,,Beeil dich, wir müssen los." drängte die Weißhaarige am Tor, als ich bei ihr ankam. ,,Ja ja." murrte ich nur und wir gingen zu mir, um meine letzten Sachen zu holen. Währenddessen erklärte mir Larissa die Route. Wir mussten nach Westen ins Gebirge, dort würde das Revier eines bestimmten Wolfsrudel sein. Dieses beheerscht angeblich die Technik, das Tor ins Totenreich zu öffnen. Es wird harte Arbeit und wenn es die Göttin nicht erlaubt, dann ist alles umsonst, doch ich muss diesen Weg antreten. Ich wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu sagen, jedoch ließ mich ein Knall stoppen und nach hinten blicken. Das Feuerwerk der Schule ging los. Die Knaller explodierten in allen Farben und es sah wunderschön aus. Die Sonne war fast untergegangen und irgendwie überkamen mich Schuldgefühle. Vielleicht hätte ich mich doch von Izumo und Tatara verabschieden sollen, sie machen sich bestimmt Sorgen. ,,Shira?" brachte mich mein Nebenmann wieder in die Realität zurück. ,,Ja.. verzeih.." stammelte ich und wir gingen weiter. Schnell war meine Tasche geholt und wir steuerten unser Ziel an. Einfachheitshalber nahmen wir den Bus, um aus der Stadt zu kommen. Mein Handy oder sonstiges habe ich selbstverständlich nicht mitgenommen. Wozu auch? Ich werde es nicht brauchen. Nachdenklich sah aus dem Fenster des Fahrzeuges und betrachtete die Umgebung. Es waren nur wenige Menschen auf den Straßen und es wurde mit der Zeit immer dunkler. An sich eine perfekte Zeit eine Reise anzutreten. Ich hoffe, alles wird gut gehen. ,,Larissa?" wandte ich mich schließlich an meine Freundin und ihre blauen Augen trafen meine. ,,Denkst du meine Familie wird froh sein, mich zu sehen?" Ich stellte diese Frage ziemlich abwesend und ich sah wie sie überlegte, ehe sie mit "Klar" antwortete. In ihrem Gesicht konnte ich keine Zweifel oder Angst erkennen, das bewunderte ich immer an ihr. Ich wünschte, ich würde mir auch nicht immer so viele Gedanken machen. Irgendwann kamen wir am Rand der Stadt an und stiegen aus. Der Wald war nur noch wenige Meter entfernt. Motiviert gingen wir weiter und redeten in der Zeit. Es war mittlerweile schon finster, doch durch unsere Wolfsgene konnten wir uns noch orientieren. Die Häuser wurden weniger, dafür gab es große, grüne Wiesen und einzelne Pfade. Es ist seltsam, ich war schon lange nicht mehr hier. Früher bin ich mit meiner Familie immer hier rausgefahren und haben im Wald getobt, doch das können wir nun nicht mehr. Bei den ersten Bäumen angekommen, verwandelten wir uns in unsere Wolfsgestalten und rannten weiter auf unseren vier Pfoten.
Auf einer kleinen Klippe machten wir schließlich Halt. Der Mond stand hoch am Himmel und die Sterne funkelten. Müde legte ich mich auf den Rücken, waren wir doch ein ganzes Stückchen gelaufen. ,,Ich glaub demnächst müsste die Sonne aufgehen." murmelte die Weißhaarige, als sie sich zurück in ihre Menschenform brachte. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie neuerdings zwei goldene Ohrringe an je einem Ohr trug. ,,Komm, wir essen was." sagte sie schließlich und krammte in ihrer Tasche rum, während ich mich zurück verwandelte. Leicht genervt band ich meine Haare zu einem neuem Zopf, war er doch schon etwas locker. Erfolgreich holte meine Reisebegleiterin ein paar Sandwiches raus und wir aßen erstmal. Es schmeckte köstlich, was nicht anders von ihr zu erwarten war. Ich habe mir schon immer gewünscht mit ihr unterwegs zu sein, aber so habe ich es mir nicht vorgestellt. Eine Reise ins Totenreich, ich denke, ich werde das erst glauben, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Wir unterhielten uns etwas und sie erklärte mir auch, dass dort sehr viele Wesen sein werden, die mir gefährlich werden können und ich vorsichtig sein sollte. Angst überkam mich. Was ist wenn ich wirklich nicht mehr wiederkomme? Wenn ich es nicht schaffe? Ich könnte Mikoto enttäuschen.
Schnell rannten wir durch die vielen Bäume durch. Meine Umgebung flog förmlich an mir vorbei und ich spürte den Wind auf meinem Fell. Larissa, war etwas weiter vor mir. Sie war schon etwas dreckig, genauso wie ich. Wir sahen ziemlich mitgenommen aus, kein Wunder, waren wir schon ganze zwei Tage unterwegs, fast drei. Jedoch konnten wir unser Ziel förmlich greifen. Das Gebirge war schon nah und so auch das Tor in die Unterwelt. An einem kleinen Wasserfall machten wir kurz ein Bad. ,, Ah entspannend." murmelte meine Begleiterin, als sie sich schüttelte. Kurz darauf tat ich es ihr gleich und wir traten weiter. Diesmal etwas langsamer als zuvor. ,,Shira? Wenn wir vor dem Rudel sind, lass mich reden." Ich nickte. Tatsächlich war Larissa sehr gut im Reden. Bevor ich noch etwas erwidern konnte, ertönte plötzlich ein Wolfsheulen. Verwundert blieben wir stehen, beobachteten unsere Umgebung genau. Anscheinend wurden wir entdeckt und die anderen werden zu Hilfe gezogen. Mutig stellte sich uns ein Wolf entgegen. Er hatte hellbraunes Fell und dazu schwarze Augen, anscheinend ist er noch sehr jung. Sein Knurren zeigte uns, das er uns wohl eher nicht durchließ. Mit einem langem Seufzer verwandelte sich die Weißhaarige zurück und ich erkannte das unser Gegenüber erschreckte. ,,Hey Wölfchen, wir wollen zum Rudelanführer. Kannst du uns zu ihm bringen?" Larissas Stimme war sanft und sie hob sie Hände, um ihm zu signalisieren, dass wir nicht kämpfen wollten. Doch er traute uns nicht und blieb standhaft. Ich wollte schon zu etwas ansetzen, doch ein "Das bin dann wohl ich" ließ uns aufschrecken. Hinter dem jungen Wolf erschien nun eine Gestalt. Ein etwas älterer Mann, mit schwarzem Haar und einem Bart. Seine goldenen Augen strahlten Ruhe und doch Gefahr aus, sie erinnerten mich so gar nicht an Mikotos. ,,Eine verfluchte Wölfin beehrt uns. Ihr wollt ihn bestimmt lösen, hab ich Recht?" Er wusste das sie von der Göttin verflucht wurde. Woher? Der Typ fängt an mir Angst einzujagen. ,,Nein Nein..." winkte mein Nebenmann ab. ,,... Ich bin wegen meiner Freundin hier. Sie möchte den Weg ins Totenreich antreten." Dabei zeigte sie auf mich und wie auf's Stichwort ging ich zurück in meine menschliche Form. ,,Ich verstehe.." erwiderte er überlegend und wandte sich an mich:,,Sage mir, junge Wölfin, wieso möchtest du diesen Weg gehen?" Ohne zu zögern antwortete ich:,,Wissen Sie, ich habe damals etwas ziemlich dummes getan, was das Leben meines Rudels kostete. Das ist alles eine Weile her und ich möchte gerne einem neuem Rudel beitreten, jedoch kann ich das nicht, ohne noch einmal meine Familie zu sprechen." Er nickte. Leider konnte ich nicht in seinem Gesicht ablesen, was er dachte, doch ich bemerkte, das immer mehr Wölfe zu uns stießen. Meine Aufmerksamkeit wurde wieder nach vorne gelenkt, als er anfing mit sprechen:,,Dies ist ein ehrenvoller Gedanke und ich sehe das dein Herz die Wahrheit sagt. Wir werden euch das Tor öffnen." Erleichtert musste ich lächeln und wir folgten ihnen in eine Höhle. Auf diesem Weg unterhielten wir uns mit den Mitgliedern der Familie. Sie waren alle ziemlich nett und hilfsbereit. Ich erfuhr auch, dass sie schon seit Ewigkeiten die Göttin anbeteten und immer mal Wölfe kamen, weil sie etwas brauchten. Sie sagten auch, das in der Unterwelt viele ausgestorbene Arten lebten. Es war schon wieder dunkel geworden, als wir bei unserem Ziel ankamen. Neugierig sah ich mich um. Überall hingen religiöse Gegenstände und an den Wänden waren Zeichen gemalt. Die Frau des Anführers erklärte uns, dass dies