Kapitel 18

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~Pov. Hoseok~
Von einem sanften Rütteln an meiner Schulter wurde ich geweckt. Flackernd öffneten sich meine Augen und nach einigen Sekunden sah ich die Rückseite vom Fahrersitzes vor mir. "Hobi wir sind da.", sagte eine Stimme sanft, welche direkt neben mir zu sein schien. Langsam drehte ich meinen Kopf nach oben und sah Yoongi von unten an. Verwirrt sah ich mich um und merkte dann aber, dass mein Kopf auf Yoongis Schulter lag und meine Arme fest um ihn geschlungen waren. Sofort setzte ich mich richtig hin und wischte mir durchs Gesicht, dabei spürte ich, wie meine Wangen wärmer wurden. Gott, war ich die ganze Fahrt über an ihn gekuschelt gewesen?

Ich sah nach draußen. Wir standen auf der Straße vor meinem Haus. Schnell kramte ich in meinen Hosen, aber außer meinem Handy fand ich nichts. "Keine Sorge, ich bezahle.", meinte dann Yoongi. "Uhm ja okay aber ich zahl' es dir zurück.", sagte ich, während ich ausstieg. "Nein musst du nicht." "Doch muss und werde ich. Bis dann." Schnell schloss ich die Tür und machte mich auf den Weg zur Haustür. Ich klingelte, in der Hoffnung, dass Jin oder Namjoon da waren. Die Tür war in der Mitte aus Glas, wodurch ich mich selber leicht gespiegelt sah und erkannte, dass meine Wangen wirklich rot waren. Dann sah ich Jin in den Flur kommen und als er mich sah, lief er schneller. An der Tür angekommen, riss er diese auf. "Was fällt dir eigentlich ein?! Ich und Namjoon haben uns Sorgen gemacht! Du hättest wenigstens Bescheid sagen können wo du hin kommen wirst!" Kurz seufzte er, ging dann ein Schritt zur Seite und ließ mich so rein. "Tschuldigung.", murmelte ich, während ich mir die Schuhe auszog und in den Schuhschrank stellte. "Ab ins Wohnzimmer.", meinte Jin monoton und ich befolgte seinen Befehl. Dicht von ihm gefolgt, was so wirkte, als wenn er versuchte mir keine Möglichkeit zum fliehen zu geben, betraten wir das Wohnzimmer. Namjoon saß bereits auf der Couch und wir beiden setzten uns zu ihm. "Wie lange bekomme ich diesmal Haus Arrest?", fragte ich direkt, doch Jin gefiel diesen Kommentar anscheinend gar nicht. "Wieso bist du einfach weg gegangen, ohne uns Bescheid zu sagen?!" "Ich war halt betrunken, da macht-" "Betrunken?!", rief Jin entsetzt doch ich verdrehte nur die Augen und lehnte mich nach hinten. "Ja ich war betrunken, na und?" "Na und?! Kein 'Na und'! Du bist viel zu jung um dich zu betrinken! Das ist ungesund!" "Ach und bei dir ist es nicht ungesund oder was?" "Ja..Doch schon..aber es geht hier ja nicht um mich!" "Jin lass gut sein.", versuchte Namjoon ihn etwas zu beruhigen, doch das machte es nur schlimmer. "Nein! Er bereitet uns immer wieder solche Sorgen und ihn scheint das gar nicht zu interessieren!" "Aber-" Er unterbrach mich:"Kein aber! Du bist zu jung um dich zu betrinken oder zu beschließen, mal einfach so weg zu bleiben ohne uns Bescheid zu sagen!" Er rieb sich seine Schläfe, als ob er Kopfschmerzen hätte und sagte dann, etwas ruhiger:"Jetzt geh' auf dein Zimmer." "Aber-" Diesmal unterbrach ich mich selber, da Namjoon plötzlich aufstand, mich sanft, aber bestimmend am Handgelenk packte und hinter sich her zog. Als wir außerhalb der Hörweite von Jin waren fragte ich genervt:"Was ist denn mit ihm los?" "Ich war auch mal in deinem Alter und kann verstehen, dass dich seine Fürsorge nervt und eventuell auch etwas überfordert, du warst ja im Heim. Aber bitte versuch auch ihn zu verstehen. Du bist für ihn wie sein eigener Sohn, er macht sich nunmal Sorgen. Ich geb' zu, er hat eben etwas übertrieben und ich werde gleich mit ihm reden, aber er will dir ja nichts böses. Im Gegenteil. Er will ja nur, dass es dir gut geht und dir nichts passiert." Namjoon redete bestimmend, trotzdem noch sanft und beruhigend, was auch mich etwas entspannte. Wir waren bereits vor meinem Zimmer angekommen und er öffnete die Tür. Betreten sah ich weg. Namjoon hatte ja schon recht mit dem, was er sagte. "Ja stimmt..tut mir leid, ich bin das wirklich nicht gewohnt. Aber das mit dem betrinken zum Beispiel, ich bin doch alt genug. Einmal zu viel trinken ist ja nicht so schlimm. Das war ja auch mein erstes mal.", murmelte ich. "Ich weiß, dass er etwas überreagiert hat und ich rede jetzt auch gleich mit ihm, aber bitte versuch ihn doch zu verstehen.", redete Namjoon weiter sanft auf mich ein. "Ja okay..Ich versuch's.", murmelte ich. Kurz schloss Namjoon mich in seine Arme, aber ließ mich dann recht schnell wieder los. "Danke wirklich. Also, bleib lieber auf deinem Zimmer bis ich dich hole oder dir schreibe. Und später reden wir auch darüber, wieso du mit knallroten Wangen und verwuschelte Haaren nach Hause kommst.", sagte er grinsend, was mich erschreckte, doch bevor ich etwas erwiedern konnte ging er auch wieder. Meine Wangen hatten eigentlich wieder eine einiger maßen natürliche Farbe angenommen, doch durch diesen Satz färbten sie sich wieder tief rot. Wieso ich überhaupt so reagierte, verstand ich nicht.

Ich schloss die Tür und ging zu meinem Bett, bevor ich mich darauf fallen ließ und an die Decke starrte. Ich ließ die vergangenen Stunden Revue passieren, bis ich an die Stelle kam, an der ich im Taxi wach wurde. Als ich mich an den Satz erinnerte, den Yoongi gesagt hatte, als ich wach geworden war schreckte ich hoch und saß nun kerzengerade im Bett. Er hatte mich Hobi genannt! Er hatte mir einen Spitznamen gegeben! Plötzlich spürte ich, wie mein Herz schneller schlug und hielt mir die Brust. Ich nahm lange tiefe Atmenzüge, um mein Herz zu beruhigen, doch dies klappte nicht und ich verstand nicht wieso. Ich verdeckte meinen Kopf mit meinem Kissen, was ich aber schnell wieder Rückgängig machte, da ich schlechter Luft bekam. Gerade verstand ich mich selber kein bisschen.

~Pov. Namjoon~
"Er soll nicht weg gehen ohne uns Bescheid zu sagen! Wer weiß was alles hätte passieren können!", rief Jin aufgebracht. Ich versuchte schon seit zwanzig Minuten ihn zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. "Man was hätte denn groß passieren können, Hm? Gar nichts." "Oh doch! Was wäre, wenn er entführt worden wäre?! Oder erstochen?! Angeschossen?! Oder vielleicht wollte er auch abhauen?!" Beim reden gestikulierte er wild mit seinen Armen in der Luft, und ich musste ein paar Schritte zurück, um nicht getroffen zu werden. "Wieso sollte er denn abhauen?" "Ja keine Ahnung, woher soll ich das denn wissen?!", fragte er aufgebracht und seine Stimme klang etwas brüchig. Ab diesem Moment, wusste ich was los war.

Vor ungefähr anderthalb Jahren hatte er einen Freund. Sie waren das Traumpaar, aber plötzlich machte sein Freund schluss. Ohne Grund von jetzt auf gleich und Jin ging es sehr schlecht. Er hat so oft und sehr geweint und hatte immer wieder die Angst, dass er jemanden wichtigen verlieren würde. Eigentlich hatte er diese Verlust Ängste schon vor einem Jahr besiegt, aber anscheinend kam sie jetzt wieder, da er Hoseok wirklich schnell ins Herz geschlossen hatte.

"Man Jin, das mit ihm ist über ein Jahr her. Er war ein Arschloch. Das heißt noch lange nicht, dass jeder dich verlässt. Er hat dich genauso lieb wie du ihn." "Schon aber..darum geht es doch gar nicht!", sagte er, während er im Wohnzimmer auf und ab lief. Ich packte ihn an beiden Schultern und brachte ihn so zum stehen. Ich sah ihm tief in die Augen und er hielt meinem Blick stand. "Doch darum geht es. Merkst du denn nicht, dass deine Verlust Ängste wieder kommen? Und die sind völlig unberechtigt! Er ist und bleibt ein Arsch und wenn dich jemand ohne Grund verlässt ist die Person dazu noch einer der dümmsten Personen auf der Erde! Du bist ein herzensguter Mensch, wirklich. Du hast es verdient glücklich zu sein und nicht wegen so 'nem Spacko solche Ängste zu haben. Es war gut, dass er dich verlassen hat denn du hast ihn nicht verdient. Du hast etwas besseres verdient. Du hast verdient geliebt und geschätzt zu werden, so wie du bist und wenn er das nicht eingesehen hat, dann soll er doch gehen.
Ich weiß, dass es schwer ist jemanden zu vergessen den man liebt aber willst du wirklich jemandem nach trauern, der dich ohne Grund verlässt? Du musst versuchen damit klar zu kommen. Und Hoseok wird auch nicht abhauen. Denn er schätzt dich dich und hat dich sicher so lieb wie du ihn." Am Anfang sprach ich streng und bestimmend, wurde dann aber immer sanfter, bis dann sogar meine Hand auf seiner Wange lag, um ihm noch mehr Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Mittlerweile liefen Tränen aus seinen Augen und er brach den Augen Kontakt ab und sah auf den Boden. Vorsichtig zog ich ihn in meine Arme und sofort erwiederte er die Umarmung fest. Kurz darauf hörte man ein Schluchzen und ich fing an ihm sanft durchs Haar zu fahren. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, ich konnte ihn einfach nicht so traurig sehen. Langsam führte ich ihn zur Couch, dabei umarmten wir uns immernoch, und ich setzte mich hin, dabei zog ich ihn mit und er landete neben mir.

Langsam spürte ich, dass mein Shirt nass wurde und jetzt fing ich an, ihm über den Rücken zu streichen. Mein schmerzendes und gleichzeitig schnell schlagendes Herz versuchte ich zu ignorieren, was recht gut funktionierte. "W-was w-wenn ich ihn zu s-sehr angeschnauzt h-habe?", fragte er mit zittriger Stimme und musste kurz danach auch schluchzen. "Shh es ist alles gut. Er hat dich immer noch lieb. Du warst ja nur besorgt, er wird das verstehen." Daraufhin sagte er nichts mehr sondern umarmte mich einfach weiter. Langsam lehnte ich mich an die Rückenlehne und er schlang seine Arme um meinen Oberkörper. Sein Kopf fand Platz an meiner Brust und ich betete, dass er meinen schnellen Herschlag nicht spürte.

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