F ü n f

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Where ever you've gone? How? I just need to know that you won't forget about me.

...

Meine Boxhandschuhe zog ich mir aus und griff nach meinem bereits durchnässten Handtuch. Schweratmend setzte ich mich auf die Bank im Umkleidebereich und starrte den Boden an während laute Musik durch meine Kopfhörer dröhnte. Ich spürte den Schweiß auf meinem Rücken hinunterfließen – Nichts unübliches bei einem 3-Stunden-Workout.

Während meiner Workout-Session konzertierte ich mich auf das Geschehen vor mir und schaffe es endlich die negativen und schlechten Gedanken auszublenden. Aus diesem Grund versuche ich diese so lange und so oft wie möglich zu machen. Aber vor einer Woche machte ich den Fehler die Einladung von meinem Vater und Gabrielle anzunehmen. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, dass ich damals in jener Nacht sein Büro wortwörtlich zerstörte. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl ich würde meinem Vater etwas schulden.

Weiters war ein Gespräch zwischen ihm und mir völlig überfällig. Damals rief ich ihn morgens sturzbetrunken an und versuchte ihn zur Rede zu stellen. Ich wollte den Grund wissen, wieso er mir nie Liebe zeigte. Bei unserem Mittagessen wurde ich von ihr angerufen, weil es ihr schlecht ging und sie unbedingt ins Krankenhaus gefahren werden wollte. Und in jener Nacht, die Nacht in der sie von mir ging, verunstaltete ich sein Büro und weinte mir die Seele aus dem Leib. Ich verbrachte ihre letzten Stunden bei ihm und nicht bei ihr.

Meine Kopfhörer riss ich aus meinen Ohren und warf sie, inklusive meines Handys, auf den Boden. Ich wusste, dass diese Gedanken die Minute, die ich aufhörte zu trainieren, zurückkommen werden. Und ich hasste es. Ich hasste einfach alles.

"Harry, stimmt's?", kam eine Person auf mich zu. Ich hob meinen Kopf und sah einen älteren Mann vor mir stehen. Er hatte einen schwarz-blauen Trainingsanzug an, um seinen Hals trug er seine Brille die auf so einer Schnur gebunden war. Sofort schenkte ich ihm einen genervten Blick – von wo kannte er meinen Namen?

"Wer möchte das wissen?", fragte ich desinteressiert und stand von der Sitzbank auf. Ich wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden, da ich keine Lust auf einen dummen Smalltalk miteinem 50-jährigen hatte. Aus diesem Grund verzichtete ich auf die Dusche hier und entschied mich Zuhause eine zu nehmen. Meinen schwarzen Pullover zog ich mir über den Kopf und stopfte den Rest in meine Sporttasche.

"Ich habe dich während deinem Training beobachtet-"

"Hört sich ganz und gar nicht falsch an", unterbrach ich ihn und setzte meine schwarze Beanie auf. Ich drehte mich um, um mein Handy aufzuheben, doch sah, dass er das bereits für mich tat. Ein weiteres Mal schenkte ich ihm einen etwas genervten Blick zu und murmelte ein leises: "Danke."

Er lachte vor sich hin und verschränkte seine Hände vor der Brust. "Ich bin PD", streckte er mir seine Hand aus.

Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und streckte ihm zögernd meine Hand aus. „PD?", klang ich etwas verwirrt.

"Eine Abkürzung für Paul Daniel", nickte er und fuhr fort:„Wie gesagt, ich habe dir im Ring zugesehen – hast du Erfahrungen im Boxbereich? Du hast echt gute Bewegungen drauf."

„Ich habe echt keine Zeit dafür", spannte ich meinen Kiefer an und versuchte die Erinnerungen, der illegalen Kämpfe, zu ignorieren.

„Ich denke du hast echt Potentia-"

"Nein Danke", unterbrach ich ihn sofort. "Ich mache so etwas nicht mehr"

"Nicht mehr?", fragte PD interessiert. "Du hast also doch Erfahrungen. Ich leite diesen ganzen Club hier und ich trainiere viele junge Boxer und ich denke du würdest echt gut zu unserem Team passen. Die Geschwindigkeit und deine präzisen Schläge sehe ich sehr selten bei Hobby-Boxern." Als ich ihm keine Antwort gab und meine Straßenschuhe anzog, fuhr er fort: "Wir machen öfters Wettkämpfe gegen andere Clubs – wenn du wirklich so gut bist, wie ich denke, könnten wir einen Vertrag aushandeln und du hättest einen Kampf pro Monat. Natürlich verdienst du Geld dabei. Und keine Sorge, alles auf legaler Art und Weise." Sofort schenkte ich ihm einen Blick zu worauf er mich schief anlächelte. PD wusste irgendetwas.

12 Letters to you - Promise Me III.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt