Die ganze Fahrt über verfluche ich mich für das, was ich gerade getan habe. Habe ich ernsthaft meine Tarnung aufgegeben? Wenigstens kann ich noch hoffen, dass er denkt, es war nur ein Traum.
Doch diese Hoffnung wird schleunigst ausgelöscht, als ich die Lichter seines Wagens im Rückspiegel sehen kann. Ich bin den ganzen Weg zu meinem Wagen gerannt und dann sofort losgefahren, wie kann er mich hier finden? Warum ist er so hartnäckig? Vermutlich, weil er das zuende bringen will, was er angefangen hat.
Ich biege schnell in die Stadt ab und fahre dort durch verlassene Straßen, die nur spärlich von den flimmernden Lichtern der Straßenlaternen beleuchtet werden. Ich bin im Industriegebiet angekommen. Ich war während meines vergangenen Lebens noch nicht einmal in diesem Gebiet, auch, wenn es sehr groß ist. Ich parke meinen Wagen in der Einfahrt eines Lagers für Matratzen und steige aus. Ich hangle mich an einem Gitter und einer Leiter hoch, um schließlich auf dem Dach des Gebäudes zu stehen.
Und tatsächlich; wenig später hält Theos schwarzer Wagen, der nun perfekt zu dieser Umgebung passt, mitten auf dem Gebiet. Er will aussteigen, doch auf einmal sind quietschende Reifen zu hören. Diese lassen mich aufhorchen und den Blick heben.
Eine ganze Stange an schwarzen Autos, die, die in den Hollywood Filmen von Geheimagenten gefahren werden, kommt auf uns zu und umzingelt Theos Wagen, wobei ihre Reifen bei den wagemutigen Drehungen schwarze Bremsspuren auf dem Asphalt hinterlassen.
Ich bin verwirrt, doch meine Verwirrung weicht augenblicklich Angst, als ich das Klicken von Waffen höre. Mehrere Läufe werden aus den heruntergelassenen Fenstern der Agentenautos gehalten und dann schießen sie. Sie schießen immer weiter.
Ich muss mir die eigene Hand auf den Mund drücken, um nicht sofort loszuschreien. Ich lege mich flach auf das Dach des Lagers, denn ich weiß, wenn diese Typen mich entdecken, bin ich tot.
Nach einer guten halben Minute verklingen die Schüsse und hinterlassen einen üblen Nachgeschmack in meinem Kopf, der Stimmung und der Dicke in der Luft. Mir scheint sich die Kehle zuzuschnüren, als würde man mir die Luft nehmen.
Wieder quietschende Reifen, dann Stille. Sofort springe ich auf, in diesem Moment ist mir alles egal. Ich hangle von dem Gebäude herunter und stolpere auf Theos Wagen zu, dabei bemerke ich nicht die brennenden Tränen in meinen Augen und auf meinen Wangen. Ich reiße die Tür auf und erschrecke mich nicht mal bei dem Anblick des Jungen, der mich getötet hat.
Fast leblos liegt er da, eine dünne Spur Blut läuft aus seinem Mund.
"C-C...", beginnt er, doch ich schneide ihm mit einem "Shhht" das Wort ab. Er schweigt gehorsam und ich hebe ihn mit aller Kraft aus dem Auto. Ich werfe ihn auf meinen Rücken und laufe mit zitternden Beinen los.
"Alles wird gut", versuche ich, ihn zu beruhigen, worauf er nur hustet.
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken und Sorgen und nach einer halben Meile sinke ich mit ihm auf den Boden.
"Ich hole Hilfe", sage ich zu Theo und streiche kurz flüchtig über seine Wange. Mein Kopf ist voll mit Sorgen, was nun passieren könnte, doch leergefegt von all den Racheplänen und der Wut.
Ich lasse meine Augen rot leuchten und beginne, kläglich und verzweifelt in die Nacht hinaus zu heulen. Ich kann nur hoffen, dass jemand mich hört und kommt.
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The Truth 2 》Theo Raeken
Fanfiction[Fortsetzung zu "The Truth"] Ihre Beine waren rot, so sehr floss das Blut. Sie sah vom Waldboden auf die dreckigen Sohlen seiner Sneaker, darunter klebte sogar ein Kaugummi. Doch in diesem Moment konnte und wollte sie nicht aufgeben. Sie kämpfte.