90.

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Jimin's PoV.:

Mein erster Anlaufspunkt sollte das Eulen-Kasino sein. Es lag mehr oder weniger in einer Seitenstraße und war deswegen nur durch einige Umwege zu erreichen.
Nach Luft ringend rannte ich in dessen Richtung. Mittlerweile taten mir meine Lungen schon von der kalten Abendluft weh. Irgendwann schmerzte es dann so sehr, dass ich mein Tempo drosseln musste und keuchend stehend blieb. Mir war warm und jedes Mal, wenn ich ausatmete, entstand eine dichte Atemwolke vor meiner Nase.

Kurz ging ich bloß im Schritt weiter, doch dann wurde ich wieder schneller. Die Angst, Yoongi und somit meine einzigste Chance zu verpassen, war zu groß.

Völlig außer Atem kam ich schließlich bei dem Kasino an. Dessen Neonfarbende Schilder leuchteten im Dunkeln unheimlich schön, was das ganze recht einladend aussehen ließ.
Prüfend sah ich mich in der schmalen Straße um, doch es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Weder ein Yoongi, noch ein Taehyung oder eine sonstige Person.

Mit kleinen Schritten trat ich auf die großen Fenster des Kasinos zu und versuchte durch die milchige Folie etwas zu erkennen. Doch bis auf einzelne, dunkle Silhouetten von Spieleautomaten und Menschen, war nichts zu sehen.
„Verdammt“, fluchte ich leise auf und lief vor der Eingangstür auf und ab. Die Wahrscheinlichkeit das mich die Security reinlassen würde, lag gleich bei Null. Nicht einmal, wenn ich sagen würde ich wäre auf der Suche nach jemanden. Aber irgendwie musste ich Yoongi ja ausfindig machen.

Plötzliche Aufregung pumpte meine Adern mit Adrenalin, als mir der dämliche Gedanke kam das Kasino einfach zu stürmen.
Ich hatte keine andere Wahl, denn sonst würde ich Yoongi niemals finden.

Mein Blick wanderte von der Tür zur Überwachungskamera und wieder zurück.
„Jetzt oder nie“, murmelte ich mir zu, riss daraufhin die Türen auf und stürmte rein. Doch kaum war ich drinnen, packte ein großer Muskelprotz meinen Oberarm und schleifte mich mit Leichtigkeit wieder raus. „Das nächste Mal solltest du es etwas unauffälliger machen“, sagte er, warf mir einen missbilligen Blick zu und verschwand wieder im Inneren. Scheinbar hatten sie mich schon auf der Überwachungskamera gesehen. Immerhin stand ich hier schon eine ganze Weile.

Meine Aufregung verwandelte sich augenblicklich in blanke Panik, die dazu führte, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Obwohl ich noch ein weiteres Kasino im Gewissen hatte, glaubte ich Yoongi niemals wieder zu finden. Jedenfalls fühlte es sich so an. Ich hatte es verbockt. Schon gleich von Anfang an, als ich Taehyung's Bitte abgelehnt hatte und einfach zu Hoseok gegangen war. Und nun rächte man sich an mir, indem man es mir unmöglich machte den Älteren zu finden.

Ich wischte mir die brennenden Tränen von den Wangen und schniefte einmal auf. Auch wenn sich gerade alles aussichtslos anfühlte, durfte ich die Hoffnung nicht aufgeben. Ich musste es bei dem anderen Kasino noch einmal versuchen. Und dieses Mal würde ich es sofort stürmen, ohne davor zu stehen und nachzudenken.

Mit zitternden Beinen drehte ich mich um und setzte mich in Bewegung. Ich wollte gerade wieder losrennen, als ich eine dunkle Gestalt in meine Richtung schlurfen sah. Sie lief mit hängendem Kopf und obwohl ich mir deswegen keinen Blick auf das Gesicht der Person verschaffen konnte, empfand ich, dass sie sowohl von der Größe, als auch von der Gangart Yoongi ähnelte.

Unsicher blieb ich stehen.

Als die dunkle Gestalt schließlich nur noch ein paar Meter von mir entfernt war, schien auch sie mich bemerkt zu haben. Sie hob den Kopf an und starrte mich aus ihren dunklen Augen an. Erst dann erkannte ich, dass es tatsächlich Yoongi war, der dort vor mir stand.

Mein angespannter Körper wurde augenblicklich mit Erleichterung durchflutet und ein ungewolltes winselns enkam meiner Kehle. Ich konnte meine angesammelten Gefühle kaum kontrollieren, weswegen ich auch ohne groß darüber nachzudenken auf Yoongi zustürmte und ihn fest in meine Arme schloss.
„Du Idiot, ich dachte du wärst weg!“,  meine Stimme zitterte merklich.
Den Geruch von Alkohol und Zigaretten ignorierend, drückte ich den kalten Körper Yoongi's noch näher an mich.  

„Jimin…?“, murmelte dieser verwirrt und drückte sich etwas von mir weg, um mir ins Gesicht sehen zu können. Seine sonst so blassen Wangen waren von der Kälte ganz Rot und unter seinen Augen befanden sich dunkle Augenringe.
„Ich habe dich überall gesucht“, schniefte ich und wischte mir ein paar Mal über meine nassen Wangen. Yoongi ließ endgültig von mir ab und sah mich dann völlig entgeistert an. „Wieso gesucht? Und warum ausgerechnet hier?“, fragte er dann nach.
„Taehyung hat gesagt-…“, fing ich an, doch wurde gleich von meinem Gegenüber unterbrochen. „Taehyung hat es dir gesagt?!“.
Ich nickte leicht. „Aber das ist nicht schlimm! Ich bin hierhergekommen um dir zu helfen“, fügte ich dann hinzu. „Ich brauche deine Hilfe nicht“, murrte er, urplötzlich zu dem emotionslosen Wesen von damals mutiert und wollte an mir vorbeigehen, doch ich hielt ihn auf. Seine sture Art stieg mir mittlerweile wirklich zu Kopf.

„Hör mir doch mal wenigstens zu! Die ganze Zeit läufst du vor mir weg und schaffst es nicht einmal dich für deine Worte zu entschuldigen. Ich weiß ja nicht wie es dir in den letzten eineinhalb Wochen erging, aber ich habe dich vermisst. Und das obwohl du mich angelogen hast“, schnauzte ich ihm entgegen. Yoongi rollte seine dunklen Augen, biss die Zähne zusammen und baute sich dann in all seiner Größer vor mir auf. „Du hast mich vermisst? Hat für mich aber nicht so ausgesehen. Ständig warst du mit den anderen Jungs unterwegs und du hast dich so gut wie jeden Tag mit Hoseok getroffen. Du hast gelacht und Spaß gehabt und mich dabei völlig ignoriert“, sagte er in einem gefährlichen Unterton.

Ein verblüfftes Schnauben entkam mir. „Was erwartest du denn bitte von mir? Das ich dir, nachdem du mich angelogen hast, auch noch hinterherrenne?“, hakte ich nach. Yoongi schraubte verächtlich und sah auf den Schneeweißen Boden unter sich. „Du müsstest mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich Dinge wie eine Entschuldigung nicht alleine hinbekommen kann“, murmelte er dann.
„Und genau deswegen habe ich nichts gemacht. Ich hatte die Hoffnung du würdest für unsere Freundschaft über deinen Schatten springen und dich von alleine trauen auf mich zuzugehen. Aber du hast nichts gemacht. Jetzt stehe ich hier vor dir und bin bereit dir eine zweite Chance zu geben und alles was du tust, ist dich wieder hinter deinen Mauern zu verkriechen“, meine Stimme wurde nun auch wieder etwas ruhiger.

Der Ältere seufzte schwer und schaute dann langsam auf.
„Es ist doch eh schon zu spät, oder? Du hasst mich, richtig?“, fragte er dann mit brüchiger Stimme nach. Plötzlich begannen seine Augen zu glitzern und eine einzelne Träne kullerte seine Wange hinunter. Der verletzte Blick den er mir zuwarf, traf mich genau im Herzen. Es begann weh zu tun, sodass ich mich unheimlich zusammenreißen musste, nicht auch wieder los zu weinen.

Auf seine Frage hin, schüttelte ich stumm den Kopf, schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter und antwortete: „Ganz im Gegenteil. Ich mag dich. Mehr als das. Ich habe mich in dich verliebt“.

Für den Cut im letzten Kapitel habt ihr dieses Kapitel hier bekommen, aber ich habe das Gefühl das es vom Cut her noch schlimmer ist xD
Jetzt dürft ihr zwei einhalb Tage auf Yoongi's Reaktion warten~

Und, wie glaubt ihr reagiert Yoongi? :3

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt