72.

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Jimin's PoV.:

Ich hatte schon eine ungute Vorahnung, als ich am nächsten Morgen frisch angezogen die Treppe nach unten lief und dabei einen starken Geruch von frisch gekochtem Reis in der Nase hatte.
„Guten Morgen, Jimin. Willst du vielleicht etwas Frühstücken?“, mein Vater hatte den Kopf aus der Küche gesteckt und sah mich erwartungsvoll an. Ein ungewohnt freundliches lächeln umspielte seine Lippen und ließ mich kurz in meiner Bewegung einfrieren. Jedoch starrte ich ihn einfach nur ausdruckslos an, ehe ich weiter lief und mit einem lauten Türknallen das Haus verließ.
Hätte ich meinen Kiefer dabei nicht so verbittert zusammengepresst, wäre mir wohl möglich ein dummer Kommentar über die Lippen gerutscht.

In der Nacht hatte ich deswegen kaum ein Auge zugetan, da ich die ganze Zeit an die Worte meines Vaters hatte denken müssen. Und auch jetzt bereitete mir der alleinige Gedanke daran schlechte Laune.
Es war zwar irgendwie schön zu sehen, wie viel Mühe er sich mit seinem Neustart gab, doch mir kam es immer noch so suspekt und albern vor, dass ich nicht anders konnte, als ihn fürs erste zu ignorieren.

Den gesamten Schulweg über, ließ ich träge den Kopf hängen und dachte intensiv über die neue Situation nach. Dadurch bemerkte ich auch gar nicht, wie sich schließlich ein sehr energiegeladener Taehyung von hinten an mich anschlich und mir mit voller Kraft auf den Rücken schlug.
„Guten Morgen“, trällerte er gut gelaunt und hopste ein paar Schritte vor. „Morgen“, murrte ich.
„Wie geht's?“, fragte er grinsend nach, woraufhin ein angestrengtes seufzen meine Kehle verließ. Ich war wirklich nicht in der Stimmung zum Reden.
„Ganz gut“, log ich also. Doch Taehyung schien sofort bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte. „Lüg mich nicht an. Deine Augenringe reichen bis nach Japan; irgendetwas beschäftigt dich, oder nicht?“.
Wieder ein seufzen meinerseits. „Ja…“, antwortete ich dann zögerlich.
„Willst du es mir erzählen?“ – „Nachher in der Pause, ja?“.
Ich kam eh nicht drum herum ihm den Wandel von meinem Vater zu erzählen. Er würde den ganzen Tag lang immer wieder nachhaken und darauf hatte ich echt keine Lust. Außerdem glaubte ich, dass es mir vermutlich guttun würde, jemandem davon zu erzählen.

Nach einer Weile, in der Taehyung mich über sein gestriges zusammen treffen mit Jungkook aufgeklärt hatte, kamen wir endlich an der Schule an.  Mit dem dunkelgrauen Himmel über ihr, gab sie ein wirklich unattraktives Bild ab. Am liebsten wäre ich jetzt stur umgedreht und nach Hause gegangen, doch erstens war ich ein Streber an der Schule und konnte mir derartiges Verhalten nicht leisten und zweitens, saß mein Vater zu Hause rum, dem ich heute ungern des Öfteren über den Weg laufen wollte.
Also ließ ich mich vom fröhlich pfeifenden Taehyung wiederwillig mitziehen, geradewegs in das Schulgebäude rein.

Die ersten beiden Stunden schleppte ich mich wortwörtlich durch den Unterricht. Mein fehlendes Melden und die Unaufmerksamkeit, vielen bei einem Schüler wie mir natürlich sofort auf, weswegen Mrs. Cho mich nach ihrem Politikunterricht auch gleich bei sich behielt und nach meinem Befinden fragte.

„E-Es ist wirklich alles in Ordnung, ich habe heute Nacht nur schlecht geschlafen und bin deswegen etwas Müde“, versuchte ich mich aus meiner kritischen Lage heraus zu reden und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf.
„Na, wenn das so ist… Ich dachte schon, es könnte vielleicht etwas mit Min Yoongi zu tun haben. Ihr beide macht in letzter Zeit schließlich recht viel miteinander“, sie rückte nachdenklich ihre rote Brille zurecht.
„Yoongi? Wieso sollte das etwas mit ihm zu tun haben?“, hakte ich verwirrt nach.
„Naja, der Junge macht ja nicht gerade einen guten Eindruck. Ich dachte mir, er könnte vielleicht einen schlechten Einfluss auf dich haben“.

Ein verächtliches Schnauben entkam mir.
Warum dachten denn immer alle Yoongi wäre ein schlechter Mensch? Nur weil er ab und zu unschuldige Kinder anrempelte und beschimpfte? Weil er gegen Schulregeln verstieß und so gut wie nie seine Hausaufgaben erledigte?
Das war doch lächerlich. Wenn ich eines gelernt hatte, dann das Min Yoongi einer der wohl herzlichsten Personen auf diesem Planeten war. Er zeigte das halt eher selten.

„Keine Sorge, ich weiß schon welche Leute einen schlechten Einfluss auf mich haben und welche nicht“, grummelte ich gereizt. Mrs. Cho schien meine plötzliche Stimmungsschwankung bemerkt zu haben, denn sie gab ein unsicheres Lächeln von sich, nickte einfach und entließ mich dann in die Pause.

„Was wollte sie?“, fragte Hoseok sofort nach, als ich aus dem Klassenraum kam. Er und die anderen hatten draußen auf mich gewartet.
„Sie hat nachgefragt, ob bei mir alles in Ordnung ist, weil ich heute so abweisend war. Sie dachte, dass Yoongi einen schlechten Einfluss auf mich hat“, antwortete ich ihm knapp.
„Warum denn immer ich?!“, verzweifelt blies Yoongi die Wangen auf, was mich etwas zum Schmunzeln brachte.
„Und was hast du geantwortet?“, hakte Jungkook dann neugierig nach. Auch Yoongi's Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen Neugierigen. „Naja, ich habe halt gesagt, dass ich schon wissen werde, wer auf mich einen schlechten Einfluss macht und wer nicht“.
„Aww, dass hast du gut gesagt, Jimin“, grinste Hoseok breit, legte einen Arm um mich und schlenderte dann langsam los. Beim Vorbeigehen an Yoongi konnte ich zu meiner Zufriedenheit gerade noch so erkennen, dass auch er etwas lächelte.

In der Mensa angekommen, beschlagnahmten wir uns unseren üblichen Platz an den Fenstern, frühstückten gemeinsam und erzählten uns dann vom Wochenende. Gesprächsthema Nummer Eins war natürlich die Geburtstagsparty von Namjoon, in dessen Zusammenhang viel passiert war. Nicht nur von Jungkook's peinlicher betrunkenen Art wurde erzählt, sondern auch von den Mädchen die Hoseok angebaggert hatte, die Gruppe von Jungen die Jin kennen gelernt und Namjoon's Rap Battle, welches er sich früh am Morgen mit einem der betrunkenen Jungen wegen einer Wette liefern musste.

Kurz bevor die Pause dann aber zu Ende ging, rüttelte Taehyung mich aus meinem Gedanken und zog mich geradewegs von meinem Stuhl hoch.
„Du wolltest mir noch etwas erzählen“, murmelte er mir zu, damit die anderen es nicht hören konnten. Ich nickte etwas benommen, schlängelte mich dann zwischen Stuhl und Tisch hindurch und folgte Taehyung nach draußen. Er lief direkt hinter die Mensa, wo es angenehm ruhig war.

„Also, was liegt dir auf dem Herzen?“, Taehyung sah mich aufmunternd lächelnd an.
„Naja, also-…“, begann ich unsicher und fuhr mir dann seufzend durchs Gesicht. Es war gar nicht so einfach jemandem etwas über seine Gefühle zu erzählen.
„Mein Vater-…“, fing ich ein weiteres Mal an, wurde aber prompt von Taehyung unterbrochen. „Was hat er gemacht? Dich wieder verletzt?!“, mit einem Ruck riss Tae mir meinen Pullover samt Jacke hoch, um sich einen Blick auf meine Haut verschaffen zu können. Erschrocken, wegen der plötzlichen kalten Luft und dem nackten Gefühl, quickte ich auf. „Tae! Lass mich doch ausreden!“, blitzschnell schob ich meine Klamotten wieder an Ort und Stelle, „Was ich sagen wollte, war, dass mein Vater gestern auf die glorreiche Idee gekommen ist, einen Neuanfang zu starten. Er scheint wie ausgewechselt, dass ist total komisch… Heute Morgen hat er sogar gekocht und mir etwas angeboten. Aber ich bin dann einfach rausgegangen, weil mir das zu blöd war“.

„Oh… Ähm, wow… Ich hätte jetzt mit vielem gerechnet, aber nicht damit“, etwas verwirrt sah Taehyung mich an. Ich nickte leicht und senkte meinen Kopf mit einem niedergeschlagenen Seufzen. Immerhin war ich nicht der einzige, der dieses Verhalten als merkwürdig empfand.
„Und jetzt?“, hakte mein Gegenüber nach. Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich werde es langsam angehen lassen. Vielleicht ändert er seine Meinung ja auch wieder und wird zu dem Arschloch, was er vorher war. Dann will ich nicht allzu enttäuscht sein“, antwortete ich.

„Das verstehe ich… Sollte in dem Zusammenhang noch irgendwas Spannendes passieren, sag mir sofort Bescheid. Du kannst mit mir über alles reden, okay?“, lächelnd legte Taehyung einen Arm um meine Schulter. Ich wusste nicht genau ob es seine hilfsbereiten Worte waren, oder das breite Grinsen in seinem Gesicht, aber ich fühlte mich plötzlich viel besser als vorher. Es war, als hätte Taehyung den schweren Stein auf meinem Herzen zertrümmert.
„Danke Taehyung. Ich sag dir sofort Bescheid“, lächelte ich zurück. „Gut so! Und jetzt behalt dieses niedliche Lächeln im Gesicht, ich kann mir deine nachdenkliche Miene kaum noch mit ansehen“, er kniff mir unsanft in die Wangen und zog sie wild hin und her. „Aua! Isch ja hut!“, brachte ich unter all dem hin und her undeutlich heraus und versuchte seine Hände weg zu schlagen. Taehyung lachte daraufhin nur, ließ schließlich von mir ab und hüpfte dann wieder Richtung Mensa.

Schon mal als kleine Vorwarnung, die nächsten beiden Kapitel werden VKook sein ^^
Ich hoffe euch ist das nicht zu viel VKook, aber dieses Ship ist in dieser FF sehr wichtig. Darauf wird eine Menge Action folgen xD

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt