10 ~ Nur Gerede

1.1K 65 2
                                    

Für einen Moment vergesse ich mich in dem Gefühl, dass mir Theos Lippen geben. Ich vergesse mich so sehr, dass ich mich auf seinen Schoß setze und den Kuss vertiefe. Auch er setzt sich mühsam auf und zieht mich an den Hüften zu sich. Nach ein paar Minuten wilder Knutscherei, löst er den Kuss.

„Bin ich im Himmel?", haucht er gegen meine Lippen, was mich letztendlich auch zur Besinnung bringt. Ich springe auf und sehe den Jungen vor mir an, als wäre er eine Bestie. Aber genau das ist er. Eine Bestie, ein Monster.

„Nein! D-Du solltest in der Hölle schmoren!", keife ich ihn an und weiche ein paar Schritte zurück.

„Nope, ich bin noch hier." Der Braunhaarige vor mir richtet sich auf, mit einer Gelassenheit, die die Wut in mir aufsteigen lässt.

„Du verdammtes Arschloch...", säusle ich. „Du hast mir so oft gesagt, du liebst mich und hast dann jemanden darauf angesetzt, mich zu töten! Warum hast du das getan?!"

„Jake war doch schon ein Alpha, Chloe. Weißt du das nicht mehr?"

Kurz verliere ich den Faden und sehe ihn mit großen Augen an. Die Bilder schießen zurück in meinen Kopf. Jakes Augen waren rot, ja. Das stimmt. Aber warum wollte er mich dann umbringen?

„Es war geplant, dass ich dich umlege. Seine Gier hat ihn allerdings dazu getrieben, dich zu töten, sodass ich ni-"

„Ich habe dein Foto gefunden." Meine Gesichtszüge entspannen sich. Theo wird immer herablassend, wenn er bemerkt, dass jemand wütend ist. Das ist sein Schutz davor. Ich habe diesen Jungen in den wenigen Monaten unser Zeit schon ziemlich gut durchschaut. Ich werde einfach neutral. Emotionslos.

„W-Was?" Genauso, wie ich es erwartet habe. Er springt drauf an.

„In meinem Zimmer. Die ganzen Fotos. Deins war auch dabei."

„Hast du es auch brav verbrannt?" Er seufzt und fährt sich durch die dichten, braunen Haare.

„Wie konnte ich dieses unwiderstehliche Lächeln des Teufels verbrennen?", kontere ich.

Theo setzt sich auf seine Bettkante und starrt aus dem Fenster hinaus auf das Gelände des Krankenhauses, das nicht sonderlich groß ist, ist ja auch das von Beacon Hills. „Warum bist du noch nicht tot, Chloe?", fragt er leise.

„Weil Karma mich ausgesucht hat, um dein Leben zu zerstören", sage ich und hocke mich vor ihn. „Eigentlich hatte ich vor, dich zu töten. Aber es ist doch schöner, dich mit den kleinen Dingen zu zerstören." Ich grinse. „Du wirst leiden, ‚Baby'."

„Gib's zu, du schaffst es nicht, mich zu töten." Nun schleicht sich auf seine Lippen ein Grinsen. Aber nicht das Grinsen, das ich immer geliebt habe. Es ist dämonisch, nahezu teuflisch. Warum kann er nicht einfach der Junge sein, in den ich mich verliebt habe?

„Ich will dich leiden sehen." Ich grinse zurück, doch innerlich zieht sich ein dumpfer Schmerz durch meinen gesamten Körper, weil ich insgeheim genau weiß, dass er recht hat.

The Truth 2 》Theo RaekenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt