Kapitel 9

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Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer

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Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.
– Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph und Dramatiker


Es klingelte, und genervt erhob ich mich von meinem Sofa und ging zur Tür, die ich schließlich mit Ruck öffnete.
»Ich weiß, ich hätte nicht hierher kommen sollen, aber ich dachte -«
»Was willst du, Reid?«, verlangte ich kühl zu wissen.
»Ich will wissen, wie es dir geht.« Ohne Einladung drängte er sich an mir vorbei und betrat mein Haus.
»Wie hast du mich gefunden, Reid?«
»Ich hab deinen Boss gefragt.«
Ich verdrehte die Augen und lehnte mich gegen die geschlossene Tür. »Wahrscheinlich war das das Beste, was ihm heute geschehen konnte - ein Doktor, der mit mir spricht.«
Mit gerunzelter Stirn wandte Reid sich mir zu. »Was soll das denn jetzt heißen?«
»Komm schon, Reid.« Ich stieß mich von der Tür ab und ging in die Küche. »Du willst wissen, wie es mir geht, Fornell sagt mir, ich soll zum Psychologen. Hast du nicht einen Bachelor in Psychologie? Wie auch immer. Vergiss es, Reid. Ich rede nicht mit dir über meine Probleme.«
»Ich ... wollte gar nicht mir dir über irgendwelche Probleme sprechen«, sagte Reid verwirrt in meinem Rücken. »Ich wusste nicht mal, dass du welche hast. Ich hab's geahnt, ja, aber nicht gewusst.«
Ich hielt mich mit den Händen an der Küchenzeile fest, atmete tief durch und blickte auf. »Willst du was trinken?«
»Ein Glas Wasser, bitte.«
Ich nickte und bedeutete ihm, sich zu setzen, goss ihm Wasser in ein Glas und reichte es ihm, ehe ich mich an den Kopf des Tisches niederließ. Langsam trank er einen Schluck davon, sichtlich nervös davon, dass ich ihn dabei beobachtete.
»Du hast dich nicht mehr gemeldet. Bei keinem von uns. Nicht mal bei Morgan.« Reid stellte das Glas vor sich auf den Tisch.
»Ich hab jeden zweiten Abend mit Derek telefoniert«, entgegnete ich.
»Bis vor ein paar Monaten. Er ist ziemlich verzweifelt.«
»Ist er nicht«, ich lehnte mich im Stuhl zurück, »sonst wär er vorbeigekommen oder hätte angerufen.«
»Er hat angerufen, Kate«, sagte Reid mit fester Stimme. »Immer und immer wieder. Er wusste nicht, was er machen sollte. Er wollte dir helfen, doch du hast jedes Mal abgeblockt.«
Ich rollte die Augen. »Doch eine Sitzung beim Dok.«
»Nein, Kate. Ich bin hier als dein Freund und als der Freund dessen, der sich dir anvertraut hat. Morgan ist nicht der Typ für lange Beziehungen, und dass du ihn so abserviert hast -«
Abrupt erhob ich mich. »Er versteht das.« Ich fuhr mir durch die Haare und wandte ihm den Rücken zu.
»Bist du dir da sicher?«
»Mann, verdammt, Reid!« Aufgebracht wandte ich mich ihm zu. »Wir haben beide seit Längerem keinen Kontakt mehr, weil Schluss ist. Er hat die Beziehung beendet. Hat Derek dir das nicht erzählt?«
Reid schien über diesen Satz verblüfft. »Nein, hat er nicht ...«
»Er hat Schluss gemacht, weil er nicht mehr weiterwusste. Es war das Beste, glaub mir, und ich kann ihn verstehen. Wir beide sind keine einfachen Menschen. Feste Bindungen bedeuten uns nichts. Und zurzeit kann ich eh nicht an so was denken.« Der letzte Satz war nur noch ein Flüstern.
»Kate, du kannst mit mir reden, wenn du willst.«
Ich schüttelte den Kopf und hielt mich an der Rückenlehne des Stuhls fest. »Nein. Ich will nicht reden. Ich will überhaupt nicht reden. Alle stellen Erwartungen an mich - sie wollen, dass ich etwas sage, über meine Probleme spreche. Ich will das nicht, Reid. Ich will nicht, dass die Leute mich so ansehen, als wär ich im Inneren gebrochen.«
»Bist du's denn?«, hakte Reid nach.
Ich verstärkte den Druck an der Lehne. »Du solltest jetzt besser gehen. Wir sehen uns morgen bei deinem Seminar.«

Völlig außer Atem betrat ich das Büro. Meine Teamkollegen setzten sich gerade wieder an ihre Schreibtische, und ich lief einem aufgebrachten Fornell entgegen.
»Wo waren Sie?«, verlangte er sofort zu wissen.
»Tut mir leid, Boss. Ich hab verschlafen«, sagte ich.
»Verschlafen? Sie haben noch nie verschlafen.«
Ich legte meine Tasche auf den Stuhl. »Irgendwann ist immer das erste Mal.«
Ich spürte Fornells Blicke in meinem Rücken. »Sie kennen ja Dr. Reid. Da können Sie sich das Seminar noch mal von ihm halten lassen.«
Ich wandte mich nicht um, doch hörte ich, wie er davonging.
»Verschlafen, so so«, erklang auf einmal eine Stimme neben mir, und vor Schreck zuckte ich zusammen.
»Verdammt, Reid.« Mit zusammengekniffenen Augen funkelte ich ihn an. »Du hast mich erschreckt.«
Der Mann lehnte gegen der Trennwand. »Da du mich versetzt hast, schlage ich dir etwas vor - wir gehen zusammen essen.«
Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. »Nein, Reid?«, gab ich verwundert zurück.
»Ich koche für dich? Letztes Mal hat das nicht so ganz funktioniert.«
»Das letzte Mal«, ich öffnete meine Tasche und holte einige Akten heraus, die ich auf den Tisch legte, »wurden wir von einem Psychopathen beobachtet.«
»Sein Name war Matt.« Ich bemerkte, wie Reid versuchte, Blickkontakt aufzubauen. Ich ging nicht darauf ein.
»Er war trotzdem ein Psychopath.« Ich stellte meine Tasche neben meinen Tisch und sah zu dem Mann. »Hör zu, ich weiß, du willst mir helfen, aber das Einzige, was mir hilft, ist, wenn ich meinen Job mache. Ich muss arbeiten, Reid. Wenn ich Zeit hab, ruf ich an.«
Für mich war das Gespräch beendet, und so ging er.
All around pov.

»Und? Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Fornell, der dem Doktor einen Platz anbot und sich dann auf seinen eigenen setzte.
Dankend nahm Reid den Platz an. »Kate versucht das Geschehene zu verdrängen, verliert jedoch ziemlich schnell die Kontrolle und wird schnell wütend. Wenn ich sie auf ihre Gefühle und auf Matt angesprochen hab, hat sie ihre Finger in irgendetwas hineingekrallt. Vielleicht ist es Ihnen bereits einige Male aufgefallen. Sie versucht damit wahrscheinlich ihre Wut und ihren Schmerz zu verdrängen. Sie hat jeglichen Kontakt zu anderen Menschen abgebrochen, distanziert sich immer mehr. Wenn ich sie um eine Verabredung bitte, blockt sie sofort ab. Sie will allein sein.
Wenn sie nicht in Behandlung kommt, wird sich ihr Trauma verschlimmern, und ich kann sagen, dass das nicht gut enden wird.«
Scharf sog Fornell die Luft ein und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
»Hat sie Sie gefragt, wer ihre richtigen Eltern sind?«, fragte Reid vorsichtig.
Der Mann ließ die Hand sinken. »Nein. Sie will nichts davon hören.«
»Sie interessiert sich überhaupt nicht dafür?«
Fornell schüttelte den Kopf. »Nein.«
Reid nickte.
»Hören Sie, Doktor. Ich kenne das Mädchen seit der High School. Die Moores waren Freunde von mir. Sagen Sie, können Sie ihr helfen?«
»Sie wird nicht auf mich eingehen. Sie muss sich an einen Unbekannten wenden, jedoch nicht so unbekannt, dass sie ihn überhaupt nicht kennt. Sie wird sich nicht einem völlig Fremden anvertrauen.«
Fornell nickte verstehend. »Danke, Dr. Reid. Sie helfen mir sehr.«

1104 Wörter

Reid spielt also ein doppeltes Spiel. Was sagt ihr zu seiner Analyse über Kate und dazu, dass er mit Fornell gesprochen hat?

Und jetzt habt ihr erfahren, dass Fornell Kate bereits länger kennt.

Glaubt ihr, Kate wird dem Ganzen standhalten können? Oder wird sie ein Trauma bekommen?

UNDERCOVER || Criminal Minds/NCIS [Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt