X-Hunter

Kapitel 6

~Pov. Hoseok~
Nach einigen Minuten war die Stimmung wieder wie davor und wir aßen alle auf. Dann setzten wir uns alle in einen Kreis auf den Boden in der Mitte des Raumes, wo vor einer Weile noch die ganzen Matrazen lagen. Jeder trug ein Namenschild und es gab eine Vorstellungsrunde in der der Name, das Alter, grob der Wohnort, Hobbies und der Grund wieso man bei den X-Hunters war genannt wurde. Der Grund wieso sie dabei waren interessierte mich besonderst.
Die Meisten wollten wie ich dazu gehören und akzeptiert werden, weil sie entweder keine Freunde hatten oder weil sie gemobbt wurden oder es teilweise immernoch werden. Andere, was aber zum Glück nur zehn bis fünfzehn Personen waren, wurden von Zuhause raus geworfen und lebten deswegen hier oder haben hier gelebt aber kamen ins Heim und wurden dann von LMA's adoptiert, das waren aber nur ungefähr fünf. Die restlichen hatten Freunde und Familie, aber wollten beitreten um etwas zu erleben, das waren aber auch nicht viele. Jeder hatte hier seine Geschichte und die erzählte auch jeder. Auch wenn sie sich ähnelten waren sie immer etwas anders. Als letztes war dann ich dran und da mich alle ansahen wurde ich auch etwas nervöser, weshalb ich auch am Anfang keinen Satz hinbekam, ohne mich selber zu unterbrechen oder zu stottern. "Also ähm ich bin Jung Hoseok, bin 16 Jahre alt und lebe im Heim. Und naja äh wirkliche Hobbies habe ich nicht, da ich nie auf etwas Lust hatte und ich wurde oft mit dem Gedanken abgeschreckt, abgelehnt zu werden und dass mich alle wieder ignorieren. Denn ich bin den X-Huntern beigetreten, weil ich keine wirklichen Freunde habe und ich immer von allen ignoriert und gemieden werde. Auch wenn ich dazu nicht gemobbt werde, wollte ich versuchen was zu ändern und deswegen bin ich jetzt hier." Am Ende wurde ich immer selbstbewusster und konnte besser darüber reden und nach dem letzten Satz fühlte es sich so an, als würde eine Tonnenschwere Last die ich über die ganzen Jahre mit mir rungetragen hatte, aber nie bemerkt hatte endlich von meinen Schultern fallen und mich endlich wieder frei atmen lassen. Einer hob seine Hand und ich nannte seinen Namen um ihn aufzurufen. "Wenn du keine Freunde hast und auch keine Hobbies, was hast du dann in deiner Freizeit gemacht?" Ich zögerte, da ich nicht wusste wie ich es sagen sollte und ich wieder die Angst bekam auch hier ausgeschlossen zu werden, doch durch Jungkooks Hand, welche sich beruhigend auf meine Schulter legte bekam ich doch den Mut zu antworten. "Gelernt. Ich hatte ja nichts besseres zu tun also hab ich immer nur gelernt und bin dadurch der beste in der Schule. Allerdings wurde ich deshalb auch wieder als Streber abgestempelt und man mied mich noch mehr als zuvor."
Es herrschte Schweigen was von niemandem gebrochen wurde. Ich hatte schon Angst, dass ich jetzt das alles versaut hatte und ich vielleicht sogar von ihnen ausgeschlossen wurde, doch dann bewegte sich jemand im Augenwinkel. Ich sah zu der Person und sah genau in Yoongis Augenpaar. Er legte seine linke Hand auf seine Brust und hob seine andere auf Kopfhöhe, der Ring- und Mittelfinger waren nach innen geknickt, alle anderen zeigten nach außen. Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden bis alle ihm nachgemacht hatten. Ich sah sie alle verwirrt und gleichzeitig überrascht an, worüber ich so überrascht war wusste ich selber nicht genau. Der, der die Frage gestellt hatte, gab mir die Antwort auf die Frage, die in meinem Kopf umher schwirrte:"Das ist unser Zeichen für Mitgefühl. Dass wir dich verstehen, dich unterstützen und hinter dir stehen werden." Diese Aussage verschlug mir den Atem. Auch wenn es eigentlich normal sein sollte, dass man mit jemandem mitfühlte und jemanden unterstützt, machte mich diese Aussage glücklich und gleichzeitig war ich erleichtert, was wahrscheinlich daran lag, dass sie so mit mir umgingen obwohl sie mich nichtmal richtig kannten. "Danke wirklich.", bedankte ich mich aufrichtig bei ihnen und war immernoch leicht überfordert. Sie nahmen ihre Hände wieder runter und bevor wieder eine Stille einbrechen konnte, murmelte einer:"Bei so viel lernen wäre ich schon längst durchgedreht.", was uns alle zum lachen brachte. "Merkt man an deiner Note in Mathe.", kommentierte sein Sitznachbar, wodurch wir wieder lachten. "Was kann ich dafür? Alles war noch gut bevor das x sich in Mathe verirrt hat und das Alphabet dazu kam und versuchte es zu finden." "Ja und weil sie es nach einem halben Jahr nicht finden konnten riefen sie das griechische Alphabet als Verstärkung.", gab ich als Komentar hinzu wodurch alle anderen noch mehr lachten, was mich stolz machte, dass ich mich traute etwas zu sagen und sie dadurch zum lachen brachte.
Es gab weitere Komentare dazu und irgendwann kamen wir auf ganz andere Themen die wir zusammen diskutierten und wir mussten viel lachen. Ich weiß nicht mehr wie es dazu kam, aber irgendwann waren wir draußen und es bildeten sich Gruppen. Ich war wieder bei Cayo, Jungkook und Taehyung, am Anfang war auch Yoongi dabei aber er war dann plötzlich verschwunden. Nach einer guten Stunde kam es dann, dass Cayo beschloss, dass ich auch mal alleine mit den anderen sprechen sollte, also schleppte er mich von Gruppe zu Gruppe in der ich mich dann immer an dem momentanen Gespräch beteiligte bis wir dann zur nächsten gingen. Als wir damit fertig waren sah ich auf mein Handy. Es war schon nach drei Uhr mittags, obwohl es sich anfühlte als wäre es noch morgens. Wir gingen wieder zu Jungkook und Taehyung zurück die gerade darüber diskutierten, ob Fluch der Karibik 1 oder 2 besser war. Da ich keinen bisher angeschaut hatte hörte ich diesmal nur zu wie Yoongi es immer tat. Als er mir einfiel sah ich mich um, doch konnte ihn nirgends finden. Da die zwei immernoch diskutierten und sie Cayo angesteckt hatten entfernte ich mich von ihnen, was sie nicht einmal mitbekamen, und lief los. Ich ging um das Gebäude herum und wurde fündig. Er saß in einem Baum, sein Headset auf den Ohren, mit einem Block auf seinen Beinen, welche an seinen Körper gezogen waren, und einen Stift in der Hand, der über das Papier huschte. "Hey Yoongi!", rief ich von unten. Er sah runter, nahm dann sein Headset ab und sah mich fragend an. Die Musik konnte ich bis hier nach unten hören. "Komm doch zu uns." Er sah mich ein paar Sekunden an, anscheinend wartete er auf einen weiteren Satz, doch als er merkte, dass ich nichts mehr sagen würde setzte er sich sein Headset wieder auf und machte weiter, als hätte ich ihn nie gestört. Ich wollte das natürlich nicht auf mir sitzen lassen und fing an den Baum hoch zu klettern. Auf seiner Höhe angekommen setzte ich mich auf einen Ast neben ihn und sah ihn an. Er sah kurz zu mir, dann wieder zurück auf sein Papier welches er gerade bemalte. Ich wollte wissen was er malte und streckte meinen Kopf etwas, doch da drehte er sein Block schon weg und sah mich grimmig und gleichzeitig böse an. Ich hob abwehrend die Hände und sah wieder nach vorne. "Gut ich guck's nicht an." Er drehte sein Block wieder zu sich und malte weiter. So verweilten wir eine Weile bis ich die Stille durchbrach:"Wieso redest du nicht?" Er zuckte mit den Schultern. "Kannst du reden?" Er nickte. "Redest du mit mir weil du mich vielleicht nicht magst?" Er schüttelte den Kopf was mich etwas grinsen ließ und sah zu ihm rüber. "Also magst du mich?" Er sah mich an, dann an mir runter und mir wieder ins Gesicht. Dann zuckte er erneut mit den Schultern und malte weiter. "Wie kannst du das nicht wissen?" Erneut zuckte er mit den Schultern. Ich seufzte auf und lehnte meinen Kopf an den Baumstamm, so dass ich in die Baumkrone sehen konnte. "Du bist komisch." "Du auch." Ich blinzelte einige Male und sah ihn dann perplex an. Hatte er gerade geredet? Oder hab ich mir das nur eingebildet weil es Wunschdenken war? Aber wieso sollte ich mir sowas wünschen? Ich war gerade so verwirrt und wurde so aus dem Konzept geworfen, dass ich mich nichtmal mehr an den Klang seiner Stimme erinnern konnte. Falls er überhaupt was gesagt hatte.
Bevor ich noch groß darüber nachdenken konnte stand er auf, steckte seinen Stift in die Hosentasche und ließ seinen Block auf den Boden fallen. Sein Headset legte er sich um den Hals. Dann fing er an den Baum runter zu klettern. "Ey warte." Ich stand auf und wollte auch gerade den Baum runter klettern als sich mir bei dem Anblick der Magen umdrehte. Ich umarmte direkt den Baumstamm fest, in der Hoffnung er würde mir helfen. Ich hörte ein Pfeifen von unten und sah langsam runter. Yoongi sah mich fragend an. "H-höhenangst.", gab ich stotternd von mir. Jetzt erinnerte er sich und ich dachte er würde mir jetzt helfen, aber er nahm seinen Block und verschwand um das Gebäude. Na toll. Und ich dachte jeder hilft jedem.
Langsam setzte ich mich wieder hin und atmete aus. Jetzt saß ich also auf einem Baum fest, kam nicht mehr runter und die einzige Person die mir hätte helfen können ist gerade gegangen. Ich schloss meine Augen und atmete wieder verzweifelt aus. Plötzlich hörte ich Stimmen näher kommen, bis sie alle meinen Namen riefen. Ich öffnete meine Augen und sah die anderen drei Jungs auf mich zu laufen, Yoongi war etwas hinter ihnen. "Wieso kletterst du mit Höhenangst einen Baum hoch?", fragte mich Cayo. Woher wusste er es? Das konnte er nur wissen wenn Yoongi es ihm gesagt hätte, was heißt, dass er mit ihm geredet hat. Wieso redet er dann nicht mit mir?
"Keine ahnung. Ich bin nicht der Hellste." "Und du sagtest noch du bist gut in der Schule.", komentierte Jungkook. "Haha. Jetzt helft mir runter.", sagte ich, der letzte Satz klang verzweifelter. "Mach die Augen zu, wir führen dich.", sagte Taehyung. "Du spinnst doch." "Wenn wir dir sagen, dass du einen Baum blind runterklettern sollst während wir dich navigieren sagst du wir spinnen, aber wenn du blind in ein schwarzes Loch im Dach eines riesigen Gebäudes springen sollst ist alles gut oder wie?" "Ja tut mir leid aber ich hab schiss", sagte ich während ich aufstand und meine Augen schloss. "Okay, mit deinem Fuß nach rechts. Etwas weiter.", navigierte er mich während ich langsam seine Anweisungen befolgte. "Gut, jetzt mit dem linken Fuß daneben aber etwas tiefer." Zögernd folgte ich seinen Anweisungen weiter und spürte den Ast unter meinem linken Fuß. "Jetzt mit dem rechten Fuß noch tiefer als ebend." Als ich gerade dabei war meinte ich:"Ich komm mir bescheuert vor." "So sieht's auch aus.", erklang eine Stimme, die weder von Cayo, noch von Jungkook oder Taehyung stammte. Ich wusste sofort wem die Stimme gehörte, weshalb ich sofort meine Augen aufriss. Plötzlich verlor ich das Gleichgewicht und ehe ich mich an irgendwas fest halten konnte viel ich runter.
Ich fühlte mich wieder so schwerelos wie bei dem Fall in das schwarze Loch, spürte nur einen leichten Windzug, dann wurde aber mein Oberkörper gefedert und ich dachte ich wurde sanft aufgefangen, doch dann spürte ich einen starken Druck in meinen Beinen und einen stechenden Schmerz in meinem Fuß.
Ich blinzelte einige Male, der Druck auf meinen Beinen und der Schmerz im Fuß war plötzlich weg. Ich sah mich verwirrt um und war noch verwirrter als ich spürte, dass ich mit meinem Oberkörper in der Luft war. Ich blickte nach oben und sah Cayo. Er hatte seine Arme unter meinen Achseln und hatte so meinen Oberkörper aufgefangen, so schwebte dieser mit meinem Beinen in der Luft, nur meine Füße berührten den Boden. Er zog mich hoch und ich richtete mich auf, doch als ich mit meinem rechten Fuß auftrat knickte ich zusammen. Sofort stüzte mich Cayo. "Hast du dich verletzt?", fragte dieser besorgt. Ich war gerade etwas überfordert und mein Kopf fühlte sich leer an. "Mein Fuß tut weh.", sagte ich langsam. Er setzte mich an den Baum und zog vorsichtig mein Schuh aus, was schon ziemlich weh tat. "War ich ohnmächtig?" "Nein wieso?", fragte Jungkook verwirrt und gleichzeitig besorgt. "Fühlte sich so an.", sagte ich, immernoch leicht benommen. "Wahrscheinlich durch den Schreck. Das ist deine Schuld Yoongi!", sagte er während er sich zum mint-grün haarigen drehte. Dieser hob nur abwehrend seine Hände. Cayo wirkte ziemlich grimmig und zog mir dann vorsichtig die Socke aus. "Es ist nicht seine Schuld, ich hätte mich fest halten müssen." "Aber er hat dich erschre- ach du scheisse!", unterbrach er sich selber, als er mein Fuß sah. Besonders am Knöcheln, aber auch drum herum schwillte es an und färbte sich langsam lila. Er drückte Jungkook meinen Schuh mit der Socke in die Hand, was er beides angeekelt annahm. Dann gab Cayo mir seine Hand und zog mich langsam auf die Beine, damit ich nicht umkippte, da ich ja jetzt nur auf einem Bein stand. Er legte meinen Arm um seine Schulter und stüzte mich so, während er sagte:"Du legt dein Bein jetzt hoch und kühlst es." Ich wollte gerade ansetzen um zu protestieren aber er unterbrach mich mit:"Keine Widerrede."
So liefen wir um das Gebäude herum und brachten mich in den Aufenthaltsraum. Dort setzte ich mich auf eine Bank und Yoongi ging in die Küche während Jungkook und Taehyung jeweils eine Decke holten. Als sie zurück kamen falteten sie die Decken und lagen sie übereinander mit abstand zu mir auf die Bank, damit ich mein Fuß hochlegen konnte, was ich auch tat. Yoongi kam mit einem Kühlpack zurück und bindete es mir vorsichtig mit einem Küchentuch um mein Fuß. "Zweiter Tag und schon verletzt.", sagte ich leicht lachend, was auch die anderen erwiederten. Außer Yoongi.
Nachdem er mir mein Fuß verbunden hatte verschwand er durch eine Tür die zu einem weiteren Raum führte, was in diesem war wusste ich aber nicht. "Was hat er?", fragte ich leicht bedrückt. "Hab ich was falsches gesagt?" "Nein, er macht sich nur wahrscheinlich Vorwürfe.", meinte Cayo. "Aber es war nicht seine Schuld. Ich bin ja trotz Höhenangst auf dem Baum geklettert." "Ich weiß, aber er tut's trotzdem. War aber auch ein unpassender Moment in dem er geredet hat." "Ich bin froh, dass er überhaupt mal in meiner Gegenwart geredet hat.", gab ich murmelnd und bedrückt von mir und ließ von der Tür ab, die ich bis ebend noch angesehen hatte. "Der kriegt sich wieder ein, keine Angst.", sagte Cayo um mich zu beruhigen. "Vielleicht.", sagte ich und schaute noch einmal zur Tür durch die er gerade verschwunden war.