N e u n

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Too drunk and still drinking, it's just the way I feel. "It's alright," is what you told me, 'cause what we had was so beautiful. Feel heavy, like floating at the bottom of the sea. 

...

Ich lag auf dem Boden meines Badezimmers und ließ die Tränen fließen. Sie flossen so wie noch nie zuvor und der Schmerz in mir war enorm groß. So groß wie an jenem Tag. Der Tag an dem mein Leben anfing in die Brüche zu gehen. Jener Tag, als der Schmerz in mir drohte mich umzubringen. Der Tag, an dem sie vor mir ging.

Die letzten Tage verbrachte ich damit langsam mein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Ich verbrachte Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Ich fand die erste Tür in meinem schwarzem Nichts. Dieser Brief jedoch ließ mich realisieren, dass diese Tür mich bloß nur in einen dunkleren Raum führte. Dieser Raum jedoch konnte bloß nur von außen geöffnet werden. Ich war eingesperrt in meinem schwarzen Nichts. Alleine.

Im nächsten Moment wollte ich nicht einsehen, dass dieser Brief ihr Abschied von mir war. Ich wollte nicht einsehen, dass nach diesem Brief Nichts mehr folgt. Aus diesem Grund tat ich Etwas, was ich schon eine Ewigkeit nicht mehr tat. Ich griff nach meinem Handy und rief ihre Nummer an. Die Tage nachdem ich von ihrem Tod erfuhr, rief ich sie ständig an – da ich einfach nicht realisieren wollte, oder konnte, dass sie nicht mehr in meinem Leben war. Aus irgendeinem Grund dachte ich jedes Mal sie wäre bloß nur bei ihren Eltern zuhause und nicht bei mir. Jedes Mal läutete das Handy, bis es irgendwann keine Akku mehr hatte und sich von selber ausschaltete. Eines Tages kündigte ihre Mutter ihren Vertrag, worauf ich dann Nichts mehr als Antwort an der anderen Leitung bekam.

Genau wie in diesem Moment. Mein Handy nahm ich von meinem Ohr ab und zog meine Knie nah an meinen Körper, meine Tränen wurden noch viel stärker. In mir spürte, dass ich mit irgendjemanden darüber reden wollte, jedoch wusste ich nicht mit wem. Ich wollte nicht, dass sich meine Freunde und meine Familie wieder Sorgen um mich machten. Erneut sah ich auf mein Telefon und ging die wenigen Kontakte durch, die ich gespeichert hatte.

Keegan.

Ich presste auf seinen Namen und starrte die Uhrzeit an – es war kurz vor zwei Uhr morgens. Mit einer zitternden Hand strich ich sanft über die Anruftaste auf meinem Display – ich drückte nicht fest genug. Etwas in mir wollte ihn anrufen während eine andere Seite in mir mich davon abhielt. Keegan besaß ein eigenes Leben und hielt bestimmt Berufliches und Privates auseinander. Doch in diesem Moment konnte ich nicht anders – es drohte mich von innen zu töten. Ich hatte das Gefühl, dass, wenn ich nicht mit jemanden darüber sprach, ich endgültig meine Fassung verliere und irgendetwas tue, was ich bereuen werde.

Aus diesen Gründen drückte ich auf den Anrufknopf und hielt das Handy an meinem Ohr. Es klingelte einige Male, doch Keegan schien sein Handy nicht zu hören. Nach einer Zeit legte ich mein Handy auf die Seite und starrte die Fliesen in meinem Zimmer an, während Tränen über meine Wangen flossen. In diesem Moment war mir kalt und heiß zugselben Zeit - ich wusste nicht wie ich das Gefühl in mir stoppen sollte. Mit meiner zitternden Hand strich ich mir durch die Haare und zog leicht an ihnen während ich mich davon abhielt laut loszuschreien. 

Irgendwann sammelte ich meine ganze Kraft und zog mich auf meine Beine. Ich lief aus meinem Zimmer und aus dem Haus - ich rannte und rannte. Ans Aufhören dachte ich gar nicht - ich wollte so lange laufen, bis ich keine Kraft mehr dazu hatte. Irgendwie ziellos und doch zielstrebig lief ich zu einem Ort. 

Der See. 

Meine Beine stoppten einige Meter vor dem Steg. Während ich so vor mich hin lief, vergaß ich völlig wieso ich überhaupt von zuhause verschwinden wollte. Doch als ich den Ort vor mir hatte, erinnerte ich mich an den Brief. Dieses Mal überkam mich keine Übelkeit oder Trauer, sondern eine enorme Wut. 

12 Letters to you - Promise Me III.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt