Kapitel 17

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~Pov. Hoseok~
"Was steht denn da drin?", fragte Yoongi zögernd nach einer Weile, in der wir beide geschwiegen hatten. Zögernd las ich vor:
Hallo an den, der das liest. Ich hoffe, dass du es bist, der das liest Yoongi. Ich hätte einiges zu erklären, aber ich werde nur das wichtigste sagen. Mir geht es gut und ich hoffe, dir geht es auch so. Deine Mutter hat es damals leider nicht geschafft. Es tut mir so unglaublich leid, denn ich bin schuld daran. Ich hoffe du konntest es einigermaßen verarbeiten und ich hoffe, dass du nun eine Familie hast, die sich besser um dich kümmern kann. Versuch bitte nicht mich zu finden, denn ich will keinen Kontakt zu dir. Nicht, weil ich dich nicht mehr sehen will, ich liebe dich über alles. Aber ich will dich nicht wieder in Gefahr bringen, auch wenn die Typen von damals im Gefängnis sind. Wie lange sie noch dort sind weiß ich nicht, aber ich will nichts riskieren. Ich wünsche dir noch viel Glück in deinem Leben und hoffe, dass es dir gut geht.
In liebe dein Vater.

Nachdem ich fertig wurde wendete ich den Brief einige male, doch fand keine Adresse vom Absender. Plötzlich ertönte ein Schluchzen, weswegen ich sofort aussah. Yoongi hatte sich hingesetzt und mir so zu gehört. Jetzt saß er da mit gesenktem Kopf. "Hey..ist alles okay?", fragte ich vorsichtig und war etwas erschrocken, als eine kleine Träne auf den Boden tropfte. Noch nie hatte ich ihn so zerbrechlich wirkend, geschweige denn weinend erlebt.

Langsam setzte ich mich neben ihn und strich ihm sanft über die Schulter. Über den Rücken traute ich mich nicht, da er körperliche Nähe nicht mochte.

Nach einer Weile in der wir beide geschwiegen hatten und weitere Tränen geflossen waren fragte ich:"Brauchst du ein Taschentuch?" Er schüttelte den Kopf und wischte sich mit einer Hand über seine nassen Wange:"Brauchst du eine Umarmung?", fragte ich nach ein paar Sekunden, doch er reagierte nicht.

Irgendwann ertönte erneut ein Schluchzen. Sanft packte ich ihn an beide Schultern und drehte seinen Oberkörper zu mir, bevor ich ihn in eine Umarmung zog. Dies tat ich ziemlich langsam und sanft, damit er die Chance hatte sich zu wehren, falls er keine Umarmung wollte.
Doch kaum hatte ich ihn richtig in meinen Armen erwiderte er es sofort. Ich spürte wie sein Körper leicht am beben war. Sanft strich ich ihm nun doch über den Rücken, in der Hoffnung ihn so zu beruhigen, was auch nach einer Weile klappte.

"'Tschuldigung.", entschuldigte er sich. "Schon gut. Geht's?", fragte ich, immer noch leicht besorgt, doch er nickte. Ich hatte den Brief einfach auf die Couch gelegt und nahm ihn jetzt wieder. "Denkst du, ich kann ihn finden?", fragte er zögernd. "Naja, er will ja nicht, dass du ihn findest, damit du nicht in Gefahr kommst. Außerdem habe ich schon einen Absender gesucht, aber keinen gefunden." Als ich vom Blatt Papier aufsah und Yoongi anschaute sah ich, dass sein Blick erneut zu Boden gerichtet war. "Du willst ihn wirklich treffen oder?" "Ja.", sagte er leiser und man hörte, dass es ihn ziemlich mitnahm. "Dann weiß ich was wir die restlichen Ferien über machen.", sagte ich und lief zum Bilderrahmen, um nach Hinweisen zu suchen. "Was meinst du?" "Ich meine, dass wir deinen Vater suchen und ich suche gerade Hinweise." Kurz schwieg er, fragte dann aber:"Wir?" "Ja. Ich hab was gut zu machen, dafür, dass wir alleine im Nirgendwo gelandet sind. Außerdem ist reisen mit mir doch viel cooler." Hinter mir ertönte ein Lachen und ich war froh, dass ich ihn ein bisschen aufmuntern konnte. "Stimmt, du hast was gut zu machen. Aber wir wissen nicht einmal, wo wir mit suchen anfangen könnten." "Ich hab eine Idee.", gab ich nachdenklich von mir. Dann drehte ich mich zu ihm. "Hatte dein Vater ein Laptop oder sowas" "Äh ja, denk schon.", sagte er, während er aufstand und hinter einen der Türen im Flur verschwand. Man hörte viel Geraschel, doch bald nachdem er verschwunden war kam er mit einem Laptop, einem Tablett und einem Handy wieder. "Wieso hat er das alles hier gelassen?", fragte ich verwirrt. "Wahrscheinlich damit die Typen ihn nicht finden. Man kann sowas leicht hacken und den Standort vom Gerät orten." "Okay macht sinn.", sagte ich, bevor ich den Laptop nahm und ihn anschaltete. Yoongi tat das gleiche am Handy

Da der Laptop ziemlich alt war dauerte es recht lange, bis er komplett an war, beim Handy war dies auch der Fall. Als dann endlich der Laptop hochgefahren war öffnete ich den Suchverlauf vom Internet. "Wohnung günstig.", las ich das erste vor und klickte dann darauf, um zu sehen, welche Seiten dazu besucht wurden. Mittlerweile hatte sich Yoongi neben mich gesetzt und sah starr auf den Bildschirm. Ich klickte auf den letzten Link, der besucht wurde, und kam auf eine Website, auf der Häuser und Wohnungen zum Verkauf und Vermieten angeboten wurden. "Ist das Handy an?", fragte ich meinen Sitznachbar. "Ja fast." "Okay dann guck dir gleich die zuletzt angerufenen Telefon Nummern an."
Als das Handy ebenfalls an war fingen wir an die Telefon Nummern zu vergleichen, doch nach der vierten Nummer passte keine mehr. "Okay, dann ruf da mal an und frag, ob vor Jahren da jemand angerufen hat.", schlug ich vor. "Die werden uns sowas doch nicht sagen." "Hm, stimmt.", gab ich nachdenklich von mir. Dann nahm ich es ihm aus der Hand, klickte auf die erste Nummer und hielt mir das Handy an mein Ohr. Keine fünf Sekunden vergingen als jemand abnahm und eine junge Frauen Stimme erklang:"Hallo, wie kann ich ihnen helfen?" "Hallo, hier ist die Polizei.", sagte ich und sah im Augenwinkel, dass sich Yoongis Gesichtsausdruck geändert hatte, aber ich ignorierte ihn und redete weiter mit ihr.

Komischerweise glaubte sie mir alles, sagte aber, dass er damals nicht mit den Preisen zufrieden war und dann aufgelegt hatte.

Als ich auflegte sagte Yoongi sofort:"Du kannst dich doch nicht als Polizisten ausgeben!" "Doch kann ich und habe ich. Außerdem würden wir sonst nicht an die Infos kommen. Du willst doch deinen Vater wieder sehen, oder?" Er schwieg, was für mich das Zeichen war, dass ich weiter machen konnte.

Bei der zweiten Nummer war es genauso, doch bei der dritten konnten sie uns sagen, dass er eine Wohnung gemietet hat. Sie gaben uns die Adresse, welche ich schnell aufschrieb.

Nachdem ich aufgelegt hatte lehnte ich mich zurück in die Rückenlehne. "Wow, das ging leichter als ich dachte.", meinte ich, während ich mich wieder aufsetzte, um den Laptop auszumachen. "Glaubst du echt wir werden ihn finden?" "Ich hoffe es. Aber das können wir nur auf eine Art herausfinden.", sagte ich und sah ihn an. Im gleichen Moment sah er auch zu mir. "Vielleicht sollten wir wieder zurück. Die anderen machen sich sicher Sorgen." "Ja...du hast recht.", murmelte er und dabei sah mir tief in die Augen und ich tat es ihm gleich. Doch nach ein paar Sekunden brach er den Blickkontakt ab und sah auf seine Hände, die in seinem Schoß zusammen gefaltet waren. "Hey, was ist los?", fragte ich sanft und rutschte näher an ihn heran, um tröstend meinen Arm um ihn legen zu können. "Was, wenn er mich gar nicht sehen will? Er sagte ja auch, dass er keinen Kontakt zu mir will." "Hey, natürlich will er dich sehen. Du bist sein Sohn. Er will dich ja nur schützen." "Aber was, wenn er seine Meinung geändert hat? Wenn er mich nicht mehr sehen will?" Man hörte, dass er verzweifelt war. Ich drehte ihn zu mir und umarmte ihn. "Er hat seine Meinung schon nicht geändert. Du bist ein toller Junge, ein toller Mensch und sicher auch ein toller Sohn. Wenn er dich nicht mehr sehen wollen würde, wäre er echt dämlich." Nach einer Weile Schweigen sagte er nuschelig:"Danke." "Du musst dich nicht bedanken." "Doch.", sagte er wieder nuschelig, bevor er sich langsam von mir löste. Wieder sahen wir uns gegenseitig in die Augen. "Wir...sollten langsam...", sagte er, doch er hörte einfsch auf zu reden und sah mir weiter in die Augen.

Plötzlich klingelte ein Handy und nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass das Klingeln aus meiner Hosentasche kam. Schnell nahm ich es raus und nahm ohne zu sehen, wer es war, ab. "Hall-", wollte ich anfangen, aber wurde unterbrochen. "Wo bist du?! Wir sind gekommen um dich zu holen aber du warst nicht da. Wo bist du?!", schrie Namjoon ins Telefon, was so laut war, dass ich das Handy von meinem Ohr weg halten musste. Dann hielt ich das Handy wieder an mein Ohr. "Beruhig dich, es ist alles gut." "Sag mir jetzt wo du bist." "Ja weiß ich nicht." "Wie, du weißt es nicht?! Ich fahre mit Jin seit Stunden durch die ganze Stadt. Jetzt sag mir wo du bist!" "Weiß ich nicht." "Dann schick mir deinen Standort!" "Ja okay." Plötzlich nahm Yoongi mir das Handy aus der Hand und machte auf laut:"Chill mal, es ist alles gut, ich bring uns zurück." "Yoongi!? Wieso ist Yoongi bei-" Yoongi beendete einfach den Anruf und stand auf. "Komm. Wir fahren mit 'nem Taxi zurück.", sagte er, während er auf meinem Handy rum tippte. Ich stand ebenfalls auf und folgte ihm nach draußen.

Dort standen wir nur fünf Minuten, in denen wir nichts taten, außer, dass Yoongi mir mein Handy zurück gab und dann kam auch schon der Taxifahrer. Wir steigen beide ein und während wir uns anschnallten sagte Yoongi eine Adresse. Als sich das Auto in Bewegung setzte lehnte ich mich nach hinten und sah zu Yoongi. Dieser schaute gedankenverloren aus dem Fenster und beachtete mich gar nicht. Ich lehnte meine Stirn an das Fenster und sah ebenfalls eine Weile nach draußen, bis ich dann aber immer müder wurde und langsam ins Land der Träume fiel.

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