Schon seit einigen Meilen folge ich Theo nun, sein Wagen verlässt die Stadt und fährt immer weiter in die Wälder hinein, fort von der Zivilisation.
In mir kommt der leise Verdacht auf, er könnte bemerkt haben, dass ich ihn verfolge, aber ich habe sorgfältig darauf geachtet, dass ich so weit hinter ihm bleibe, dass er nicht mal die Lichter meines Wagens im Rückspiegel sehen kann. Dabei ist der Peilsender an seinem Auto sehr hilfreich.
Nachdem ich beschlossen habe, auch wirklich sicherzugehen, dass er mich nicht bemerkt hat, und am Waldrand angehalten habe, verfolge ich weiter sein GPS Signal. Nach wenigen Meilen steht der Punkt allerdings still. Theo hat angehalten.
Entschlossen steige ich aus dem Wagen und hole meine Lederjacke aus dem Kofferraum, eins der wenigen Dinge, die mir aus meinem früheren Leben noch geblieben sind. Ich ziehe sie schnell über und stapfe dann ein kleines Stück in den Wald hinein. Ich bin unauffälliger und mobiler ohne Auto.
Jetzt sieh dich an, Chloe. Was ist nur aus dir geworden? Läufst mitten in der Nacht deinem Psycho von Ex-Freund hinterher wie ein kleines Schulmädchen. Schämen solltest du dich. Du bist so schwach.
Mir gefallen die Diskussionen meines Verstandes und meines Herzens nicht, sie reißen mich ständig hin und her und wenn ich mich nicht wehre, reißen sie mich eines Tages noch auseinander.
Nachdem ich mir weitere innere Diskussionen anhören durfte, komme ich endlich am gewünschten Ort an. Die Straßenlaterne hier beleuchtet nur spärlich den völlig kaputten Asphalt, das verlorene Laubkleid der Bäume liegt auf der Straße und wird immer mehr, je tiefer man in den Wald hinein geht. Und am Rande der Straße steht Theos Wagen, der so gar nicht in die Idylle der Natur passt, diese unantastbare Ruhe.
In diesem Wagen sitzt der Junge, der mich umgebracht hat.
In diesem Wagen sitzt der Junge, den ich geliebt habe.
In diesem Wagen sitzt der Junge, der mich verraten hat.
In diesem Wagen sitzt der Junge, für den ich alles geopfert hätte.
In diesem Wagen sitzt mein Mörder.
Wie in Trance torkle ich auf den Wagen zu, kann meine eigenen Schritte nicht mehr kontrollieren. Meine Augen schweifen über den Boden, Theos Wagen, den Wald, den klaren Nachthimmel. Ich bemerke nicht, wie meine Schritte energischer werden, mein Arm sich hebt, meine Hand sich zu einer Faust zusammenschließt und an die Scheibe klopft. Erst, als seine gefährlichen, funkelnden Augen meine fixieren, werde ich wieder in die Realität zurückgebracht. Erst, als seine perfekten Lippen sich öffnen und seine engelsgleiche Stimme verwirrt und verschlafen meinen Namen sagt, komme ich wieder zu Bewusstsein. Erst da wird mir klar, was ich getan habe.
Zum Glück brauche ich nur zwei Sekunden, um wie vom Erdboden verschluckt zu verschwinden.
DU LIEST GERADE
The Truth 2 》Theo Raeken
Fanfiction[Fortsetzung zu "The Truth"] Ihre Beine waren rot, so sehr floss das Blut. Sie sah vom Waldboden auf die dreckigen Sohlen seiner Sneaker, darunter klebte sogar ein Kaugummi. Doch in diesem Moment konnte und wollte sie nicht aufgeben. Sie kämpfte.