magische Zeichen sind, die Glück und Schutz über die Wölfe bringen, von solchen Sachen habe ich von meinem Rudel gehört. In einer hinteren Ecke blieben wir schließlich stehen. ,,Und wie wird das hier ablaufen?" fragte wieder die Weißhaarige, während ich beobachtete wie alle ein komisches Muster auf dem Boden malten. Eine junge Frau trat auf sie zu. Sie hatte graue, kurze Haare und weiße Augen. Ihr Aussehen ist untypisch für einen Wolf, aber das störte mich nicht. Sie meinte auf dem Weg hierher, dass sie für alle Rituale verantwortlich ist und große Kräfte in sich trägt. Ich konzentrierte mich lieber auf ihre Worte. ,,Zuerst werden wir ein Symbol auf den Boden zeichnen, um Kontakt zu der großen Göttin aufzubauen. Das Zeichen oben steht für die Mutter, die Beiden links und rechts stehen für das Leben und den Tod und das Symbol unten stellt das Tor dar. So zeigen wir ihr, dass wir die Tür ins Totenreich öffnen möchten. Danach wird deine Partnerin in ein helles Licht gehüllt und vor ihr wird sie erscheinen. Wenn sie Erlaubnis bekommt dort einzureisen, wird sich vor ihr eine große Tür bilden, wodurch sie gehen muss und dann ist sie da." ,,Klingt einfach." war mein einziger Kommentar, doch innerlich war ich mehr als nur aufgeregt. Angespannt sah ich dabei zu, wie das Symbol fertig wurde. Es war in Kreisform mit verschiedenen Zeichen gespickt, mit den Vieren, die vorhin genannt wurden. In der Mitte war ein weiteres größeres Zeichen zu sehen, ich nehme mal an, das ich mich da rein stellen soll. Meine Beobachtungen wurde aprupt unterbrochen, als jemand Kräuter auf mich regnen ließ. Erschrocken und angeekelt, da das Zeug stank wie sonst was, erhob ich mich und sah diesmal den Jüngling, der uns als erstes begegnete. Sein Blick sagte mir, dass er nicht begeistert von mir war. ,,Diese Kräuter werden dir den Weg erleichtern." meinte nun wieder der Anführer, der auf uns zutrat. Leicht musste er lachen, als er bemerkte dass ich mir die Nase zuhielt. ,,Ja, das Zeug stinkt, aber das ist wohl der Preis dafür." Damit ging er wieder zu den anderen und ließ uns allein. Murrend streute mich mein Gegenüber weiter ein und bemalte sogar mein Gesicht mit einer Tinktur. Krampfhaft versuchte ich daran zu denken, wofür das alles war und hoffte, ich müsste nicht kotzen. Der Rauchergestank von dem Rothaarigen war mir jetzt viel lieber. Zumal er freundlicher aussah als dieser Kerl, der sah nämlich so aus, als würde er mir gleich ein Messer in die Brust rammen. Als wir dann endlich fertig waren, trat ich in die Mitte des Rings, um mich herum fünf Wölfe. Leicht zweifelnd sah ich zu meiner Freundin, welche in etwas weiterer Entfernung stand und das Spektakel beobachtete. Mein Blick richtete sich nach vorne, wo die Grauhaarige nun stand. Sie trug eine wunderschöne Tracht und war mit Schmuck bestückt. Sie hob ihren Stab und redete irgendwelche Wörter. Leider verstand ich sie nicht, anscheinend war es eine antike Sprache die sie da benutzte. Die anderen vier Wölfe taten es ihr gleich, doch anders als sie waren sie nicht in ihrer menschlichen Gestalt und sie senkten den Kopf zum Boden. Kurze Zeit über ging dies so weiter, bis plötzlich der Boden anfing zu glühen. Ein helles Licht breitete sich in dem Raum aus und hüllte mich komplett ein. Doch, ich hatte keine Angst davor. Es war warm und ich fühlte mich irgendwie.. geborgen. Es wischte meine Zweifel und Angst hinfort. Es ist als ob ich in den Arm genommen werde und am liebsten will ich nie wieder weg. Genüsslich schloss ich meine Augen, gab mich diesem Gefühl hin.
Das nächste mal, als ich die Augen öffnete befand ich mich nicht mehr in der Höhle. Verwundert musste ich erkennen, dass ich mitten in einer wunderschönen Blumenwiese stand. ,,Was ist das für ein Ort?" fragte ich, obwohl es so aussah, als ob ich allein bin, jedenfalls augenscheinlich. ,,Dies ist mein Reich." ertönte eine sanfte Stimme und sie erschien vor mir. Die Göttin, Mutter der Natur. Ihr Aussehen war menschlich, sie hatte ewig lange, braune Haare, worin mehrere Blüten hingen und aus ihren Kopf wuchs ein Rehgeweih, aus welchem auch wieder Blumen blühten. Sie trug ein bodenlanges, hellrosanes Gewand, worauf ich leichte Verzierungen entdecken konnte, doch am schönsten waren ihre Augen. Strahlend grüne Augen, wenn man hinein sah dachte man, man sieht einen Wald. Förmlich die ganze Natur spiegelte sich in ihnen wieder. ,,Was bringt dich zu mir, Shira Kobayashi?" Sie klang ruhig und sanft. Kurz brauchte ich, um mich zu sammeln, ehe ich sagte, dass ich ins Totenreich möchte. Ihr Gesichtsausdruck blieb gleich, anscheinend hatte sie das erwartet. ,,Du möchtest deine Familie wiedersehen, habe ich Recht?" Ich nickte ernst. Dies war mein Wunsch. ,,Sind dir deine Freunde dir diese Reise wert?" Jetzt schaute ich sie überrascht an. Sie wusste von den Dreien? Woher? Ich schob diese Frage nach hinten, ehe ich ihr eine Antwort gab:,,Ja, sie sind es mir wert. Ich möchte bei ihnen sein und sie zu meiner neuen Familie ernennen und wenn ich zuerst diese Reise antreten muss dafür, dann tue ich dies!" Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie meinen emtschlossenen Blick sah. ,,Einverstanden Shira, ich lasse dich passieren, doch beachte, wirst du dort sterben, kannst du nie wieder zurückkehren. Es ist auch nicht möglich umzudrehen, ich lasse dich erst zurück, wenn du bei ihnen warst." Sie klang todernst und ich nickte nur. Daraufhin trat sie zur Seite und ein weißes, riesiges Tor erschien vor mir. Es hatte mehrere Zeichen und Verzierungen, außerdem leuchtete sie frömlich. Kurz atmete ich tief durch, dachte noch einmal an all meine Freunde, ehe ich darauf zuschritt. Langsam öffnete sich die Tür von selbst und zeigte mir ein weißes Licht. Mutig schritt ich hindurch, musste jedoch meine Augen zukneifen, da es mich blendete.
Wieder öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass ich mich in einem Wald befand. Es war hellichter Tag und genau erkundeten meine Augen den Ort. Hatte es funktioniert? War dies das Totenreich? War ich angekommen? Ich wollte schon in eine Richtung gehen, als plötzlich etwas in den Büschen raschelte. Panisch machte ich mich kampfbereit, doch ich beruhigte mich, als nur ein Dodo herauskam. Moment.. ein Dodo?! ,,Aber die sind doch ausgestorben.." murmelte ich vor mich hin und beugte mich hinunter. Der Vogel kam freudig auf mich zu und kuschelte sich an mich. Ich bin also wirklich in der Unterwelt. Ich habe es geschafft! Ich bin angekommen! Glücklich knuddelte ich das Tier vor mir, welches nichts dagegen hatte und lief los in eine Richtung, das Federvieh mir hinterher. Ich muss mein Rudel so schnell es geht finden!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Huhu:3Ich bin wieder da, mit einem neuem Kapitel. Wuhu\(^-^)/
Ja, jetzt ist Shira im Totenreich, mal sehen ob sie dieser Aufgabe gewachsen ist x3Feedback ist gerne gesehen<3
Danke an alle die mir schon Feedback gegeben haben<3
LG Kira
DU LIEST GERADE
Black Wolf
FantasíaSchon seit Jahren galten Wölfe in Japan als ausgestorben, jedoch leben sie weiterhin dort, nur in Gestalt der Menschen. Verborgen und vorsichtig, damit niemand von ihnen erfährt. Shira ist eine dieser Wölfe, jedoch hat sie durch einen tragischen Vor...