Minuten vergingen, die sich für mich wie Stunden anfühlten. Tatara war immer noch nicht wieder da, ich hörte sie aber reden. Anscheinend hatte Yamata etwas angestellt und der Blonde versuchte es auf friedliche Art zu klären, so war er nun mal. Mich freute es, dass bis jetzt nichts verändert war, aber leichte Angst dem Rothaarigen zu begegnen hatte ich dennoch. Was wenn er nicht so begeistert war? Unruhig schaute ich mich um, die Bar war immer noch recht leer und ich erkannte draußen dass es langsam dunkler wurde. Leicht zuckte ich zusammen, als sich die Tür zum Hinterzimmer öffnete. Gespannt sah ich dorthin und beobachtete die zwei jungen Erwachsenen. Der Junge mit den silbernen Haaren verließ schnell die Bar ohne auch nur einmal aufzusehen. Ich denke, er hat viel zum überlegen und wollte dies nicht hier tun. Meine Aufmerksamkeit wurde auf Tatara gelenkt, als er sich neben mich setzte. Danach war es still, Anna war in einer Ecke verschwunden und benutzte ihre Fähigkeiten. Ein bisschen hatte ich zugesehen, bis ich mich wieder auf die Couch setzte. Meine Nervosität stieg immer mehr, bis ich irgendwann seufzte. ,,Shira? Willst du darüber reden, wo genau du warst?" fing der an und schielte leicht zu mir. Betreten sah ich zu Boden, wäre schlecht nun darüber zu reden, dass ich im Totenreich war. Eines Tages werde ich es ihnen sagen.. nur nicht heute. ,,Sagen wir einfach, ich hatte familiäres zu klären." wich ich der Frage aus. Er nickte bloß, ließ es auf sich beruhen und ich war ihm mehr als dankbar.
Langsam trafen andere Clanmitglieder ein, alle schauten mich komisch an, nur Izumo nicht. ,,Shira? Bist du das?" fragte er ungläubig und ich bejahte seine Frage. Glücklich schlossen wir uns in die Arme und wir redeten eine Weile, er gab mir etwas zu Trinken und ich setzte mich an die Bar. Alle genossen die heitere Stimmung, nur ich schottete mich etwas ab mit den Gedanken komplett bei Mikoto. Er war immer noch nicht wieder da, langsam fing ich an mir Sorgen zu machen. Ich will einfach das Wiedersehen mit ihm schnell hinter mich bringen und überleben. So wie sich mein Körper anfühlt könnte ich jeden Moment zusammenbrechen. ,,Aufgeregt ihn wiederzusehen?" Tatara hatte sich neben mich gesetzt, bis eben war er mit den Anderen beschäftigt gewesen. ,,Was meinst du?" fragte ich etwas verwirrt. Eigentlich war ich ziemlich still bis jetzt, man sah mir meine Unruhe nicht an, aber er musste ja wieder alles wissen. ,,Weißt du, du und der King seid schon ein witziges Paar, aber man sieht den Faden der euch miteinander verbindet. Außerdem schaust du schon die ganze Zeit komisch durch die Gegend, du hast leichte Angst ihn wiederzusehen oder?" Gebannt sah ich in seine braunen Augen, die eine schöne Wärme ausstrahlten. Beschämt wandte ich den Blick auf den Holztresen und murmelte:,, Ein bisschen vielleicht. Ich war lange nicht mehr hier, was ist wenn er mich nicht mehr sehen will?" Ein belustigtes Kichern, seitens meines Nebenmanns. Beleidigt schaute ich zu ihm, war für mich dies alles doch gar nicht witzig. ,,Er würde dich niemals vertreiben, auch wenn er es nicht zugibt, aber du wurdest genauso sehr von ihm vermisst wie von mir." Ein beruhigendes Lächeln von ihm, was tatsächlich Wirkung zeigte. Es wird schon gut gehen, der Blonde stand mir bei.
Es war schon dunkel, als sich die Tür der Bar erneut öffnete. Sofort drehten sich alle Anwesenden in die Richtung. ,,Ahhh Mikoto." begrüßte der Brillenträger hinter dem Tresen den Neuankömmling. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ein leichtes Zittern überkam mich, während ich deutlich seine Anwesenheit spürte. Tief atmete ich durch, bevor ich mich langsam auf den Hocker umdrehte. Blau traf auf Gold, seine Augen waren genauso schön wie in meinen Erinnerungen, aber er hatte sich etwas verändert. Er war größer, muskulöser und seine Haare waren zurückgegelt, bis auf zwei Strähnen die ihm ins Gesicht hingen. Er trug nun keine Schuluniform mehr, sondern ein weißes Shirt und eine schwarze Jeans, seine schwarze Jacke legte er gerade weg. Außerdem trug er eine Kette und stank noch mehr nach Rauch als früher. Dies war der einzige Punkt an ihm der mir nicht fehlte. Nicht einmal hatte er seine Augen von mir abgewendet, kam langsam auf mich zu. ,,Du hast ganz schön lange gebraucht." stellte er fest, seine tiefe Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. ,,Tut mir leid, eigentlich wollte ich eher wieder kommen." gab ich zurück und wir sahen uns nur wieder schweigend an, bis er plötzlich lächelte und sich auf die Couch setzte. Merklich beruhigte ich mich, ein Stein war mir vom Herzen gefallen, anscheinend war er irgendwo froh dass ich wieder hier bin.
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Black Wolf
FantasySchon seit Jahren galten Wölfe in Japan als ausgestorben, jedoch leben sie weiterhin dort, nur in Gestalt der Menschen. Verborgen und vorsichtig, damit niemand von ihnen erfährt. Shira ist eine dieser Wölfe, jedoch hat sie durch einen tragischen Vor...