Kapitel 3

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~Pov. Hoseok~
Die Tage wollten garnicht zuende gehen, es fühlte sich oft so an als würde die Zeit einfach stehen bleiben. Manchmal dachte ich auch die Zeit würde rückwärts gehen.
Die letzte Stunde des Tages ging zuende und ich packte meine Schulsachen zusammen. "Schönes Wochenende.", wünschte uns unser Lehrer. Ich war verwirrt. Wieso wünschte er und ein schönes Wochenende? Es war doch erst Mittwoch. Oder vielleicht schon Donnerstag?
Draußen angekommen zückte ich mein Handy und sah auf dieses. Es zeigte Freitag an. Ich blinzelte einige Male und verstand trotzdem die ersten paar Sekunden nicht was das bedeutete. Dann traf es mich wie ein Schlag weshalb mir mein Handy aus der Hand rutschte. Ich reagierte schnell und fing es gerade noch auf. Ich werde später die X-Hunter treffen, ich konnte es nicht glauben. Okay der eine sagte ja, dass sie vielleicht kommen, aber ich hatte eine Chance. Schnell machte ich mich auf den Weg ins Heim, machte meine ganzen Hausaufgaben fertig und lernte noch. Zwar konnte ich alles aber irgendwie musste ich die Zeit ja totschlagen und wenn, dann schon Sinnvoll, denn nächste Woche schreib ich die letzten Arbeiten vor den Sommerferien.
Es wurde immer später aber die Zeit wollte gefühlt einfach nicht vergehen. Auf lernen hatte ich auch keine Lust mehr weshalb ich jetzt mit meinem Handy in der Hand auf dem Bett lang und überlegte, was ich machen könnte. Ich hatte noch zwei Stunden bis Mitternacht, für den Weg brauchte ich ungefähr 30 Minuten. Ich stellte mir am Handy einen Wecker und legte mich gemütlich hin um ein wenig Schlaf zu ergattern.

Ein regelmäßiges Piepen weckte mich aus meinen Träumen und lies mich verwirrt aufsetzen. Ich stellte ihn ab und sah auf die Uhrzeit. Es waren noch 40 Minuten bis Mitternacht. Nach einigen Minuten fiel es mir wieder ein, weshalb ich sofort aufstand und mich fertig machte. Schnell machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle mit dem ich auch zum vereinbarten Treffpunkt fuhr.
In der Gasse angekommen war niemand zu sehen. Ich ging nochmal raus und schaute sie mir genau an um mich zu vergewissern, dass das die richtige war. Ich lehnte ich an die Wand und wartete die fünf Minuten ab. Sie vergingen aber quälend langsam und ich fing irgendwann an im Kopf die Sekunden zu zählen. Irgendwann kam ich an die Zahl welche umgerechnet die fünfte Minute war und seufzte auf. Ich fing gerade an mich zu fragen wieso ich mir Hoffnung gemacht hatte und wollte gerade gehen als ein Pfeifen die Stille der Nacht durchbrach. Ich drehte mich um, da dass Pfeifen aus der Gasse kam. "Hallo?", gab ich von mir und lief wieder weiter in die Gasse hinein. Erst antwortete niemand und sehen konnte ich auch niemanden. Aber auf einmal bewegten sich ganz viele schwarze Gestalten aus den Schatten der Dunkelheit und kamen auf mich zu. Sie trugen alle schwarze Klamotten, alle hatten eine Kaputze auf und den Mund durch ein dunkles Tuch verdeckt. Jeder trug an der Jacke wo eigentlich die Brusttasche war ein anderes Wort, welche ich in der Dunkelheit aber nur schwer erkannte.
Die Masse von Menschen bildete einen Kreis um mich und so wurde mir jegliche Chance der Flucht genommen. Ich drehte mich oft um meine eigene Achse aber der Ring aus Menschen war überall zu dicht um durch kommen zu können. Alles war totenstill, meinen Atem hatte ich angehalten um kein Laut zu erzeugen, allerdings hatte ich die Vermutung, dass sie mein schnell schlagendes Herz durch meine Brust hörten.
Eine Maskierte Person ging einen Schritt aus der Masse auf mich zu und sah mich eindringlich und aus kalten Augen an. "Kannst du Pakour laufen?", fragte mein Gegenüber. Ich blinzelte einige Male uns sah ihn perplex an. Ich hatte ja mit vielem gerechnet. Aber nicht mit sowas. Er räusperte sich und sah mich abwartend an. "Äh nein.", gab ich schnell von mir um ihn nicht durch zu langem Warten zu verärgern. "Dann lernst du es jetzt."
Als dieser Satz fiel rannten alle gleichzeitig los und an mir vorbei. Erst war ich verwirrt aber wusste ich hatte weder Zeit um nachdenken noch zum nachfragen also rannte ich schnell hinterher. Sie wurden immer schneller und langsam fiel es mir schwer mitzuhalten aber ich würde nicht aufgeben.
Meine Lunge stach jedes Mal wenn ich die Nachtluft tief einatmete, doch dass hielt mich nicht auf. Wir rannten die langen Straßen entlang doch dann bogen alle zur Seite ab. Ich folgte ihnen natürlich und wir befanden uns in einer Gasse und eine Mauer verband die beiden Häuser welche die Gasse bildeten. Ich erwartete, dass wir wieder gingen und wo anders lang liefen doch dann sah ich wie die ersten mit Räuberleiter über die Mauer kletterten und dahinter verschwanden. Einige standen an der Mauer und brachten einen nach den anderen über die Mauer. Einer der gerade frei wurde sah mich abwartend an. Ich zögerte erst aber ich musste es tun um aufgenommen zu werden. Das wusste ich. Ich ging zu ihm, stieg erst auf seine Hände welche er ineinander verhakt hatte und stieg dann auf seine Schulter. Glücklicherweise war ich groß genug, dass ich mich auf die schmale Mauer hoch stemmen konnte. Oben auf der Mauer saß ich in der Hocke und überlegte wie ich runter kam während die anderen mit einem Köpper hinunter sprangen und sich abrollten. Da ich das nicht konnte stemmte ich mich vorsichtig auf der anderen Seite wieder runter bis ich loslassen musste und einige Sekunden fiel bis ich auf dem Boden aufkam.
Die anderen waren schon weiter gerannt und einige Meter entfernt. Ich rannte ihnen nach und versuchte sie aufzuholen doch ich war nicht schnell genug. Wir rannten noch einige Minuten und ich spürte, wie die Kraft mich langsam verließ doch zwang mich noch weiter zu rennen.
Wir kamen in einen Wald und durch die hoch gewachsenen Bäume, welche kaum Licht durch ließen konnte man nicht sehr viel sehen. Langsam verschwanden die anderen vor mir nach und nach im Wald da ich einfach nicht mehr mithalten konnte.
Als ich niemanden mehr sag ging ich immer langsamer bis ich stehen blieb und meine Hände in die Knie stüzte. Es herrschte Stille welche nur von dem Rauschen der aneinander reibenden Blätter und von meiner heftigen und schweren Atmung durchbrochen wurde. Ich hatte meine einzige Chance ihnen beitreten zu können verspielt. Dafür hasste ich mich gerade.
Langsam richtete ich mich auf, auch wenn mein Herzschlag sich nicht sehr beruhigt hatte und ich immernoch keuchend Luft holte. Als ich mich umdrehte um wieder zurück zu laufen sprang ich vor Schreck zurück. Vor mir stand ein X-Hunter, die Hände zu Fäusten geballt und vor seinem Gesicht haltend. Ich war erst verwirrt, doch da schlug er plötzlich zu und traf mich direkt auf der Nase. Ich taumelte zurück während ich mir meine Nase hielt und spürte wie eine warme Flüssigkeit aus dieser lief. Bevor ich realisieren konnte was gerade passiert war schulg er erneut zu, doch diesmal reagierte ich und wich ihm noch rechtzeitig aus. Nach einigen Schlägen, denen ich zum Glück ausweichen konnte, packte ich seinen Arm bei einem weiteren Versuch und warf ihn mit Schwung über meinen Rücken auf den Boden. Beim Aufprall auf den Rücken rang er nach Luft und hustete während er versuchte wieder aufzustehen. Er versuchte sich zusammen zu reißen und wollte wieder zuschlagen doch ich hielt seine Faust fest und schlug ihm in den Magen, woraufhin er sich krümte und seinen Bauch hielt. Plötzlich ertönte ein Pfeifen und es traten viele Menschen aus den Schatten des Waldes. Ich erschrack mich ein wenig und sah mich verwirrt aber erleichtert um. Sie waren doch nicht gegangen. Es war wohl ein Test gewesen. War es jetzt schon vorbei?
Einer, ich meinte es war der gleiche wie vor einigen Minuten in der Gasse, trat aus der Menge heraus und sah mir mit einem so kalten Blick in die Augen was mich fast zusammenzucken ließ.
"Du bist echt taff. Aber es gibt noch eine Hürde. Es liegt in deinen Händen ob du sie meistern wirst oder scheiterst." Wie auf Komando rannten sie alle wieder los, in die gleiche Richtung. Sogar der mit dem ich gekämpft hatte rannte weg. Ich folgte ihnen natürlich obwohl meine Lunge bei jedem Atememzug brannte und meine Beine sich durch das Rennen anfühlte wie Wackelpudding welcher kurz davor war ineinander zufallen. Plötzlich war der Wald zuende und wir rannten über ein weites Feld. Der Boden war uneben und trotz des Mondes konnte man kaum etwas sehen, weshalb man sich konzentrieren musste nicht in einem Schlagloch umzuknicken. Ich versuchte mit der restlichen Kraft die ich noch besaß ihnen so gut es geht zu folgen, jedoch wurde es bei jedem Schritt schwerer. Doch an das Aufgeben dachte ich garnicht erst, trotz der Tränen die durch erschöfpung in meine Augen traten und mich schlechter sehen ließen.
Plötzlich tauchte in der Ferne ein hohes Gebäude auf, jedoch konnte ich nicht wirklich erkennen was er war. Wir kamen dem Gebäude immer näher bis zu einer Mauer die das Gelände absperrte. Ich blieb davor stehen und wollte erstmal durchatmen doch die anderen fingen schon an über die Mauer zu klettern, entweder alleine oder wieder mit Räuberleiter. Mehr als die hälfte war schon auf der anderen Seite also musste ich mich beeilen. Ich wählte die Räuberleiter, da ich es alleine nicht schaffen würde, also kletterte ich auf eines der Personen die an der Mauer standen und die Rolle der Leiter übernahmen. Diesmal hatte ich allerings viel mehr Schwierigkeiten, da meine Beine vor Anstrengung zitterten und meine Hände, welche vom Schweiß nass waren, immer wieder an der Mauer abrutschten. Letzendlich schaffte ich es dennoch und stemmte mich wieder auf der andere Seite der Mauer runter. Die meisten waren schon wieder weiter und rannten auf das große Gebäude zu, welches eins bis zwei hunderte Meter von der Mauer entfernt stand. Einige liefen auf eine Rettungstreppe, welche vom Boden bis in den obersten Stock führte, andere liefen in das Gebäude rein, doch ich entschied mich für die Treppe. Sie liefen sehr schnell die Treppe hoch und als ich dann auch drauf war wollte ich keinen Stau verursachen und lief die Treppen so schnell ich konnte. Das sehr starke und fast unerträgliche brennen in meinen Beinen versuchte ich zu ignorieren, sowie die aufsteigende Übelkeit, welche durch die Anstrangung zustande kam. Ganz oben stand noch eine Metall Leiter die hinauf aufs Dach führte. Ich kletterte sie hoch und oben angekommen atmete ich erleichtert aus. Vor mir standen in einem Halbkreis aus Menschen, welcher zu mir geöffnet war, die mich ansahen. Als ich zögernd näher trat erkannte ich, dass sie um eine große grüne Plastikplane standen, einer stand etwas von der Menge weg in meine Richtung. "Jung Hoseok?", sprach dieser mit ruhiger Stimme dass ein Schauer über mein Rücken lief. Es war wieder der gleiche. "J-ja?", gab ich mit zitternder Stimme von mir. Einerseits war es aus Amgst und Respekt, andererseits aus Kraftlosikgeit und Erschöpfung. "Du hast uns beeindruckt. Mit deinem Mut und deiner Willenskraft. Es hat dich sicher viel Mut gekostet, dass alles hier zu versuchen. Wir merken alle, dass es dir schwer fiel uns zu folgen aber dennoch hast du nicht aufgegeben. Diese Aspekte sind bei uns sehr wichtig und diese hast du erfüllt. Allerdings bringt dir das nichts  wenn du etwas entscheidendes nicht besitzt. Vertrauen.
Jetzt ist aber die große Frage: Vertraust du uns?" Ich war etwas überfordert und musste mich erstmal sammeln. Das fühlte sich alles so surreal aber gleichzeitig auch so real an. Ich konnte mich nicht entscheiden. Doch ich wusste, egal ob es real oder ein Traum war. Es gab nur eine Antwort die sie zufrieden stellen würde.
"J-ja. Ja ich vertraue euch." "Gut.", erwiederte er und machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach:"Aber du musst es uns beweisen. Wir haben eine kleine Mutprobe für dich vorbereitet. Unter dieser Plane ist ein großes Loch, was in das Innere des Gebäudes führt. Du wirst nicht hineinschauen. Du stellst dich mit geschlossenen Augen an den Rand, mit dem Rücken zum Loch und wir werden dich dann nach hinten schubsen. Wann wird nicht gesagt. Wenn du es machst, wirst du aufgenommen." Ich musste schlucken. Mir fiel gerade wieder ein, dass sie sagten, sie wüssten sehr viele Dinge. Also auch meine größte Angst. Höhenangst.
"Und...was befindet sich da? Ich mein ich werde doch sicher unten ankommen. Oder?", fragte ich unsicher. "Das findest du dann heraus. Wenn du uns vertraust stell dich da hin.", er zeigte auf eine Stelle auf dem Boden. "Wenn nicht: Du weißt ja hoffentlich noch wie du her gekommen bist. Also. Vertraust du uns oder nicht?"
Ich musste überlegen:'Wenn ich da runte falle und da nichts ist würde ich sterben. Ich könnte der Gefahr aber auch ausweichen indem ich einfach gehe und alles ist gut.' Dann wurde mir aber klar, dass wenn ich sterben würde mich niemand vermissen würde. Keiner würde sich Sorgen machen. Keinen würde es interessieren. Wenn ich jetzt aber gehe werde ich vielleicht niemals Freunde haben. Niemals eine Familie. Niemals geliebt werden. Niemals lieben können. Niemals das Leben wirklich leben. Wenn ich jetzt gehe würde ich nicht weiter leben sondern viel mehr einfach exestieren. Ohne einen Grund zu haben. Und genau das wollte ich nicht. Ich wolte all das. Freunde haben, eine Familie haben, Liebe spüren, ein richtiges Leben leben. Wenn ich so weiter mache werde ich es vielleicht nie. Es war meine einzige Chance. Meine einzige Hoffnung.
Langsam schritt ich auf die Stelle zu auf die der Typ gezeigt hatte. Ich stellte mich so hin wie er es verlangt hatte und schloss zögernd meine Augen. Ich hörte das Rascheln der Plane, welche gerade wohl weg gezogen wurde. Mir schoss das Adrenalin durch die Adern und ich atmete immer wieder tief ein und aus. Mein Herz schlug so stark und schnell gegen meinen Brustkorb, dass es zu schmerzen begann. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ließ mich schlechter die Dinge um mich herum hören.
Ich stand da, es fühlten sich an wie Stunden, auch wenn es sicher kur ein paar Minuten, vielleicht sogar nur Sekunden waren.
Dann spürte ich einen leichten Druck auf meiner Brust wodurch ich nach hinten kippte und keine Millisekunden danach das Gefühl von Schwerelosigkeit und den Wind, welcher um mich wehte spürte. Ich fiel.

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