11. Freunde in Gefahr

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Hi Leute,
schönes Wochenende :)
LG, FUlia

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„Sie haben uns beobachtet", war das erste, was mir dazu einfiel. „Gestern, bei unserem Gespräch!"

„Die wollen Max umbringen!", rief Till, als hätte ich das nicht begriffen. Er war immer noch total aufgeregt und schob den Zettel auf dem Tisch hin und her.

Natürlich hatte ich die Botschaft in diesem Brief verstanden. Und ich war innerlich genauso panisch wie mein Bruder.

„Nicht so laut", zischte ich und deutete mit meinem Finger in die Richtung, in der Karls Zimmer lag.

Till presste seine Lippen aufeinander.

Den Kaffee hatte ich längst abgestellt, nachdem er mir vor Schreck fast aus den Händen gefallen wäre.

„Scheiße, was machen wir denn jetzt?" Till war aufgesprungen und schritt nervös in der Küche auf und ab.

„Na, also zur Polizei können wir nichtmehr gehen."

Es beruhigte mich ungemein, dass Till von „wir" sprach. Darum verwendete ich das Wort auch in meiner Aussage. Wir waren jetzt ein Team, wir würden das gemeinsam durchstehen. Er steckte genauso in der Sache drin wie ich. Er hatte den Brief bekommen.

Aber vielleicht war genau das meine Schuld gewesen. Hätte ich ihm gestern nicht alles erzählt, wäre der Brief möglicherweise in meinem Briefkasten gelandet, statt in seinem. Vielleicht hätte es aber auch gar keinen Brief gegeben. Wenn es wirklich so war, wie ich sagte, und wir belauscht worden sind, hat Till nur deshalb den Brief bekommen.

Wäre ich doch einfach direkt zur Polizei gegangen...

Jetzt hatten wir auch noch unseren unschuldigen Freund mit reingezogen.

„Nein, nein, das wäre eine schlechte Idee", sagte Till, immer noch durch die Küche tigernd.

„Oder wir bringen Max irgendwie in Sicherheit und gehen dann zur Polizei", überlegte ich laut.

„Scheiße, nein! Wenn die schon wissen, wo Max wohnt, wissen die hundertprozentig auch die Adressen von unseren anderen Freuden! Irgendjemanden werden sie schon finden, den sie kaltmachen können. Unseretwegen."

Ja, da stimmte ich meinem Bruder zu. Genau das war auch schon meine Sorge gewesen.

„Wir kriegen irgendwie das Geld zusammen und geben das diesen Schweinen! Und hoffen, dass die uns dann in Ruhe lassen!" Was Besseres fiel mir beim besten Willen nicht mehr ein.

„Wir haben noch fünf Tage Zeit. Das kriegen wir hin." Meine Stimme klang eher mutlos als optimistisch, aber Till blieb endlich stehen und sagte entschlossen: „Ja, das schaffen wir schon!"

Wir bemerkten in unserer Aufregung nicht, wie Karl plötzlich in die Küche kam, sich verschlafen die Augen rieb und uns dann nacheinander betrachtete.

„Morgen", murmelte er und nahm sich einen großen Schluck aus meiner Kaffeetasse.

Schnell griff Till nach dem Zettel auf dem Tisch und faltete ihn zusammen.

Karl schien sich gar nicht dafür zu interessieren, er widmete seine Aufmerksamkeit lieber dem Kühlschrank.

„Till, was machst du so früh hier?", fragte er, während er sich ein paar Packungen Wurst herausholte.

Mein Bruder warf mir einen fragenden Blick zu und ich überlegte schnell, was ich darauf sagen könnte.

„Mein Handy ist kaputt und Till und ich wollten zusammen in die Stadt, ein neues besorgen", erklärte ich schulterzuckend. Es war das erste, was mir in den Sinn gekommen war und es stimmte teilweise ja auch.

Ich brauchte wirklich ein neues Handy.

„Ich hätte auch mitgehen können", sagte Karl und belegte sich ein Brot.

„Ach, ehe du richtig wach bist..." Ich machte eine abweisende Handbewegung und kam mir vor, als sei ich schon stundenlang wach. Dabei war ich doch auch erst vor einer halben Stunde aufgestanden.

„Naja, egal." Karl packte sich das Brot auf einen Teller und drehte sich zu uns um, um an den Küchentisch zu gelangen.

Dabei fiel sein Blick auf mich.

„Was hast du denn da am Hals?"

Erschrocken griff ich mir an meine Kehle. Mist, in der Eile hatte ich vergessen, den Schal umzulegen. Und den Schnitt sah man immer noch sehr gut.

„Ach... das... Ist nichts Tragisches. In meinem Schal hatte sich irgendwas verfangen und mir die Stelle aufgekratzt. Wahrscheinlich ein Holzsplitter von der Kommode oder das Teil, wo das Preisschild dran war..."

Ich log schon ganz automatisch.

Wenn ich mir so selber beim Sprechen zuhörte, kam ich mir wirklich dämlich vor. Ich würde mir das ja nicht mal selbst abkaufen!

Aber zu meinem Erstaunen sagte Karl: „Ja, das ist mir auch mal passiert. Aber mit einem T-Shirt. Hab vergessen, das Preisschild abzumachen und das blöde Ding hat sich in meinen Nacken gebohrt."

Ich nickte verstehend.

Wenn diese Lüge bei ihm so gut ankam, klappte sie vielleicht auch bei den anderen. Dann müsste ich bei diesen September-Temperaturen wenigstens nicht andauernd mit diesem dämlichen Schal herumrennen.

Trotzdem schlang ich ihn mir um den Hals, bevor Till und ich in die Stadt aufbrachen.

Vielleicht war nicht jeder so leichtgläubig wie Karl.

Wir machten uns in Tills Auto auf den Weg in die Stadt.

Ein bisschen zu laufen hätte mir bestimmt gut getan, aber hinter den Türen des Wagens fühlte ich mich hundertmal sicherer als wenn wir schutzlos durch die Straßen gegangen wären.

Mein Bruder und ich waren nun allein und hatten viel Zeit zum Reden.

Und obwohl ich normalerweise immer viel zu erzählen hatte, schwieg ich an diesem Morgen fast die gesamte Fahrt.

„Sollen wir jetzt sofort zur Bank?", fragte Till, als wir auf einem Parkplatz nahe der Innenstadt hielten. „Ich weiß nämlich nicht, wie das bei so hohen Summen abläuft. Vielleicht braucht die Bank ein paar Tage, um das Geld zu beschaffen."

Ich nickte stumm. „Da hast du wahrscheinlich recht."

Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie viel Geld ich überhaupt auf meinem Konto hatte, aber sicherlich keine Million.

„Okay, dann sollten wir so schnell wie möglich nachfragen."

Wir stiegen aus und nahmen den kürzesten Weg zur nahegelegenen Bankfiliale.

Das geht vorbei - Doch was ist, wenn nicht? (Eine Kraftklub-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt