Kapitel 2:Kennenlernen

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Als es zum Glück endlich zur Mittagspause klingelte, sprang ich sofort auf und lief raus. Endlich ist die Stunde vorbei. Ich dachte schon, ich sterbe an Langeweile. Auf dem Hof angekommen, wollte ich gerade wieder zum Baum laufen, als sich plötzlich jemand vor mich stellte. ,,Du bist also diese Neue?" ertönte plötzlich die Stimme meines Gegenübers und verwundert musterte ich die Person. Eine blondhaarige Tusse, die förmlich nach Parfüm stank und eine Maske aus Schminke trug. Was ist denn jetzt? ,,Ja, was ist?" fragte ich nur und steckte meine Hände desinteressiert  in meine Hosentaschen. ,,Ich hab gehört, du sitzt neben Mikoto-san. Ich möchte nur mal eines klarstellen, Mikoto-san ist mein und du wirst ihn auf keinen Fall anrühren!" zischte sie mir schon bedrohlich zu und ich hob nur eine Augenbraue. Das ist jetzt nicht ihr Ernst oder? Sehe ich echt so aus, als würde ich auf 'ihren' Mikoto stehen? ,,Keine Sorge, ich hab kein Interesse an 'deinem' Mikoto. Dürfte ich dann mal vorbei?" gab ich nur zurück und wollte schon weiter, als sie mich plötzlich an der Schulter packte. ,,Was soll das denn heißen? So ein Trampel, wie du, hätte eh nie eine Chance bei so einem Traumtypen!" zickte sie jetzt los. ,,Ach ja und so eine über schminkte Tussi, wie du, die nix besseres zutun hat, als andere an zu zicken hätte ne' Chance? Wenn du denkst." sagte ich nur, riss mich los und lief weiter. Als hätte ich nichts besseres zu tun, als einem Kerl hinterher zu rennen. Die sollten mal denken lernen. Deutlich hörte ich noch ihr Gemecker, aber das war mir herzlich egal. Ich hatte besseres zu tun, als mich mit sowas abzugeben.

Sofort setzte ich mich wieder unter meinen Baum und schloss meine Augen. Eigentlich dachte ich, damit wäre Schluss und ich könnte entspannen, aber da hatte ich mich anscheinend total geirrt. ,,Entschuldigung?" wurde ich angesprochen und sah ich auf, nur um in braune, sanfte Augen zu gucken. Verwundert musterte ich mein Gegenüber. Er sah sehr freundlich aus, hatte kurze, aschblonde Haare, war relativ dünn und ich stufte ihn sofort als Schwächling ein. Mein Blick schien ihn etwas zu verunsichern, jedoch sprach er trotzdem drauf los:,, Ich habe gerade mitgekriegt, was mit den Mädels dort war. Ignoriere sie einfach, die machen alle Neulinge erst mal fertig." Meine Augenbraue hob sich. Deswegen hat der mich jetzt angesprochen? War das wirklich so wichtig? ,,Ich werde es beherzigen." meinte ich nur und hoffte, das er damit ging. ,,Du gehst in Mikotos Klasse oder?" fragte er jedoch weiter und ich antwortete nur mit einem 'hm'. Daraufhin schloss ich wieder meine Augen und ich merkte, wie er sich neben mich setzte. ,,Mein Name ist Totsuka Tatara und bin ein sehr guter Freund von Mikoto. Und wer bist du?" Leicht seufzte ich auf, es hat ja keinen Sinn, dann unterhalte ich mich halt mit ihm. ,,Kobayashi Shira." gab ich nur zurück. ,,Du bist nicht gerade sehr gesprächig oder? Du könntest dich bei der Sache mit dem Rothaarigen zusammen tun." kicherte er zum Schluss und ich sah ihn wieder an. ,,Sag mal, sind diese Mädels eigentlich immer so?" fing ich einfach ein Thema an und hoffte dass die Pause einfach schnell rumging. ,,Ja, die sind immer so, vor allem, wenn es um Mikoto geht." ,,Läuft da was zwischen denen oder was?" fragte ich total verwundert, weil wenn Mikoto laut Tatara wirklich so ruhig ist wie ich, dann würde er nie was mit solchen Hühnern am laufen haben. ,,Nicht direkt.." fing er leicht zögerlich an. ,,..Eigentlich findet Mikoto sie total nervig und interessiert sich nicht wirklich für sie, aber sie haben total ein Auge auf ihn geworfen. Vor allem Nina, ihre 'Anführerin'." Verstehend nickte ich. Ok, das muss echt nervig sein. Ich glaube, ich würde das nicht aushalten. Eine Weile unterhielt ich mich noch mit Tatara und ich merkte, das er gar kein schlechter Kerl war. Er war freundlich und anscheinend auch sehr zuvorkommend, außerdem schien er Mikoto sehr zu bewundern. Auch redete er davon, was er schon alles erlebt hat und ich hörte gespannt zu. Seine Erzählungen wurde jedoch unterbrochen, als es zur Stunde klingelte. ,,Oh, ist die Pause schon vorbei? Na ja, es war schön mit dir." meinte er nur und erhob sich. Ich tat es ihm gleich und verabschiedete mich. Schnell beeilte ich mich um vor dem Lehrer im Klassenzimmer zu sein und dachte dabei an das Gespräch gerade. Hätte nicht damit gerechnet, das ich mich am ersten Schultag mit jemanden unterhalte. Obwohl Tatara aber auch offen zu sein scheint, ihn macht es nichts aus, andere anzusprechen. Anders als bei mir, ich bin eher alleine und rede selten mit anderen. Zwar war ich früher, als mein Rudel noch lebte, sehr kontaktfreudig, aber das änderte sich dann, als es ermordet wurde. An meinem Ziel dann angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz und beobachtete die anderen. Auch den Rothaarigen, welcher als Letzter ins Zimmer kam. Ohne irgendetwas zu sagen, setzte er sich auf seinen Platz neben mich und schaute nach vorne. Fünf Sekunden später, kam dann der Lehrer rein und begann den Unterricht.

Langsam wanderte mein Blick rüber zu dem Rothaarigen, welcher halb auf der Bank schlief und ich fing an zu grübeln. ,,Deine 'Fans' können ganz schön aufdringlich sein, weißt du das?" meinte ich schließlich leise zu ihm, sodass nur er es hörte. Langsam hob sich sein Kopf wieder und seine Augen schienen mich zu durchbohren. Ich frage mich, was er denkt. Vielleicht ist er verwundert, dass ich ihn drauf anspreche, aber na ja. So genau, weiß ich auch nicht, warum ich ihn drauf anspreche, aber vielleicht geht so der Unterricht schneller herum. ,,Ich weiß. Tatara meinte schon, dass du sie kennengelernt hast." gab er nur ebenso leise zurück. ,,Ach ja?" meinte ich nur, woraufhin er nickte. ,,Ich hoffe, sie haben nicht zu sehr genervt." sagte er nur leicht erzürnt und grinsend sagte ich nur:,, Von solchen Tussen, lasse ich mich nicht nerven. Ich glaube sogar, dass es mit denen lustig werden könnte." Verwundert hob er eine Augenbraue und ich konnte auch ein leichtes Grinsen sehen. ,,Andere wären jetzt total eingeschüchtert gewesen und hätten auf diese Weiber gehört." meinte er und ich konnte raus hören, dass es ihn amüsierte. Leicht kichernd meinte ich dann:,, Ich bin nicht wie andere. Außerdem bezweifle ich, dass sie mir etwas antun könnten." ,,Ganz schön große Klappe hast du." ,,Ich sage nur, wie es ist." Nach meinem Satz guckte ich wieder nach vorn, während sein Kopf wieder auf der Bank lag. Als es dann jedoch wieder klingelte, erhoben sich die meisten, genauso wie Mikoto. Alle, außer ich, denn ich hatte keine Lust raus zu gehen. Ich bleibe mal drinnen. Gelangweilt sah ich auf meinen Tisch und versank in meinen Gedanken. Dabei erinnerte ich mich an alte Zeiten mit meinem Rudel. In Shizume City gibt es einige Wölfe, aber so gut wie niemand weiß davon. Niemand weiß von der Existenz von uns Wölfen, am Tage verstecken wir uns unter den Menschen, während nachts die Kämpfe stattfinden. Bis jetzt hat das super gut geklappt, aber leider nicht immer. Einige Menschen wissen über uns Bescheid und haben beschlossen uns endgültig auszulöschen. Jäger und sie sind nicht gerade ungefährlich. Viele meiner Artgenossen sind ihnen schon zum Opfer gefallen, genauso wie meine Familie. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich wieder meinen Blick hob und bemerkte, dass alle Schüler wieder reinkamen.

Als es dann endlich zum Schulschluss klingelte, sprang ich sofort auf, nahm meine Sachen und rannte aus dem Klassenzimmer, geradewegs aus der Schule. Draußen angekommen, war ich schon auf den Weg nach Hause, als mich plötzlich eine Stimme rief. Genervt drehte ich mich um und entdeckte Yuki, die auf mich zu rannte. ,,Shira, ich dachte schon, ich hätte dich verpasst." schnaufte sie nur und hielt bei mir an. ,,Was willst du?" fragte ich sie nur leicht desinteressiert, woraufhin sie einfach meinte, sie wollte mich nach Hause bringen. Augenverdrehend lief ich weiter und sie mir hinterher. ,,Hab heute gesehen, dass du mit Tatara-san geredet hast." fing sie dann an, jedoch antwortete ich nicht ,,Ich muss dir aber noch was erzählen über die Schule.." meinte sie dann tot ernst, was meine Aufmerksamkeit weckte. ,,Du musst nämlich wissen in der Schule gibt es zwei Seiten, einmal Mikotos, die 'Bad Boys' und dann Munakatas, die Vorsitzenden. Zwischen den Beiden kracht es öfters mal, gerat lieber nicht dazwischen." Während sie erzählte, wand sich mein Blick wieder auf den Weg. Das erinnert mich an die Rudel untereinander. ,,Naja, das wollte ich dir nur noch gesagt haben, jetzt muss ich aber los." riss sie mich dann aus meinen Beobachtungen und trat neben mich. Schnell verabschiedete sie sich von mir und lief dann in einer andere Richtung. Schulterzuckend drehte ich mich einfach um und ging weiter. Einfach nur noch heim.

Black WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt