Kapitel 25

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~Pov. Hoseok~
Geschockt sahen ich und die anderen zu Yoongi. Dieser stand wie angewurzelt da und zeigte keine Regung. "Yoongi. Ich habe dich etwas gefragt.", sagte ich und klang ziemlich streng, aber ich wollte einfach wissen, wieso er sowas hatte.

Er löste sich aus seiner Starre, kam auf mich zu und riss mir die Packung aus der Hand. "Geht dich nichts an.", zischte er leise und wühlte in der Tasche rum, drückte mir das Feuerzeug in die Hand und schloss die Tasche am Rucksack wieder. Dann drehte er sich um und lief wieder zu der Kühlbox. Als ich zu den anderen schaute sahen sie sich alle gegenseitig geschockt an, außer Cayo. Der wirkte eher besorgt und sah zu Yoongi. Ob er davon gewusst hatte?

Yoongi kam zurück, reichte Cayo das Fleisch und meinte kurz:"Hab kein Hunger." Dann drehte er sich wieder um und lief einfach los, ohne noch irgendetwas zu sagen lief er die Wiese entlang. "Was ist denn mit ihm los.", fragte ich, immer noch etwas schockiert und sah im währendessen weiter nach. Nach und nach lösten auch die anderen sich aus ihrer Starre und stotternd antwortete Jimin:"Ich weiß nicht." Dann herrschte wieder einige Minuten Schweigen bis Cayo diese durchbrach:"Wollen wir anfangen?" Wir stimmten alle zu, während wir immer noch geschockt und erschrocken waren. Ich entzündete das Feuer und wir fingen an das Fleisch zu grillen. Da wir nicht wussten, wie wir es grillen könnten, da wir ja teilweise ganze Steaks hatten und das ein offenes Lagerfeuer war, beschlossen wir, das Fleisch in Stücke zu schneiden und sie auf Stöcken aufzuspießen. Dies war schnell getan und so saßen wir da und grillten unser Fleisch.

Meines wurde nach einigen Minuten fertig, weswegen ich den Stock vom Feuer weg zog und anfing das Fleisch vom Stock zu knabbern. Immer wenn ich eine Pause zum kauen hatte sah ich nach oben und schaute in die Richtung, in die Yoongi verschwunden war. Nun saß er da, hatte irgendetwas in den Händen und fummelte daran herum. 

Als ich mein Fleisch Stück aufgegessen hatte legte ich den Stock auf die Seite und stand auf. "Wo gehst du hin?", fragte Cayo verwirrt."Zu Yoongi.", antwortete ich und wollte los laufen, doch Cayo meinte:"Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist." "Wieso?", fragte ich und da ich gerade zu Cayo gesehen hatte sah ich nun wieder zu Yoongi. "Ich denke er will jetzt lieber alleine sein." "Aber er sieht so einsam aus.", meinte ich besorgt. Nach ein paar Sekunden seufzte er. "Na gut. Aber wenn er sagt, dass er alleine sein will, dann geh auch bitte." "Mach ich.", sagte ich und ging los. Yoongi bemerkte mich erst, als ich fast schon bei ihm war und sah zu mir hoch. Jetzt erkannte ich auch, dass er einen Stock in den Händen hielt und die Rinde drum herum ab pulte. Vor ihm lagen viele kleine Stücke davon auf dem Boden verteilt. "Hey.", sagte ich und setzte mich neben ihn. Leise und nuschelnd erwiderte er es und widmete sich wider dem Stock. "Was ist los?", fragte ich zögernd, aber er ignorierte mich. "Yoongi?" wieder ignorierte er mich und ich seufzte. Ich stützte meine Arme hinter mir auf dem Boden ab und sah gerade aus, direkt in den wunderschönen Sonnenuntergang. "Ist es dir unangenehm?", fragte ich und meine Stimme klang sanft und beruhigend, jedoch ignorierte er mich. "Hast du Angst, dass wir dich jetzt irgendwie meiden? Oder irgendwie anders behandeln?" Kurz hörte er auf an seinem Stock zu pulen, machte dann aber weiter. "Es gibt keinen Grund, dass wir dich anders behandeln." Wieder schwieg er einfach und pulte weiter an dem Stock herum. "Wie kam das?", fragte ich dann und da ich eigentlich keine Antwort erwartet hatte, war ich um so mehr überrascht, dass er mir doch antwortete. "Mit 12.", antwortete er knapp. "Und wieso?", fragte ich weiter. Natürlich wollte ich hin nicht dazu zwingen, über etwas zu reden, was er nicht wollte. Aber er wusste sicher, dass er nicht antworten müsste, wenn er es nicht wollen würde. "Keine Ahnung. Es kam halt. Ich denke es liegt auch daran, dass meine Eltern halt tot sind, also ich dachte ja es wären beide tot. Ich habe mir die Schuld gegeben und tu' es immer noch." "Aber du kannst doch gar nichts dafür." "Ich weiß, aber irgendwie glaube ich das trotzdem. Keine Ahnung. Es ist kompliziert.", murmelte er am Ende immer leiser. "Wie fühlt sich das an, wenn ich fragen darf?", fragte ich vorsichtig. Er atmete lange aus und schien zu überlegen:"Wie kann man das denn erklären? Man fühlt sich halt alleine, einsam und kommt mit nichts mehr klar. Man hat das Gefühl, als würde man gar nicht wirklich leben. Man kommt mit seinem Alltag nicht mehr klar, weil man keine Motivation hat irgendetwas noch zu tun, da man halt keinen Grund mehr sieht, noch irgendwas zu machen. Ich habe mich auch gefragt, wieso ich eigentlich noch lebe. Also, ich hatte keine Selbstmordgedanken, aber man fängt halt an das zu hinterfragen." Ich dachte kurz über seine Worte nach und fragte dann:"Wie genau meinst du das?" "Also, ich mein wir gehen über zehn Jahre in die Schule um später zu arbeiten. Irgendwann findet man einen Partner, bekommt Kinder, wird irgendwann mal Oma oder Opa und stirbt dann irgendwann. Wofür das alles? Früher oder später stirbt man eh, wieso soll man dann noch das ganze Leben durchlaufen. Man wird so viel schlechtes erleben, was man nie erleben müsste, wenn man gar nicht leben würde. So habe ich halt immer gedacht." Erstaunt sah ich ihn mit großen Augen an. Ich wusste, dass es Depressiven schlecht geht, dass sie keine Motivation mehr haben und so. Man hörte ja generell sowas, aber es war trotzdem etwas anders, wenn man es von einem Depressivem erklärt bekommt und jetzt tat er mir wirklich leid. Er ist so ein guter Mensch, er sollte sowas nicht durchmachen müsse. Niemand sollte das durchmachen müssen. "Und helfen dir die Medikamente." "Ja." "Und wieso hast du es dann immer noch nicht überstanden?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern und pulte weiter am Stock herum. "Ich denke auch nicht, dass ich es je überstehen werde. Mein Therapeut meinte, dass es eine ziemlich schwere Depression ist. Sie ist zwar heilbar, aber wenn es schon die letzten Jahre nicht funktioniert hat, wieso sollte es denn dann so sein?" "Nein, so darfst du gar nicht erst denken!", sagte ich wie aus der Pistole geschossen. Überrascht sah er mich an, schaute aber ziemlich schnell wieder weg. "Ich denke aber so und kann es nicht ändern." "Ich beweise dir, dass es einen Grund zu leben gibt. Ich helf' dir da durch zu kommen.", sagte ich, während ich mich wieder gerade aufsetzte und ihn an sah. Er lachte leicht auf und murmelte:"Ja klar." "Nein ich meine das ernst. Ich werde dir helfen. Also natürlich nur, wenn du willst.", ergänzte ich und er schaute mich mit einem skeptischen Blick an. "Und wie willst du das machen?", fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich finde schon einen Weg. Wenn ich es sogar schaffe euch zu überzeugen, dass ihr mich aufnehmen sollt, dann krieg' ich das doch auch hin." Erneut musterte er mich skeptisch und diesmal auch mit hochgezogenen Augenbrauen. "Okay, du kannst es ja versuchen.", meinte er und pulte weiter an dem Stock herum. "Kommst du wieder mit zu den anderen?", fragte ich und stand auf. Zögernd schaute er zum Lagerfeuer, wo die anderen saßen und man sie in diesem Moment lachen hörte und sah. "Omay.", stimmte er zu und wir liefen wieder zu den anderen zurück und gesellten uns zu ihnen. Sie fragten nicht weiter nach, was mit den Tabletten war, was mich ehrlich gesagt erleichterte und ich sah auch Yoongi an, dass es ihm damit besser ging.

So verbrachten wir den Abend, bis wir beschlossen draußen zu schlafen. Ich kramte meinen Schlafsack aus meiner Tasche und breitete ihn aus. Er war für eine Person ziemlich groß, was ich begrüßte, da ich es nicht mochte, wenn ich eingeängt war. Jungkook und Tae standen gerade an der Ladefläche und ich konnte nicht glauben, was da los war. Sie stritten sich. Und das ziemlich heftig, auch mit Beleidigungen dem anderen gegenüber. Ich stand auf und lief zu ihnen. "Was ist denn los.", fragte ich verwirrt. "Ich will auf der Matratze schlafen, weil ich meinen Schlafsack nicht dabei habe!", rief Jungkook aufgergt und fuchtelte mit den Armen in der Luft. "Dieser Spacko will mir meine Matratze klauen, obwohl ich keinen Schlafsack habe!", rief nun Tae. "Ihr passt da doch beide rein.", meinte ich. "Nein!", riefen sie synchron. "Was ist nur in euch gefahren? Ihr seid doch beste Freunde.", meinte nun Cayo. "Ich will nicht neben ihm liegen!", rief der ältere der beiden genervt. "Ihr legt euch jetzt beide auf die Matratze oder könnt morgen bei der Fahrt auf der Ladefläche sitzen, ohne Decke!", rief jetzt ebenfalls Cayo entfernt. Da keiner der beiden mit Cayo diskutieren wollte stimmten sie grummelnd zu, während sie sich weiter ansahen. Ich legte mich in meinen Schlafsack. Cayo und Jimin machten das selbe, doch Yoongi wühlte ununterbrochen in seinem Rucksack herum. "Yoongi was ist?", fragte ich. "Ich suche meinen Schlafsack.", antwortete er, stand dann auf und lief zum Auto. Er öffnete die Türen und sah überall nach, fand ihn aber anscheinend immer noch nicht, denn er kam deprimiert wieder zurück. "Dann schlaf' ich halt auf dem Boden." "Wieso, komm doch her. Mein Schlafsack ist mir eh zu groß. Wir passen sicher zusammen rein.", sagte ich schnell bevor er sich auf den Boden legte. Zögernd kam er zu mir und ich öffnete den Reißverschluss an einer Seite. Er zog seine Schuhe aus und stellte sie neben meine, die ich vorher ebenfalls ausgezogen hatte, und legte sich zögernd zu mir. Ich merkte, dass es doch etwas enger wurde und ich öffnete den Reißverschluss auf der anderen Seite. Als ich dann wieder zu ihm sah waren unsere Gesichter nur noch Millimeter von einander entfernt und mir stockte der Atmen. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich starrte ihm in die Augen, welche durch den Schein des Mondes funkelten. Ich vergaß alles um mich herum und hatte das Gefühl, dass ich mich in seinen Augen verlor. Ihm schien es nicht anders zu gehen, da er mir ebenfalls in die Augen sah und auch nicht mehr atmete. Als ich nach einer Weile merkte, dass mein Körper wieder Luft brauchte atmete ich aus und Yoongi tat es mir im selben Moment gleich. 

Plötzlich zerstörte ein lautes Niesen das knistern zwischen uns und erschrocken sah ich auf. Cayo drehte sich gerade auf eine andere Seite und blieb dann liegen. Ich spürte meine Wangen glühen und sah dann wieder zu Yoongi. Der schien nicht zu wissen, wo er hin schauen sollte und sah sich um "Wir sollten schlafen.", flüsterte ich, um die anderen nicht zu stören. Leise stimmte er zu, drehte sich von mir weg und machte es sich bequem. Ich tat es ihm gleich und fasste mir an meine Wangen. Sie glühten wirklich und mir war das gerade so unangenehm. Mein Herz hämmerte immer noch gegen meine Brust und ich spürte so ein angenehmes Kribbeln, das vom Bauch ausging und sich im ganzen Körper ausbreitete. Gott, was war nur mit mir los? Diese Frage plagte mich bis ich nach einer Ewigkeit einschlief.

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