meinen gereizten Beinen zu halten. Suga war mittlerweile auch aufgesprungen und sah mich panisch an. „Mist, das wollte ich nicht! Was machen wir jetzt?", fluchte er panisch. Ich hüpfte währenddessen von einem Bein aufs andere und sah ihn mit einem gequälten Gesichtsausdruck an. „Was weiß ich! Ich habe keine Ahnung, aber es tut verdammt doll weh!", knurrte ich dabei und wedelte den heißen Flecken Luft zu. „Das klingt jetzt zwar komisch, aber zieh deine Hose aus!", meinte Suga plötzlich mit ernster Stimme. Ich hielt in meinem Getrampel inne und sah ihn aus großen Augen an. „Was?!", entkam es mir ungläubig. Als ob ich jemals meine Hosen vor Min Yoongi's Augen fallen lassen würde.

„Das ist mein ernst! Jetzt zieh deine Hose aus! Ich gebe dir eine frische von mir", murrte er. Fassungslos sah ich ihn an.

Ich habe ja gesagt es wird etwas zu heiß xD
Auch wenn ich mich noch nie mit heißen Flüssigkeiten verbrannt habe, glaube ich das das extremst weh tut >_<

Und es tut mir übrigens sehr leid, wenn ich einige Kommentare von euch nicht beantworten kann, aber Wattpad verwehrt mir den Zugriff auf einige, weil keine Ahnung :(

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt