Das Gesicht eines Menschen erkennst du bei Licht, seinen Charakter im Dunkeln.
– Konfuzius, chinesischer Philosoph
April, 2007
Los AngelesBilly goss mir etwas Champagner ein und setzte sich wieder neben seine Frau und somit mir gegenüber.
»Es ist so schön, dich wiederzusehen, Kate«, sagte Layla. »Es ist schon so lange her. Tut mir leid, das mit deinen Eltern. Sie waren gute Menschen.«
»Ja, das waren sie«, meinte ich leise, aber aufrichtig.
Billy hob sein Glas. »Auf Kates Eltern.«
»Auf sie«, sagte auch ich und wir prosteten uns zu und tranken.
Buddy, der große Schäferhund der Garfields, bellte, und Billy erhob sich.
»Ich glaube, jemand ist an der Tür. Ich geh schnell.«
»Du hast einen netten Mann«, sagte ich, als er ging. »Ich weiß«, sagte Layla träumerisch. »Meine Mum meinte, ich wäre zu jung zum Heiraten.«
»Einundzwanzig ist doch ein schönes Alter«, entgegnete ich.
»Wir dürfen gerade mal Alkohol trinken.« Sie nickte mir zu. »Und du bist schon Special Agent beim FBI.«
»Man schafft Vieles, wenn man die richtigen Beziehungen hat.«
»Wie recht du da doch hast, mein Schatz«, erklang auf einmal eine Stimme in meinem Rücken. Bevor ich mich umdrehen konnte, hauchte mir jemand einen Kuss auf die Wange.
Perplex blickte ich auf. »Was soll das -«, setzte ich an, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Mrs. Garfield, ich bin Dr. Spencer Reid, Kates Verlobter.«Beinahe so ungläubig wie ich sah Layla mich an. »Du hast gar nicht erzählt, dass du verlobt bist, Kate.«
»Ja, ich kann's selbst kaum glauben«, meinte ich mit einem verschmitzten Lächeln.
Reid reichte Layla die Hand. »Wir sind noch nicht lange verlobt. Aber es soll eine Sommerhochzeit werden. Nicht wahr, mein Schatz?«
Perplex nickte ich. »Genau.«
»Setzen Sie sich doch, Dr. Reid.«
»Für Sie Spencer, Miss«, sagte Reid freundlich und setzte sich.
Billy hatte sich ebenfalls neben seiner Frau nieder gelassen.
»Woher kennt ihr euch?« Reid legte einen Arm um meine Schulter.
Ich fuhr mir nervös durch die Haare. »Ähm, Layla und ich gingen zusammen zur High School.«
Weitere peinliche Minuten verstrichen, in denen wir über mein Privatleben sprachen und ich in Reids Armen lag, bis er endlich sagte, dass wir gehen musste.
Als wir das Haus verlassen hatten, wollte ich Reid gerade zur Rede stellen. Doch er verbot mir das Reden mit einem ernsten Blick und schob mich zielgerichtet auf seinen Wagen zu; ich war zuvor mit dem Bus gekommen.
»Wir reden, wenn wir fahren«, murmelte Reid beinahe unauffällig.
Wir stiegen in den Wagen und fuhren los.
»Ich wusste nicht, dass du Autofahren kannst«, bemerkte ich.
»Ich kann Autofahren, seit ich vierzehn bin.« Reids Blick war konzentriert auf die Straße gerichtet.
»Was ist hier los, Reid? Was sollte das gerade?«
»Wirf einen Blick ins Handschuhfach.«
Ich tat, wie mir geheißen, und öffnete es. Ein Zettel lag darin.
»Hol ihn nicht heraus. Lies ihn so«, wies Reid an.
Ich klappte den Zettel im Handschuhfach auf. »Ich beobachte dich«, las ich vor. Ich hob den Kopf und sah Reid entsetzt von der Seite an. »Woher hast du das?«
»Jemand hat ihn auf die Veranda vor das Haus deiner Eltern gelegt.«
»Wie seid ihr an den Zettel gekommen, Reid?«, fragte ich weitaus ernster.
Der Mann atmete tief durch. »Dein Boss hat seit einiger Zeit Agents auf dich angesetzt. Nachdem du ihn aufgefordert hast, ihm bei dem Fall beizustehen, und er sich geweigert hat, hast du zwar deine Marke und deine Waffe abgegeben, aber er wusste, dass du nicht locker lässt. Er wollte, dass, falls etwas geschieht, wir eingeschaltet werden. Er meinte, wir könnten dir bei der Sache besser beistehen als er.«
»Weil ihr mir mit eurer Psycho-Nummer besser klar machen könnt, dass ich durchdrehe und der richtige Mörder bereits im Knast sitzt?«, fuhr ich ihn an.
Reid sah zu mir. »Nein, Kate. Dieser Zettel«, er nickte dem Handschuhfach zu, »ist der Beweis dafür, dass der Mörder noch da draußen ist. Es hat irgendwas mit dir zu tun. Wir glauben, dass es wahrscheinlich eine Vorgeschichte mit deiner Familie gab und er sie deswegen beseitigen möchte. Dich eingeschlossen. Dass er dich beobachtet und noch nicht versucht hat, dich zu töten, bedeutet, dass er wahrscheinlich auf einen bestimmten Anlass wartet oder eine Bindung zu dir aufgebaut hat. Deswegen soll ich in deiner Nähe bleiben und auf dich aufpassen.«
Ich nickte verstehend. »Und das ist der Grund, warum du dich als mein Verlobter ausgegeben hast? Hätte nicht Freund gereicht?«
»Falls die Theorie mit der Bindung stimmt, wird er viel mehr auffälliger reagieren, wenn er merkt, dass du mit jemanden liiert bist. Er wird vollkommen verzweifelt sein, nicht wissen, was er tun soll.«
Wieder nickte ich. Dann musterte ich Reid prüfend.
»Willst du jetzt ein Profil über mich erstellen?«, fragte er plötzlich, und abrupt wandte ich mich ab.
»Nein.« Tief atmete ich durch. »Seit wann sind wir per Du?«
»Seit du meine Verlobte bist.«
Verstehend nickte ich. »Wie geht es dir, Reid?«
»Spencer.«
»Was?«
»Du solltest mich Spencer nennen. Das ist weniger auffällig.«
»Okay ... Aber das ändert nichts an der Frage.«
»Genau genommen, schon. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen lockerer miteinander umgehen, wenn sie sich per Du -«
Als er meinen Blick sah, schwieg er. Dann hielten wir auch schon vor dem Haus meiner Eltern, und er stieg aus.
»Spencer!«, rief ich ihm zu, als ich ebenfalls ausgestiegen war.
»Es geht mir gut. Danke der Nachfrage«, sagte Reid knapp und lief auf das Haus zu. »Hast du die Schlüssel, Schatz?«
»Ja, wir sollten dir auch langsam mal einen machen lassen, Schatz!« Mit finsterer Miene lief ich den Weg entlang und joggte die Stufen der Veranda hoch, ehe ich die Tür öffnete und den Flur betrat.
»Warum bist du wieder hier?«, fragte Reid, als die Haustür ins Schloss fiel.
»Ich kann besser denken, wenn ich am Ort des Geschehens bin«, erwiderte ich tonlos und betrat die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen.
»Wir sollten uns dringend eine andere Umgebung suchen. Du wirst hier wahnsinnig, Kate. Außerdem ist es sicherer für dich, wenn du irgendwo bist, wo der Mörder dich nicht erwartet.«
Ich ignorierte ihn.
»Kate?« Reid trat auf einmal ziemlich nahe an mich heran, und mit einer hochgehobenen Augenbraue sah ich ihn an. Da ergriff er meine rechte Hand und steckte mir einen Ring an. »Es ist glaubwürdiger, wenn du den auch trägst.«
Mit diesen Worten entfernte er sich wieder.
»Ich werde mit Hotch telefonieren. Du tust das, was du immer tust, wenn du hier bist. Versuch nicht, aufzufallen. Der Gesuchte wird uns wahrscheinlich in genau diesem Moment beobachten.«
Ohne Weiteres ging Reid nach oben, und mit einem Seufzen lehnte ich mich gegen die Küchenzeile. Ich trank das Glas leer und stellte ich mit Nachdruck neben mich.
Der Fall entwickelte sich ganz anders, als ich angenommen hatte.Die nächsten Tage verliefen alle gleich. Auch wenn ich nicht davon begeistert war, schliefen Reid und ich in einem Bett, standen gemeinsam auf, aßen gemeinsam und gingen gemeinsam ins Bett. Das Einzige, was wir nicht zusammen machten, war, den Tag zu verbringen.
Reid hatte anscheinend »Urlaub«, weswegen wir beide zwar zusammen im Haus waren, jedoch nicht zusammen was unternahmen. Er telefonierte ständig mit den anderen Agents, sammelte Beweise und fügte Muster zusammen. Doch nichts.
Ich sollte meine freie Zeit genießen, mich vom Fall ablenken, was mir nicht gerade gefiel. Doch was blieb mir anderes übrig? Immerhin hatte ich jetzt Unterstützung, mehr als ich von Fornell erwarten durfte.
Reid schlief jedes Mal mit einer Waffe in der Hand neben mir. Falls er überhaupt schlief. Er wirkte jeden Tag noch erschöpfter als am Vortag. Seine Rolle als Beschützer machte ihm sehr zu schaffen.
»Warum wurde nicht Derek eingeteilt, um auf mich aufzupassen?«, fragte ich, als ich vom Pool aus das Wohnzimmer betrat.
»Weil er anderweitig«, Reid blickte auf und stockte, und ich legte mir meinen Bademantel um, »beschäftigt ist.« Sofort sah er wieder auf seine Unterlagen.
Ich nickte verstehend.
»Willst du was essen?«, fragte ich, als ich durch den Bogen in den Flur und dann in die Küche trat. »Ich glaube, wir haben noch etwas Pizza im Kühlschrank.«
Ich hörte, wie Reid seinen Laptop zuklappte. Dann kam er zu mir in die Küche. »Wenn ich noch einmal Fertigware zum Abendessen esse, sterbe ich an den Zusatzstoffen, die sich darin befinden. Was ist, wenn ich uns was koche?«
»Kannst du das überhaupt?«, fragte ich keck. Kurz darauf winkte ich ab. »Warum frag ich? Du bist ja das Genie.«
»Hey!« Reid boxte mir spielerisch gegen die Schulter. »Hör auf, so fies zu sein.«
»Hinter Ihnen steckt ja doch ein lustiger Kauz, Dr. Spencer Reid«, provozierte ich.
»Kauz? Nur alte Männer bezeichnet man als Käuze.«
»Heul leise, Spence.«
Ich schlug ihm auf die Schulter und wollte gerade an ihm vorbeigehen, als ich auf einmal am Arm herumgezogen wurde und gegen seine Brust stolperte.
»Wir müssen öfter unsere Gefühle zeigen«, sagte Reid.
»Sie meinen, ich soll Sie küssen?«, fragte ich.
»Umarmungen reichen fürs Erste. Und du hast schon wieder »Sie« gesagt.«
»Dann umarme ich dich hiermit.« Gesagt, getan. Als ich mich wieder von ihm gelöst hatte, ging ich nach oben, um dort duschen zu gehen. Nach einigen Minuten verließ ich diese wieder, und sofort stieg mir der Geruch von Essen in die Nase.
Ich zog mir frische Sachen an - eine lockere, kurze Stoffhose und ein Top - und ging dann die Treppe nach unten. Im Flur fiel mein Blick auf die Kommode im Flur, wo auf einmal ein Blumenstrauß mit einem Zettel darin lagen, und ich war mir sicher, dass das vorher nicht hier stand.
»Spence?«, fragte ich vorsichtig.
»Ja?«
»Hast du die Blumen hierhin gestellt?«
Kurz darauf erschien Spencer im Flur, mit einem Spültuch auf den Schultern und einen Kochlöffel in der Hand haltend.
Ich deutete auf die Blumen und seine Miene wurde augenblicklich ernst.
»Nein, hab ich nicht«, sagte er und zog den Zettel aus dem Strauß. Ich sah ihm dabei zu, wie er ihn öffnete und wie er einen Stapel Zettel herausholte.
Langsam trat ich näher. »Was ist das?«
Spencer drehte mir die Zettel zu, so dass ich lesen konnte, was darauf stand.
Ich beobachte dich, Kate.
Spencer entfernte die Nachricht, und darunter kamen Fotos zum Vorschein. Von mir und ihm. Von den letzten Tagen. Durch das Fenster. Wie wir zusammen aßen, ich im Pool war, wie wir schlafen gingen.
Scharf sog ich die Luft ein, und als wir die dutzend Fotos durch hatten, wandte ich mich ab.
»Ich werde Hotch anrufen«, verkündete Spencer und ging davon.
Verzweifelt ließ ich mich auf einer Treppenstufe nieder.
»Er wird persönlicher, Hotch«, hörte ich Spencer sagen. »Er hat geschrieben: »Ich beobachte dich, Kate«. Er spricht sie beim Namen an. Und die Fotos - er muss sich hier irgendwo in der Gegend einquartiert haben ... Nein, ich brauch keine Unterstützung. Ich krieg das hin. Sie sollten nur mehr Polizeiwagen in der Gegend herumfahren lassen. Sie sollen nach auffälligen Personen suchen ... Ja, er war im Haus ... Ich weiß es nicht. Vielleicht durch die offene Hintertür. Kate war vorhin im Pool ... Verstanden ... Ja, ich pass auf sie auf ...«
Als Spencer wieder im Flur erschien, sah er mich nur schweigend an.
»Tut mir leid. Mir ist der Appetit vergangen.« Mit diesen Worten erhob ich mich und ging nach oben.1836 Wörter
Dam dam daaaam.
Wer könnte wohl der Mörder sein? ^^
Und was sagt ihr zu Reids Undercover-Taktik? XD
Danke noch mal für die Kommis :3
Es macht so Spaß, diese Fan-Fiction zu schreiben 😍
DU LIEST GERADE
UNDERCOVER || Criminal Minds/NCIS [Band 1]
FanfictionKaitlyn, kurz Kate, trifft das Profiler-Team aus Quantico auf äußerst ungewöhnliche Art. Der Special Agent vom FBI aus Washington D.C. rennt einem gesuchten Mörder hinterher und Hotch und Gideon der Frau, und so beginnt ein Irrtum nach dem anderen...