Kapitel 21:Das Hasendorf

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Angestrengt erklommen wir weiter den hügeligen Berg. Eine sehr lange Zeit war schon vergangen, seit ich das Totenreich betrat. Wie viele Tage, Monate oder Jahre vorbei waren wusste ich nicht. In dieser Welt gab es leider keine Uhren, woran man sich orientieren konnte. Prüfend sah ich zu Sadwick. Er hatte sich echt zu einem treuem Begleiter entwickelt. Jedoch alterte er nicht, nach dem Tot schien das anscheinend zu stoppen. Da ich aber eine Lebende war hörte es bei mir nicht auf. Etwas seltsam war es schon, aber ich konnte es ganz gut ignorieren. ,,Also die Waschbären meinten, das nächste Dorf ist ganz in der Nähe.." murmelte der Braunhaarige. Der Dodo lief uns wieder voraus, es schien als hätte er irgendetwas. ,,Dörte, bleib hier!" rief ich aus und rannte dem Federvieh hinterher. Flink huschte er durch die Sträucher, was es schwer machte ihm zu folgen. Sadwick war da schon besser, war er ja auch nicht sehr groß.

Erschöpft kamen wir bei einem Fluss an und setzten uns. Dörte trank freudig das gefundene Wasser, er war zwar nicht immer so schlau, aber Essen und Trinken fand er immer. ,,Wir suchen jetzt schon seit einer Ewigkeit nach diesem Dorf und nicht ein Haus in Sicht." meckerte der Wolfshund und ich musste kichern. Er war so ungeduldig und niedlich. Genüsslich streckte ich mich und ließ mich ins weiche Gras fallen. Die Sonne schien hell und der Himmel war strahlend blau. Eigentlich war das Wetter meistens so, aber wir waren schon in Gegenden wo es nur geschneit hat. Sadwick war natürlich davon begeistert, aber musste schnell feststellen wie kalt es war, genau wie der Vogel. Ich war schon kurz vor dem Einschlafen, als ich plötzlich einen Geruch wahrnahm. Es roch wie gebratenes Essen! Sofort richtete ich mich wieder auf. ,,Shira? Riechst du das auch?" Auf die Frage des Braunhaarigen nickte ich nur und rannte in die Richtung. Wo Nahrung ist, ist Zivilisation nicht weit.

Es dauerte nicht lange, da hatten wir schon die Bäume durchquert und kamen bei der nächsten Lichtung an. Mehrere Gebäude erhoben sich vor uns und ein Pfad führte in die Mitte des kleinen Dorfes. ,,Vergisst nicht, bleibt bei mir." murmelte ich zu meinen Begleitern, die hinter mir standen. Leider hatten wir es schon oft, das die Lebewesen hier nicht immer nett waren. Entweder sie wollten uns opfern, fressen oder uns festhalten. Seitdem sind wir vorsichtiger, was neue Orte angeht. Tief atmete ich ein, ehe ich weiter schritt. In der Mitte befanden sich mehrere menschenähnliche Wesen, doch bevor ich sie mir genauer betrachten konnte.. ,,Wölfe! Versteckt euch alle!" Bevor ich auch nur wusste, was los war, waren alle in den Häusern und machten keine Anstalten, wieder heraus zu kommen. Was geht denn jetzt ab? In der Mitte der Häuser sah ich mich verwirrt um. ,,Ich glaub das waren Hasen. Sie gelten als sehr ängstlich, vor allem bei Fleischfressern." Ich seufzte. Das war ja klar. Ohne groß zu zögern sprach ich etwas lauter:,, Wir haben nicht vor euch zu fressen! Wir wollten nur etwas fragen für unseren weiteren Weg, etwas Essen und vielleicht einen Platz zum schlafen! Wir sind nur Wanderer, könntet ihr uns helfen?!" Nach kurzer Zeit öffnete sich endlich eine Tür und ein etwas älterer Mann trat hinaus. Er hatte graues, langes Haar, einen Bart und Hasenohren. Seine Augen konnte ich leider nicht sehen. Zitternd schritt er mit seinem Gehstock auf uns zu und stoppte vor uns. Deutlich konnte ich seine Angst spüren und er sprach zitternd:,, E-Es tut uns leid, a-aber wir haben kein Interesse daran W-Wölfen zu helfen. B-Bitte, geht wieder." Mein Blick zeigte Enttäuschung, doch wir taten wie geheißen.

,,Man, das war ein totaler Reinfall!" Sadwick schmollte als wir die Lichtung wieder verließen. ,,Wir fragen einfach im nächsten Dorf." Mein Blick fiel auf Dörte, welcher ziemlich müde schien. Verständlich, wir hatten schon seit einer Weile keinen richtigen Schlafplatz oder etwas Essbares, unsere Energie ging zu Ende. Wir wollten uns schon komplett von der Lichtung wegdrehen, als plötzlich..

,,AHHHHHHHHH!"

Ohne groß darüber nachzudenken rannte ich wieder zurück, in die Dorfmitte. Das erste was ich entdeckte war ein schwarzer Panther, welcher nicht freundlich aussah. Vor ihm lag ein panisches Hasenmädchen. Sie schien recht jung zu sein, hatte blondes, kurzes Haar und ihre Hasenohren waren schneeweiß. Außerdem trug sie eine kurze Hose und ein grünes T-Shirt. Bevor das Tier sie angreifen konnte wechselte ich in meine Wolfsgestalt und sprang auf die Raubkatze. Meine Krallen hinterließen Verletzungen auf dem Körper und schmerzerfüllt versuchte er mich loszuwerden. Geschickt sprang ich etwas weiter weg und nun wurde ich aus gelben Augen wütend angestarrt. Anscheinend mochte er es nicht, wenn man ihn beim Jagen stört. ,,Shira?!" hörte ich plötzlich meinen Begleiter rufen und leicht schielte ich zu ihm. Besorgt kam er mit dem Dodo angerannt und guckte nach der Häsin. Ängstlich beobachtete sie mit ihren grünen Augen alles, ehe sie aufstand und in ein Haus verschwand. Nur am Rande bekam ich mit, dass wir von den Bewohnern durch die Fenster angestarrt wurden.

Black WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt