28. Morgens im Bus

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Hallo zusammen,
Sorry dass ihr wieder so lang warten musstet. Heute gehts dann mal weiter und ich versuch wieder regelmäßig zu veröffentlichen!!
Viel Spaß und schönes Restwochenende noch,
FUlia

Gabs ein wattpad update? Ist irgendwie scheiße 😂

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Ich weiß nicht, wie es Till erging. Er kippte ein Bier nach dem anderen runter und redete ohne Punkt und Komma auf die anderen ein. Später verschwand er einfach und kam kurz darauf mit einer fremden Frau wieder, die er nur wenige Minuten später hemmungslos am küssen war.

Ich schätze also, es ging ihm gar nicht mal so übel. Er hatte die Prügelei bestimmt schon längst vergessen. Schließlich war er es auch nicht, der im Nightliner fast erwürgt worden war.

Die Nacht zog sich unendlich, wie Kaugummi. Normalerweise fragte ich mich auf Feiern immer, wo die Zeit geblieben war, aber heute wollte diese einfach nicht umgehen.

Es war abgemacht, dass wir in den frühen Morgenstunden weiter nach Prag fuhren, wo unser nächstes Konzert stattfinden sollte. Ich dachte, dass wir davor noch etwas schlafen würden, aber anscheinend wollten die Jungs bis zur Abfahrt durchfeiern. Da hätte ich ja doch nochmal ins Hotel fahren können.

Als die Sonne schon wieder fast aufging und die Bar schloss, riefen wir endlich ein Taxi, das uns zurück zum Tourbus fuhr.

Ich fühlte mich noch elender als nach dem Konzert, weil neben den Ängsten und Schmerzen nun noch die Müdigkeit gekommen war. Ich fühlte mich krank und einfach nur beschissen.

Während die anderen Jungs sich noch darüber unterhielten, wie geil die Nacht doch war und welche verrückte Aktion von welchem besoffenen Typen die lustigste und bescheuertste war, kroch ich wortlos in mein Bett und zog mir die Decke über den Kopf.

Der Busfahrer hatte mich beim reinkommen nicht mehr oder weniger beachtet als meine vier Begleiter. Genau genommen hatte er sich zum Schlafen hingelegt, um neue Energie zu tanken, ehe die Fahrt nach Prag gleich losgehen würde. Als sein Wecker schließlich schellte, vergewisserte er sich, ob wir alle anwesend waren, sprach irgendwas in sein Handy und fuhr dann auch schon los. Brock war nicht zu sehen. Ich wünschte inständig, dass er nur der örtlichen Security des Clubs angehörte und uns nicht die gesamte Tour begleiten würde, hatte aber keine großen Hoffnungen.

Obwohl ich müde und kaputt war, brauchte ich lange, um einzuschlafen.

Die anderen schnarchten bereits um mich herum, als ich noch mit offenen Augen dalag und die Decke über mir anstarrte.

Irgendwann auf der Autobahn wog mich dann das sanfte Rütteln des Busses in einen unruhigen und traumlosen Schlaf.

Als ich aufwachte, waren wir längst in Prag angekommen. Ich zog meinen Vorhang zur Seite und trotz der abgedunkelten Fenster des Nightliners sah ich, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand.

Ich brauchte ein paar Augenblicke, um mich zurechtzufinden und zu ordnen, was gestern Abend, beziehungsweise Nacht, passiert war.

Brock.

Schnell sah ich mich nach den anderen um, denn bei dem Gedanken, dass ich hier drin allein sein könnte, überfiel mich leichte Panik. Doch die anderen Jungs lagen noch in ihre Decken gekuschelt und schnarchten leise vor sich hin.

Ich spürte, dass ich auf die Toilette musste und auch ziemlich ausgehungert war, doch nicht mal nach unten traute ich mich alleine. Klar, der Fahrer war sicher am schlafen, denn er hatte eine lange Fahrt hinter sich, aber ich wollte kein Risiko eingehen und wusste auch nicht, welches der Betten seins war. Deshalb redete ich mir ein, dass ich einfach noch zu müde war, um aufzustehen, und legte mich wieder zurück in mein Kissen.

Ich kniff die Augen zusammen, doch ich schaffte es einfach nicht mehr, wieder einzuschlafen. Meine Gedanken hielten mich wach, mein Kopfkino zeigte wilde Bilder, die sich vor meinem inneren Auge abspielten, sobald ich die Augen schloss.

Also beobachtete ich meine Freunde beim schlafen, und hoffte, dass wenigstens einer von ihnen bald aufwachen würde, damit sich der Nightliner wieder mit Leben füllte.

Ich wartete bestimmt eine Stunde, ehe ich es einfach nicht mehr aushielt und einen lauten Hustenanfall vortäuschte.

Zuerst hörte ich Deckenrascheln aus allen Ecken, dann grimmiges Gemurmel und schließlich sah ich Tills Kopf neben seinem Vorhang auftauchen. Er sah verschlafen zu mir herüber und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. Dann fragte er mürrisch: „Mann, Felix, musst du so ein Lärm machen? Geh doch runter..."

„Sorry, ich wollte dich nicht wecken", erklärte ich und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf.

Jetzt schälte sich auch Steffen aus seiner Decke, riss den Vorhang zur Seite und stand kurz darauf in dem kleinen Gang zwischen den Schlafkabinen.

„Wie spät ist es?", wollte er schlaftrunken wissen, während er nach seiner Brille kramte.

„Zeit, um aufzustehen", antwortete ich.

Nun, wo zumindest ein Teil von meinen Kumpels wach war, konnte auch ich endlich aus dem Bett hüpfen und nach unten aufs Klo gehen. Falls ich überfallen werden sollte und um Hilfe schreien würde, wäre Steffen in meiner Nähe, der direkt hinter mir die Treppe hinunterlief.

Während ich mich endlich erleichtern konnte und dann noch meine Zähne putzte und meine Haare zurechtmachte, kochte uns Steffen schon mal den ersten Kaffee.

Kurz darauf kam auch Till runter, der sich stöhnend den Kopf hielt und bereits eine brennende Zigarette im Mundwinkel hatte.

„Mann, bin ich fertig." Er suchte in der Küchenschublade nach einer Aspirin und spülte diese mit einer Tasse Kaffee hinunter.

Als später auch Karl und Max zu uns in den Küchenbereich kamen, waren alle am stöhnen, was für einen Kater sie doch hatten. Nur mir ging es da anders. Ich würde nicht sagen, dass es mir gut ging, denn ich spürte immer noch jeden einzelnen von Tills Schlägen an meinem Körper und hatte in der Nacht sehr unruhig geschlafen, aber immerhin war ich anscheinend trotzdem fitter als die anderen.

„Sollen wir irgendwo was frühstücken gehen?", schlug ich vor. Ich wollte weg von hier und am liebsten den ganzen Tag bis zum Konzertbeginn irgendwo anders verbringen. Aber natürlich nicht alleine.

Ich brauchte ein wenig Zeit und Geduld, um die Jungs zu überreden, aber schließlich zogen wir los, um uns in der Nähe ein Cafe zu suchen, in dem wir was essen konnten.

„Bewegung und frische Luft tut euch gut", meinte ich, als wir nach unserem kleinen tschechischen Frühstück die Straße entlanggingen.

„Eigentlich will ich nur nochmal zurück ins Bett", meinte Karl.

Wir hatten eine Playstation auf der oberen Etage unseres Busses entdeckt und ich hatte schon am Vortag gesehen, wie sehr Karl und die anderen darauf brannten, diese endlich einweihen zu können. In unserer Wohnung hatten wir nämlich keinen Fernseher und so war die einzige Möglichkeit zum Zocken nur bei Kollegen.

Ich verdrehte die Augen. Ich hatte gehofft, dass wir noch was unternehmen würden, denn es graute mir davor, den ganzen Tag im Bus zu hocken.

Till, der neben mir lief, warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Also ich würde nachher noch gern ein bisschen was von der Stadt sehen", sagte er laut, sodass jeder es hörte.

„Okay, dann mach das", sagte Karl und zuckte die Schultern.

Auch Max und Steffen gingen nicht weiter darauf ein, nur ich sagte dankbar: „Super. Dann können wir ja zusammen gehen."

Er nickte mir zu. Dann liefen wir zurück zum Tourbus, wo Till und ich ein paar Sachen zusammenpackten, während die anderen drei nach oben verschwanden und kurz darauf ein bläuliches Flackern hinter den getönten Scheiben zu sehen war.

Das geht vorbei - Doch was ist, wenn nicht? (Eine Kraftklub-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt