KAPITEL 32

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E L I Z A B E T H

Als ich meine Augen aufschlug, bekam ich gerade noch mit, wie das Flugzeug auf dem Boden aufsetzte und wir somit sicher in Missoula gelandet waren. Erleichtert atmete ich aus und rieb mir über die Augen; das Geschehen am Flughafen von Sydney jagte mir noch immer eine Gänsehaut über den Körper und ließ mich in tierischer Angst leben.

»Na, auch schon wach? Wie geht es dir?«, hörte ich Lukes leise Stimme unmittelbar neben meinem Ohr. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und hob ihn ein bisschen an, damit ich in seine müden Augen schauen konnte.

»Ich fühle mich schlapp, ansonsten ist alles in Ordnung... Schätze ich zumindest«, antwortete ich in einem ebenso leisen Ton.

Der große Junge zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, welches irgendwie traurig wirkte und seine Augen nicht erreichte. Auf der Stelle bildeten sich Sorgenfalten auf meiner Stirn, ich blickte ihn prüfend an, doch Luke wich meinem Blick aus.

»Ist irgendetwas?«, wollte ich vorsichtig erfahren.

Die Stille, die zwischen uns lag beantwortete mir meine Frage nicht wirklich, aber sie bedeutete wohl, dass er nicht darüber reden wollte. Ich nahm meinen Kopf von seiner Brust und setzte mich aufrecht in den Sitz; verschränkte die Arme vor meinem Körper und dachte über ein passendes Gesprächsthema nach, da das unangenehme Schweigen mit jeder Sekunde unerträglicher wurde.

»Darf ich dir eine Frage stellen?«, fing ich an und versuchte erneut einen Blickkontakt herzustellen, mit dem Unterschied, dass er diesen nun erwiderte und mir unmerklich zu nickte, damit ich zu sprechen begann.

»Warum hast du dich mit deinen Kumpels ausgerechnet in der Halle niedergelassen, in der Benny erschossen wurde?«, platzte ich geradewegs heraus.

Lukes Miene verfinsterte sich augenblicklich; ich schluckte kräftig und zuckte ein wenig zusammen, als er sich von mir abwandte, um aus dem Flugzeugfenster zu sehen. Mein Blick folgte seinem, ich erkannte viele tobende Lichter an denen wir uns langsam vorbeibewegten, bis das Flugzeug schließlich stehen blieb und eine Durchsage des Kapitäns kam.

»Das hättest du besser nicht fragen sollen«, murmelte Seth von der Sitzreihe hinter uns, in meine Richtung, woraufhin ich mir bedrückt auf die Lippe biss und auf der Stelle mit dem Kauen begann.

Ich hatte keine Zeit darauf eine Antwort zu finden, da uns befohlen wurde die Gurte zu lösen, das Handgepäck mitzunehmen und anschließend das Flugzeug geordnet zu verlassen, damit wir weiter zu Gepäckausgabe gehen konnten. Glücklicherweise hatten wir (soweit ich wusste) nicht wirklich etwas dabei gehabt, und konnten diesen Schritt umgehen.

Luke lief dicht hinter mir, während die anderen bereits den dünnen Verbindungssteg hinunter gingen. Ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken und schauderte; auf meinem Körper machte sich die Gänsehaut breit.

Im nächsten Moment spürte ich seine Lippen an meinem Ohr, der heiße Atem formte einen kurzen Satz. "Ich wollte in der Halle sein, weil ich mich Benny dort nahe fühle." Am liebsten hätte ich mich zu ihm umgedreht und in seine Augen gesehen, um herauszufinden, ob er die Wahrheit gesagt oder gelogen hatte; ich wusste nicht ob ich ihm noch immer vertrauen konnte.

Dann passierten auch wir das schmale Verbindungsstück und gesellten uns zu den anderen.

Die ganzen Menschen warfen uns komische Blicke zu, ich war mir sicher, dass sie uns für zwielichtige Gestalten hielten, und verdrehte die Augen.

»Sind alle aus der ersten Einheit anwesend?«, fragte ein Typ, dessen Namen ich nicht kannte und Lukes Augen ruhten auf mir, während er nickte.

»Wie sieht es mit der zweiten Einheit aus?«, wollte er als nächstes erfahren, wieder bestätige Luke seine Frage mit einem geistesabwesenden Nicken.

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