KAPITEL 13

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L U K E

Es war sechs Uhr früh, seit einer geschlagenen Stunde beobachtete ich Liz beim Schlafen; die in der Sonne goldglänzenden Locken schmiegten sich sanft um ihr Gesicht.

Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen; der Tag war absolut makellos.

Als mir mein kleinerer Bruder in den Sinn kam, wollte das schlechte Gewissen mich anscheinend verschlingen. Auf meiner Stirn bildeten sich Schweißperlen; ich musste mir dringend einen Plan B überlegen.

Mit den Fingern fuhr ich über ihre weiche Haut, welche ebenfalls von der Sonne angestrahlt wurde. Niemals könnte ich sie umbringen; niemals.

Gestern Abend hätte ich ihr fast die komplette Wahrheit vor die Füße gekippt, doch ich wollte nicht dass sie noch mehr in diese ganze Sache hineinrutschte.

Ich spürte ein vibrieren an meinem Körper und musste feststellen, dass es sich um mein Handy handelte. Die Nummer war unterdrückt; ich runzelte die Stirn. "Hallo?", fragte ich leise und schob das Mädchen sanft von mir herunter, damit ich aufstehen konnte.

»Ich habe mitbekommen, dass du deine Drohung wahrgemacht hast; und ehrlichgesagt macht mich das gerade etwas weniger glücklich. Deshalb habe ich mich dazu entschieden dir eine letzte Frist zu geben. Drei Tage in denen du dich entscheiden kannst. Wenn du es nicht auf die Reihe bringst sie zu töten, dann kannst du dich von deinem Bruder verabschieden, Hemmings.«

Mir stockte der Atem, als ich im Hintergrund einen Hilfeschrei vernahm. Die Stimme gehörte zu Benny, mehr konnte ich nicht mehr hören, da die Verbindung ohne ein weiteres Wort getrennt wurde.

Geschockt ließ ich mein Handy sinken, und spürte die Wut in mir aufsteigen. Ich wollte gerade meine Schuhe anziehen, mich danach vom Acker machen, doch die verschlafene Stimme hinter mir hielt mich von meinem Vorhaben ab.

»Luke, was ist los?«, verlangte sie zu wissen, noch ziemlich müde klingend. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, da ich wusste dass sie die Tränen in meinen Augen entdecken würde; ich wollte nicht noch ein weiteres Mal vor ihr weinen.

Wenige Sekunden später, nachdem ich ihr immer noch nicht geantwortet hatte und wie eine Statue im Raum stand, fühlte ich eine kleine, warme Hand an meinem Arm. Sie schaffte es nicht mich umzudrehen, weshalb sie beschloss um mich herumzulaufen. Schnell rieb ich mir über die Augen, damit sie wenigstens nicht ganz so verweint aussahen.

»Ach du liebes bisschen, du siehst schrecklich aus. Luke, erzähl mir bitte was dich bedrückt«, bohrte sie nach.

In meinem Oberkörper breitete sich eine leere aus, die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.

»Wir haben Schule und werden wahrscheinlich zu spät kommen.«

Liz verdrehte die Augen.

»Und jetzt die Wahrheit bitte? Wenn wir einen Tag einmal schwänzen wird das schon nicht so schlimm sein«, wisperte sie und verdrehte die Augen.

Seit wann hatte sie denn so eine Einstellung? Auf irgendeine Art und Weise gefiel mir das.

»Ich möchte dich nicht noch mehr in diese Sache hineinziehen«, sagte ich schlicht und versuchte es kalt klingen zu lassen. Trotzdem wollte sie nicht so leicht aufgeben, das merkte ich anhand ihres Gesichtausdruckes.

»Was meinst du damit?«, fragte sie nun und zog ihre Augenbrauen kraus.

Mit meiner Ausrede hatte ich wohl ein Eigentor geschossen.

»Nichts. Ich sollte jetzt wirklich nach Hause, meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen«, wechselte ich das Thema.

Liz ließ mein Handgelenk los und rannte ins Badezimmer, etwas verwirrt blickte ich ihr hinterher. Es dauerte nicht lange bis sie wieder vor mir erschien; die Hände damit beschäftigt, einen Pferdeschwanz zu binden.

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