D r ei

4.6K 354 134
                                    

You got to see the person I have become. Spread your wings and I know that when God took you back he said, „Hallelujah you're home."

...

Ich beobachtete Carl wie er genüsslich an seinem Milchshake schlürfte. Wie jedes Wochenende kam ich nach Cheshire um mit ihm Zeit zu verbringen. "Denkst du, du schaffst noch ein Pancake?", fragte ich ihn und zwang mir ein Lächeln auf. Vor ihm versuchte ich mich zusammenzureißen, denn ich wollte nicht, dass er bemerkte was für ein emotionales Wrack ich eigentlich derzeit war. In seiner Gegenwart wollte ich stark spielen.

"Mom lässt mich sonst nie vier Pancakes essen", sah er mich mit seinen unschuldigen, braunen Augen an.

Ich lehnte mich nach vor und flüsterte: "Sie muss es ja nicht wissen, oder?"

Er legte seinen Kopf schief und sah mich mit einer gerunzelten Stirn an. "Wir würden doch dann meine Mutter anlügen und ich möchte sie nicht anlügen."

"Guter Punkt", zwang ich mir ein weiteres Lächeln auf und fuhr fort: "Wir lügen sie ja nicht an. Du isst einfach noch einen Pancake und, wenn sie fragt, dann sagen wir, wir waren Pancakes essen, aber wir sagen ihr einfach nicht wieviel! Du würdest sie nicht anlügen!"

Ich schob ihm meinen Pancake zu und lächelte ihn an. Weder mein Essen, noch meinen Kaffee fasste ich an – ich hatte einfach keinen Appetit. "Hast du deine Mutter jemals angelogen?", schenkte Carl mir einen Blick und stopfte sich das nächste Stuck in den Mund.

"Notlügen", war ich ehrlich zu Carl. "Was, sehr sehr sehr schlecht ist", hob ich eine Augenbraue und sah ihn an. Um ihm ein Zeichen zu geben, dass er ja nie auf den Gedanken kam jemals zu lügen. "Ich war nicht besonders brav."

"Hat dich deswegen meine Mom früher nicht gemocht?" Nun nahm er einen Schluck von seinem Milchshake.

"Wahrscheinlich", atmete ich tief aus. Carols und meine damalige Beziehung war Welten von der heutigen entfernt. Carls Mom und ich verstanden uns heute ohne Worte, manchmal behandelte sie mich wie einen dritten Sohn.

Stille. Carl schien in seinen Gedanken versunken zu sein, während er in meinem Pancake mit seiner Gabel herumstach. "Redest du mit den Sternen?", fragte er mich plötzlich.

Ich dachte nach was der damit meinte und nach wenigen Sekunden fiel es mir ein. "Wenn du sie vermisst, rede mit den Sternen, sie wird dich hören", hörte ich Nanas Stimme in meinen Gedanken. Erneute Stille. Ich wusste nicht wie ich antworten sollte. Wie soll ich einem 6-jährigen erklären, dass ich noch immer hoffte, dass das alles hier ein schlechter Traum war? "Uhm ..", murmelte ich und sah auf meine Finger.

"Ich tue es jeden Tag", kam er mir zuvor. "Ich versuche Bella jeden Tag von meinem Tag zu erzählen."

Als ich ihren Namen hörte, spürte ich den Schmerz in mir. Ich spürte wie sich das Etwas in meinem Magen verbreitete. Trotz leerem Magen war ich gerade froh, dass ich am heutigen Tag Nichts zu mir nahm. Der Schmerz in meiner linken Brusthälfte, verteilte sich über meinen ganzen Körper. Ich wusste nicht, welcher Teil meines Körpers gerade nicht schmerzte.

"Harry?", hörte ich Carl sagen.

Den Schmerz in mir versuchte ich zu unterdrücken und sah dem kleinen Jungen vor mir in die Augen. "Ja?", fragte ich mit aller Kraft.

"Redest du mit Bella?", sah er mich mit seinen unschuldigen Augen an. Da ich kein Wort sprechen konnte, schüttelte ich bloß nur meinen Kopf. "Nana hat gemeint, dass man so besser mit der Trauer klarkommt. Es hilft mir", sprach Carl als wäre er kein kleiner Junge, sondern ein erfahrener junger Mann. "Wieso versuchst du es nicht?"

12 Letters to you - Promise Me III.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt