31.

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Jimin's PoV.:

Unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend, stand ich in Taehyung's Küche und sah mich um. Sein Haus war überraschenderweise sehr groß und geräumig eingerichtet, wodurch es fast schon luxuriös aussah. Es hatte Ähnlichkeiten mit meinem eigenen, nur sah es hier viel familiärer aus; mit Fotos an den Wänden und hübscher Deko.

Ein lautes klimpern hinter mir ließ mich erschrocken zusammen zucken. Ich drehte mich um, starrte direkt auf eine große Kiste voller Bier. Meine Zweifel wuchsen gleich ein Stückchen mehr und hoffnungslos fuhr ich mir durch mein Gesicht. „Hier“, hörte ich Taehyung sagen, welcher gleich danach hinter der Kiste auftauchte, „Kannst du die alle ausräumen und auf der Theke aufstellen?“. Er klopfte resignierend auf die weiße Fläche. Ich nickte wiederwillig, trat zu ihm heran und begann die Flaschen – wie gewünscht – an Ort und Stelle anzurichten. „Warum bin ich eigentlich hier, Taehyung?“, jammerte ich dabei los.

Seine Party würde in weniger als einer Stunde anfangen und Tae hatte mich gebeten etwas früher zu kommen, um ihm beim Aufbauen zu helfen. Ich durfte laut meinem Vater, bis 24 Uhr wegbleiben, würde also noch recht viel von dem ganzen illegalen Kram mitbekommen. Aber wieso hatte ich dem ganzen überhaupt zugestimmt?

„Weil du mich lieb hast“, antwortete er, grinste breit und holte eine weitere Kiste Bier aus dem Flur. „Nein Tae, mal wirklich. Ich glaub ich war gestern nicht mehr ganz bei Verstand als du mir all diese Nachrichten geschrieben hast. Und deswegen habe ich auch zugestimmt. Eigentlich will ich gar nicht hier sein. Eigentlich bin ich nur hier, weil deine blöden Nachrichten mich in den Wahnsinn getrieben haben und ich deswegen gezwungen war, zuzustimmen“, brummte ich genervt aus.

Ich mochte gar nicht an den Vorabend zurück denken. Taehyung hatte mir Nachricht über Nachricht geschickt, mich dazu angefleht, dass ich zu ihm kommen solle. Als ich immer noch dagegen gestimmt hatte, hatte er angefangen Sprachnachrichten zu senden. Teilweise hat er seine bittenden Worte sogar gesungen – was mich, so nebenbei bemerkt recht verstört hat.
Letztendlich hatte er bei mir angerufen. Nicht nur einmal, auch nicht zweimal. Nein, sechsmal. Sechs verdammte Anrufe in denen er nicht lockergelassen hatte.
Schließlich hatte ich – in einem müden, genervten und verzweifelten Zustand – einfach zugestimmt.
Und nun stand ich hier, sortierte Bierflaschen auf einer Theke an und stellte rote Plastik Trinkbecher dazu.

„Ach Jimin. Vertrau mir einfach, es wird Spaß machen! Du tust ja schon fast so als würde ich von dir verlangen, dass du dich gleich an eine Shisha hängst und den ganzen Abend durchziehst. Aber nein, es ist mir egal ob du rauchst, oder trinkst, oder beides sein lässt. Ich will einfach nur das du hier bist“, sagte Taehyung, woraufhin ich ihn mit großen Augen ansah. Seine Worte hatten mich auf eine schrecklich kitschige Art und Weise berührt. Ich konnte nicht anders, als letztendlich darüber zu lächeln und resignierend zu nicken. „Na gut… Apropos, ich kann leider nur bis 24 Uhr hierbleiben. Anweisung von meinem Vater…“.
„24 Uhr? Schade, da fängt der ganze Spaß doch erst an!“, zwinkerte er mir kichernd zu und verschwand schließlich im angrenzenden Wohnzimmer.

Kopfschüttelnd räumte ich auch die letzten Bierflaschen auf die Theke und sah mich dann wieder um. Das letzte Mal als ich hier gewesen bin, war vor ungefähr zweieinhalb Wochen gewesen. Seitdem hatte sich viel verändert. Ich hatte mich verändert; war nicht mehr allzu schüchtern und zurückhaltend. Und Taehyung hatte sich auch verändert. Er war netter zu mir geworden, ein echt guter Freund. Wenn ich an die letzten Tage zurückdachte - besonders an die Klassenfahrt - da fiel mir auf das diese so ziemlich mein ganzes Leben verändert hatte. Mich und mein Leben.

„Ey! Ey Jimin! Hilf mir mal! Bitte, schnell!“, die lauten Rufe von Taehyung rissen mich urplötzlich zurück in die Realität und beinahe panisch flitzte ich ins Wohnzimmer. „Was ist?!“, fragte ich aufgebracht nach, konnte es im selben Moment allerdings selber erkennen. Taehyung stand da, hatte einen riesigen Flachbildfernsehr in seinen Armen und drohte damit hinten weg zu kippen. Er hielt das riesige Monster bereits so verkrampft fest, dass seine Fingerknochen weiß unter seiner Haut hervortraten. Eilig huschte ich zu ihm rüber und nahm ihm das riesen Ding ab, blieb einen Moment lang einfach nur stehen, damit er sich schnaufend erholen konnte. „Danke“, seufzte er, half mir dann wieder. „Was hast du damit vor?“, fragte ich nach. Meine Zähne waren dabei fest aufeinandergepresst und bereits jetzt konnte ich die Kraft in meinen Gliedern schwinden fühlen. „Der muss raus. In mein Zimmer, nach oben...“, antwortete er, klang dabei genauso angestrengt wie ich. „Warum denn das?“ – „Na weil der sonst demoliert wird! Ich habe keine Lust meiner Mutter morgen Abend erklären zu müssen, warum sie kein Fernseher mehr gucken kann“, antwortete er und bewegte sich langsam Richtung Treppe. So gut es ging, watschelte ich ihm hinter her.

Ich konnte nicht genau sagen wie wir es geschafft hatten das blöde Ding in Taehyung's Zimmer zu verfrachten, aber letztendlich hatten wir es tatsächlich geschafft. Auf der frei gewordenen Fläche, baute der Jüngere nun eine riesige Musikanlage auf. Anschließen konnte er sie allerdings nicht.

„Mh… Ist das in Ordnung für dich, wenn ich Namjoon vorbei rufe? Der wohnt schräg gegenüber von mir und kennt sich besser aus mit Technik. Er könnte die Anlage schon mal anschließen und so“, unsicher sah er mich an. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Natürlich, warum nicht?“, antwortete ich verwirrt.
„Gut. Naja, ich mein ja nur… Vielleicht wäre es ja auch unangenehm für dich gewesen, wenn einige schon früher gekommen wären“, hörte ich Taehyung sagen, während er zurück in die Küche ging und dabei etwas auf seinem Handy herum tippte.

Es war schon irgendwie rührend wie er sich um mich sorgte. Diese Seite zeigte er nicht oft, denn es war ihm noch etwas peinlich… Und dennoch überwand er sich dazu derart mit mir umzugehen.

Leicht grinsend lief ich ihm schließlich nach und blieb mitten in der geräumigen Küche stehen, sah ihm dabei zu wie er die Nachricht fertig tippte. „So… Namjoon wird in spätestens zwei Minuten hier sein“, murmelte Taehyung und ließ das Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden.
„Und was machen wir jetzt? Muss überhaupt noch irgendwas gemacht werden?“, hakte ich nach und sah den Braunhaarigen planlos an. Nachdenklich begann er auf der Theke herum zu trommeln, sah sich um, gab dann ein einfallendes Geräusch von sich. „Stimmt! Die Snacks!“, und damit huschte er zurück ins Wohnzimmer und kam mit einem Arm voller Chips und Flips und Pringels und Salzstangen zurück.
Knapp neben der Spüle ließ er alles auf der Arbeitsplatte nieder und machte sich daran alles in kleine Schüsseln abzufüllen. Ich wollte ihm gerade zu Hilfe kommen, da klingelte es an der Tür.

„Das ist Namjoon. Kannst du ihm die Tür aufmachen?“, fragend sah Taehyung über seine Schulter hinweg zu mir und ich nickte und flitzte rasch in den Flur.

Ein bisschen Panik bekam ich dabei schon… Immerhin gehörte Namjoon halbwegs Yoongi's Truppe an. Wer wusste schon, was er sagen würde, wenn er mir gegenüber stehen würde.

Mit rasendem Herzen drückte ich die Klinke herunter und öffnete die Tür.
„Hey Taehyu-… Oh, Jimin?“, die Verwirrung war Namjoon deutlich ins Gesicht geschrieben, als er mich sah. „Ja, hey“, stammelte ich und verbeugte mich respektvoll vor ihm.  Er schien von meiner Höflichkeit noch ein Stückchen mehr verwirrt und verbeugte sich deswegen ebenfalls. Ich lächelte ihn leicht an und trat dann beiseite, damit er eintreten konnte.

Wortlos kam er rein, zog sich die Jacke und Schuhe aus und ging gleich durch den Flur, in die Küche. Sofort hörte ich ihn und Tae freudig miteinander sprechen. Doch was es war, konnte ich von hier hinten nicht ausmachen… Gerade als ich die Tür schließen und zu den anderen beiden stoßen wollte, stellte jemand seinen Fuß in den schmalen Spalt und sagte empört: „Hey, ich bin auch noch da“. Keinen Augenblick später zwängte Seokjin sich zu mir hindurch.

„D-Du... Du bist auch hier?“, murmelte er, woraufhin ich zaghaft nickte. „Aber ich bleib nicht lange… Nur bis 24 Uhr“, fügte ich schnell hinzu. „Ah… Okay…“, machte er. Für einen kurzen Moment herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns. Wir starrten uns einfach nur an, ehe Seokjin seinen Mund erneut öffnete – scheinbar um etwas zu sagen – schloss ihn dann allerdings wieder, nickte einfach nur und zog sich ebenfalls aus.

Perplex starrte ich ihn dabei an. Aber er ignorierte dies gekonnt und gesellte sich schließlich zu den anderen.

Wooo neues Kapitel. Sorry, es kommt etwas spät ;-;
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen ^^

21st Century Boys // YoonMinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt