18.

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Taehyung's PoV.:

Mein Kopf schien jeden Moment zu explodieren. Mit geschlossenen Augen massierte ich meine Schläfen, woraufhin ein schmerzverzerrtes Stöhnen aus meiner Kehle kam. „Tae, du Dummkopf. Warum trinkst du auch so viel?“, murmelte ich mir selbst zu, ehe ich mich aus meiner warmen Bettdecke schälte. Am liebsten wäre ich noch länger liegen geblieben, aber ich hatte diesen bitteren Geschmack im Mund und wollte nicht nur Zähne putzen gehen, sondern auch den Geruch von Alkohol abwaschen.

Auf Zehenspitzen tapste ich zu meinem Schrank rüber und kramte in meinem Kulturbeutel nach einer Kopfschmerztablette. Als ich sie gefunden hatte nahm ich sie mit einem riesigen Schluck Wasser ein. Dann suchte ich mir Klamotten für den heutigen Tag raus und schlurfte zum Badezimmer.
Da die Tür zu Jimin’s Raum geschlossen und aus dem Raum vor mir auch kein Mucks zu hören war, ging ich davon aus, dass der Braunhaarige noch schlief.
Also riss ich, ohne groß darüber nachzudenken, dessen Tür auf.

„Was zum-…“, stotterte ich, als ich meinen halbnackten Mitbewohner vor mir stehen sah, dessen Rücken wohlbemerkt blutverschmiert war. Ich war so dermaßen erschrocken von dem Anblick, dass ich die Tür sofort wieder zu donnerte und mich, nach halt suchend, an der Wand abstützte. Die wildesten Gedanken durchkreuzten meinen Kopf. Warum hatte Jimin so viele Wunden auf dem Rücken? Und warum bluteten sie alle so stark? Waren wir das gestern Abend gewesen? Hatten wir irgendetwas dummes angestellt, als wir betrunken gewesen waren?
Ich sah auf meine Hände herab. Es war mir mehr als nur peinlich keine einzigen Erinnerungen vom Vorabend zu haben. Egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte mich einfach nicht erinnern. Andererseits konnte ich mir aber auch nicht vorstellen das wir Jimin so etwas angetan haben könnten. Dazu wären wir nicht Imstande gewesen. Oder?

Ein Gefühl von Sorge kroch in mir hoch. Sorge um Jimin und Sorge um mich, der vielleicht etwas schlimmes angestellt hatte.

Ich legte meine Klamotten auf dem Boden ab, drehte mich dann um und öffnete erneut die Tür zum Badezimmer. Jimin's Augen blitzten mir ängstlich entgegen und seine Atmung wurde hörbar schneller, plötzlich bildeten sich sogar Tränen in seinen Augen. Ich schluckte trocken, ehe ich vorsichtig die Hand nach ihm ausstreckte. Doch wie erwartet sprang der Ältere sofort ängstlich zurück.
„Warte Jimin“, stammelte ich, „Lass mich dir helfen, ja?“. Er schüttelte wild mit dem Kopf. „Bitte geh“, flüsterte er dann hinzu. Und so kläglich er auch klingen mochte, kam ich seiner Bitte nicht nach. In diesem Moment war es mir herzlich egal das er eigentlich die Schwuchtel der Schule war und von allen, eingeschlossen mir, gemobbt wurde. Ich wollte ihm helfen und musste es auch - ansonsten würde er noch verbluten.

„Jimin… Du bekommst das alleine nicht hin, lass mich dir helfen. Ich bin auch vorsichtig. Komm schon, du verlierst zu viel Blut“, sprach ich weiterhin auf ihn ein. Doch Jimin schüttelte wieder mit dem Kopf und machte es mir somit unmöglich, an ihn ran zu kommen. Dann musste ich es jetzt wohl mit einer Drohung versuchen. Auch, wenn das absolut unpassend war. „Jimin, wenn du jetzt nicht herkommst, gehe ich zu Suga und erzähle ihm von diesen Wunden“, sagte ich ernst. Die Augen meines Gegenübers wurden plötzlich ganz groß und völlig perplex starrte er mich an. „Nein, bitte nicht“ – „Dann komm jetzt her“.

Mit langsamen Schritten tapste er schließlich auf mich zu. Vorsichtig drehte ich ihn um, sodass ich seinen kompletten Rücken zu Gesicht bekam.
„Wie hast du das denn bitte hinbekommen?“, murmelte ich und griff nach dem Desinfektionsspray, das aus Jimin's Kulturbeutel heraus guckte. Eine Antwort bekam ich währenddessen nicht.

Erst als ich begann seinen Rücken mit dem Spray zu bearbeiten, gab er ein ersticktes kreischen von sich. „Es t-tut mir leid...“, stotterte ich verzweifelt, machte jedoch weiter. Immerhin musste es gemacht werden und ich wollte ihn nicht unnötig lange damit quälen.

Nachdem ich fertig war, schnappte ich mir die Salbe die neben dem Waschbecken lag und trug davon großzügig etwas auf. „Hast du auch Verband?“, fragte ich nach und schluchzend deutete Jimin auf seinen Kulturbeutel. Innerlich dankte ich ihm dafür, denn ansonsten wären wir jetzt ziemlich aufgeschmissen gewesen.

Ich kramte die Rolle aus seinem Beutel heraus und drückte den Anfang davon auf seine Rippen. „Hier, halt mal“, sagte ich dabei und sofort löste er meine Hand ab, sodass ich in aller Ruhe den Verband um ihn wickeln konnte. Letztendlich sah er aus wie eine halbe Mumie, aber dafür war jetzt jede einzelne Schnittstelle abgedeckt.

„Taehyung“, hauchte Jimin leise und drehte sich zu mir um. „Mh?“, machte ich. Mit einem Mal ließ er sich genau vor mir auf die Knie fallen, den Kopf gesenkt und die Hände zu Fäusten geballt auf den Oberschenkeln. „Wa-… Was machst du?“, erschrocken hockte ich mich zu ihm nach unten. „Bitte-…“, schluchzte er auf, „Bitte, sag niemandem etwas davon… Bitte sag es niemandem“.

Mir wurde heiß und kalt zugleich. Egal wie sehr wir Jimin immer geärgert hatten, er war niemals vor uns auf die Knie gefallen und hatte um erbarmen gebettelt. Doch jetzt, gerade in diesem Moment, tat er es. Und es zerbrach mir das Herz ihn so zu sehen. Ich mochte mir gar nicht vorstellen wie er sich in diesem Moment fühlen musste. Wie verzweifelt, wie panisch, oder traurig er war. Es musste ihn innerlich auffressen.

Ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals, während ich einen Moment lang die Zeit Revue passieren ließ und über all das nachdachte, was wir Jimin angetan hatten. Ich wollte nicht wirklich daran denken, aber konnte die Erinnerungen auch nicht aufhalten. Wir nahmen ihm sein Essen weg, drückten ihm unsere Hausaufgaben auf, schikanierten ihn vor der ganzen Klasse, schlugen ihn, ließen ihn schlecht dastehen und erzählten Lügengeschichten über ihn rum. Die Liste war unendlich lang.

Etwas überfordert fuhr ich mir durch die Haare. Es war, als würde ich jetzt erst realisieren was wir ihm alles antaten. Und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ganz ungewollt bahnte es sich den Weg in mein Herz und ließ es schmerzhaft pochen.
Wir waren zu weit gegangen. Ich war zu weit gegangen. Das musste aufhören und zwar sofort.

Exo's und CL's Perfomance bei den Olympischen Spielen war ja mal der mega Hammer gewesen :o

Whatever, ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst gerne Kritik oder sowas da :3

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt