Kapitel 12

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~Pov. Taehyung~
Gedankenverloren sah ich nach draußen in den Wolkenbedeckten Himmel. Wir alle machten uns Sorgen um Hoseok und Yoongi und hofften, dass es ihnen gut ginge. Wir hatten noch zu ihnen geschaut und gesehen, dass es ihnen einigermaßen gut ging, doch bevor wir mehr erkennen konnten waren wir schon zu weit weg. Es waren bis jetzt einige Stunden vergangen und wir fuhren immer noch. Cayo meinte, dass wir bis in die nächste Stadt fahren würden, wo wir dann versuchten, die LMAs zu erreichen, damit sie mit ihren Autos zu ihnen fahren würden, denn wir mussten wohl oder übel weiter fahren, denn wenn wir alle nach draußen gesprungen wären um ihnen zu helfen, würden wir alle in der Klemme sitzen und es wäre niemandem geholfen. Auch, wenn es niemand gut fand, fuhren wir also weiter und, wie bereits gesagt, fuhren wir jetzt schon seit einer ganzen Weile. Eigentlich würde man für die Strecke nicht lange brauchen, doch wir mussten sehr oft halten, da es immer wieder Komplikationen gab.

Es war schon recht spät, weshalb wir bereits gegessen hatten und die meisten auch schlafen gegangen waren. Ich konnte allerdings nicht einschlafen, weshalb ich einfach wach geblieben war und jetzt an der geöffneten Tür angelehnt saß. Plötzlich zuckte ein Blitz durch den Himmel, was mich leicht zusammen fahren ließ, und nach ein paar Sekunden ertönte ein ziemlich lauter Donner, der mich dann nicht so erschreckte. Da ich nichts besseres zu tun hatte, fing ich an die Sekunden zu zählen, die zwischen dem Blitz und dem Donner waren, um so herauszufinden, wie weit das Gewitter entfernt war. 
Langsam fing es auch an zu regnen, weshalb ich mich dann wieder zu meiner Decke legte, die etwas weiter im Wagon war, damit ich nicht nass wurde. Ich deckte mich zu und schloss die Augen, doch hörte nach einem Donnern ein leises Schluchzen. Verwirrt öffnete ich meine Augen wieder, setzte mich dann auf und sah mich um, doch sah niemanden, der so aussah, als wenn er weinen würde. Also legte ich mich wieder hin und deckte mich wieder zu, da sie beim aufsetzten herunter gerutscht war und schloss wieder meine Augen, doch kurz darauf hörte ich ein neues Schluchzen. Erneut öffnete ich verwirrt meine Augen und drehte mich dann auf die andere Seite, wo ich, kaum erkennbar, eine Person unter einer Decke vorfand. Ich wusste, wer sich wo hin gelegt hatte und nach einigen Sekunden überlegen, fiel mir ein, dass das Jungkook sein musste. Die Decke zitterte stark, was mich verwirrte, da es eigentlich nicht so kalt war, dass man so sehr zittern würde. Ich rutschte, samt Decke, näher an ihn heran und legte vorsichtig meine Hand auf ihn, da, wo ich seine Schulter vermutete. Augenblicklich zuckte er bei dieser Berührung zusammen und sein Schluchzen verstummte sofort. Ich legte mich neben ihn, hob die Decke so an, dass ich auch nun unter ihr war, und legte einen Arm um ihn. Sofort drehte er sich zu mir und klammerte sich an mich. Ich schlang meine Arme um ihn, doch ich spürte all seine Knochen durch, was mich einerseits erschreckte und andererseits etwas anekelte, doch ich ließ mir davon nichts anmerken und fragte:"Was ist denn los?" "G-Gewitter.", schluchzte er wieder und ich konnte mir nicht verkneifen etwas zu schmunzeln, da ich es schon ziemlich süß fand, aber mein Gesichtsausdruck veränderte sich schnell wieder in einen besorgten. "Shh. Es wird alles gut. Es ist nur ein Gewitter, es wird dir nichts tun." 
Nach einigen Sekunden merkte ich, dass er sich trotzdem nicht beruhigen wollte, auch wenn ich angefangen hatte, ihm über den Kopf zu streichen. Über den Rücken konnte ich nicht, denn ich wollte nicht spüren, wie unglaublich dünn er war. "Ich beschütz dich. Du musst keine Angst haben. Es wird bald vorbei sein." Nach einigen Minuten beruhigte er sich nach und nach, was wahrscheinlich auch daran lag, dass das Gewitter langsam weg gezogen war. Irgendwann schluchzte er nur noch selten und nur manchmal traten noch Tränen aus seinen Augen. Langsam zog ich die Decke von unseren Köpfen, da wir ja mit unseren ganzen Körpern darunter lagen und es langsam stickig wurde, doch ich hörte nicht auf ihm sanft über den Kopf zu streichen. "Versuch zu schlafen. Es wird dir nichts passieren versprochen.", sagte ich leise und sanft. "K-kannst du b-bitte bleiben?", fragte er und schaute mich dabei von unten an, er war ja etwas kleiner als ich und lag auch tiefer. Seine großen, runden Kulleraugen sahen an ihm unglaublich niedlich aus und daher konnte ich ihm natürlich keinen Wunsch abschlagen. "Natürlich. Jetzt versuch zu schlafen, okay?" Sofort nickte er und schloss erschöpft seine Augen, nachdem er sich nochmal fester an mich gekuschelt hatte. Ich beugte mich etwas vor um ihm sanft auf die Stirn küssen zu können und krauelte seinen Kopf, bis seine Atmung regelmäßiger wurde und ich daran merkte, dass er eingeschlafen war. Langsam schloss ich auch meine Augen, doch bevor ich einschlief schwor ich mir, dass ich herausfinden würde, wieso er so stark abnahm und sich so etwas antat. Ich würde ihm so lange helfen, bis es ihm wieder wirklich gut ginge.

~Pov. Hoseok~
Durch ein dumpfes Krachen und ein daraufhin folgender Fluch wurde ich unsanft geweckt. Ich rieb mir verschlafen die Augen und setzte mich langsam auf, wobei die Decke, die ordentlich auf mir lag, mir in den Schoß fiel. Als ich mich wieder daran erinnerte, wieso ich wach geworden war, legte ich die Decke schnell von mir und krabbelte aus der Höhle.
Draußen angekommen musste ich mich erst an das Licht gewöhnen. Als ich das nach einigen Sekunden geschafft hatte, erkannte ich was los war: Yoongi sammelte einige Sachen auf, die verstreut auf dem Boden lagen. Daneben lag der Rucksack geöffnet auf dem Boden. Ich musste etwas schmunzeln und fragte:"Was ist denn hier passiert?" Er schaute auf und sah mich ertappt an, ehe er weiter aufsammelte und murmelte:"Sorry, ich wollte dich nicht wecken. Ich habe etwas gesucht und es in dem Rucksack nicht gefunden. Dann hab ich ihn halt hingestellt, aber er war noch offen und ist dann umgekippt." Ich musste lachen und fing an ihm zu helfen. "Was hast du denn gesucht?", fragte ich, als ich gerade etwas in den Rucksack packte. "Ach nicht so wichtig.", meinte er und verstaute zuletzt eine Wasserflasche, bevor er dann den Rucksack zu machte. Ich fragte nicht weiter nach und sah mich um. "Wir sollten weiter.", meinte ich, als ich sah, wie weit die Sonne bereits gewandert war. "Du hast recht.", sagte er, bevor er in der Höhle verschwand und einige Sekunden später mit der Decke wieder heraus krabbelte und sie ebenfalls verstaute.

Nachdem wir eine Zeit gelaufen waren, merkten wir erst wie tief wir in den Wald gegangen waren und ich hatte gerade auch nicht das Gefühl, dass wir den Weg nach draußen liefen. Mein Fuß machte mir auch ziemlich zu schaffen und da der Weg sehr uneben war, machte es die Sache nicht einfacher.

Nach gefühlten Stunden, was im Endeffekt nur eine halbe Stunde war, kamen wir endlich aus diesem Wald raus und waren wieder in der Nähe des Strandes. Wir liefen wieder zum Wasser und zogen uns wieder die Schuhe und Socken aus. Meinem Fuß ging es nicht besser, eher wieder etwas schlechter und die Stelle war wieder etwas geschwollen, aber ich ließ mich davon nicht abschrecken.
Wir liefen weiter und fingen sogar an miteinander zu reden. Wir lachten auch und alberten herum, was mich ziemlich verwunderte, da er kurze Zeit vorher so verschlossen war. Irgendwann fragte ich dann:"Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Die machen sich doch sicher Sorgen, oder?" Daraufhin schwieg er eine Weile und als ich schon dachte, er würde gar nicht mehr antworten, murmelte er:"Ich hab' keine." Ich war kurz verwirrt, als ich dann aber realisierte, was er gesagt hatte brachte ich nur ein:"Oh...", von mir. "Tut mir leid. Was ist denn passiert?", ergänzte ich zögernd meine Frage. "Ich...mag's nicht drüber zu reden." Auch wenn ich es wirklich gut verstehen konnte, siegte meine Neugier:"Vielleicht tut es mal gut drüber zu reden." Er schwieg kurz, weshalb ich dann schnell ergänzte:"Nur, wenn du willst." Er seufzte und antwortete dann. Doch hätte ich gewusst, was es war, hätte ich nie gefragt. "Sie wurden umgebracht."

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