15.

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Lange rote Haare.
Grüne Augen.

"Ivy?!", kreischte ich überrascht, entsetzt und einfach nur fassungslos.

"Harls?!", flüsterte sie hoffnungsvoll.

Ich nickte mit Tränen in den Augen und streckte meine Arme zu ihr aus.

Sie umfasste meine Hände und zog mich hoch, in eine innige Umarmung.

"Meine Gott, du siehst ja schlimm aus! Was ist passiert? Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Deine Eltern und ich dachten du seist tot!", rief sie unter Tränen und starrte mich voller Sorgen an.

"I-ich -", meine Stimme brach ab, denn ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte.

Was sollte ich meiner allerbesten Freundin sagen?

Das ich entführt wurde, gleich zweimal, geschlagen und mit Messern verletzt wurde und ich dann jenem Entführer das Leben rettete?

Das ich mich um ihn gesorgt hatte und dies immer noch tat?

Nein.
Nein, dass würde ich ihr nicht sagen.
Sie würde das nicht verstehen.

"Harleen?", sagte sie und schaute mich abwartend an, aber ich schüttelte nur den Kopf und fing an zu heulen.

Sofort war Ivy da, nahm mich in ihre Arme und tätschelte mir beruhigend den Rücken.

"Tut mir leid, Harls. Das war unsensibel. Du musst dich bestimmt ersteinmal erholen und verarztet werden. Dein Gesicht sieht echt schlimm aus, mein kleiner Tollpatsch.", meinte sie und zog mich zärtlich hinter sich her.

Vor ihrem Auto blieb ich stehen.

"Was ist? Es ist kalt, komm wir steigen ein.", erklärte sie mir und öffnete die Autotür.

"N-nein, Ivy. Ich kann nicht.", erwiderte ich unsicher und fing plötzlich an, am ganzen Körper zu zittern.

"Warum? Was ist los Harls?", wollte sie besorgt von mir wissen und kam wieder näher auf mich zu.

"Ich kann nicht, Ivy. I-ich warte a-auf jemanden.", stotterte ich unbeholfen und blickte ihr mit Tränen in den Augen in das makellose Gesicht.

"Was?! Auf wen musst du denn warten?! Harleen, du bist verletzt und total durchgefroren, du holst dir hier draußen den Tod!", rief sie aufgebracht und versuchte mich ins Auto zu schieben, aber ich wehrte mich.

"Nein! Nein, Ivy. Ich kann hier nicht weg, akzeptier das oder lass es, aber zwinge mich nicht mit dir mitzugeben! ", zischte ich nun gereizt und schlug ihre Hand weg.

Erschrocken wich die Rothaarige zurück und guckte mich ängstlich und enttäuscht an.

"Das ist nicht die Harleen, die ich kenne. Was ist passiert?", flüsterte sie.

"Harleen Quinzel ist tot, Pamela.", antwortete ich kalt.

"Jetzt gibt es nur noch Harley.....Harley Quinn.", fügte ich selbstbewusst hinzu und grinste sie siegessicher an.

"Nein, nein, nein.... Harleen, das bist nicht du, du-" "Nenn mich nicht Harleen! Ich heiße Harley!", zischte ich aufgebracht und richtete meinen Revolver auf meine beste Freundin.

Erschrocken wich diese erneut zurück und drückte sich an ihr Auto.

"Und jetzt hau ab und erzähle ja keinem von unserer Begegnung. Das ist unser kleines Geheimnis, ja Schätzchen?", befahl ich ihr zuckersüß und fuchtelte mit der Waffe in meiner Hand herum.

Eingeschüchtert nickte Ivy mit dem Kopf, aber ich sah ihr an, dass sie es erzählen würde.

Allen.

Sie würde ihnen alles erzählen.

"Ich meine es ernst, Pamela.
Wenn ich mitbekomme, dass auch nur eine Menschenseele davon weiß, werde ich dich und denjenigen kaltblütig umbringen lassen. Oder es selbst tun.", ich warf den Kopf in den Nacken und ließ ein psychopatisches Lachen ertönen, welches mir selbst gehörige Angst einjagte.

"Wie heißt er?", hörte ich die hübsche junge Frau vor mir sagen.

Nun war sie nicht mehr ängstlich oder erschrocken, sondern wieder selbstbewusst.
So wie ich Ivy kannte.
Eine starke und selbstbewusste Frau.

Meine Stirn legte sich in Falten.

"Er?!"

"Ja, er. Nur ein Mann kann dir so den Kopf verdrehen und dich zu so etwas machen, was du jetzt bist!"

"Ach echt? Was wenn ich auf Frauen stehe?", entgegnete ich triumphierend.

"Du? Das ich nicht lache, Harley. Du hast dich nie auch nur ansatzweise für Frauen interessiert.", meinen neuen Namen betonte Ivy besonders stark.

"Wenn du das glaubst, liegst du aber ganz weit daneben!", sagte ich lachend und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu, "Ich habe mich sogar mal für dich interessiert, Süße."

Die Augen der Rothaarigen Schönheit wurden riesig und sie schaute mich überrumpelt an.

Außerdem meinte ich, ein zartes Erröten zu erkennen.

"Aber die Zeiten sind rum, Red. Und nur so, es braucht keinen Mann um sich so zu verändern! Ich habe mich noch nicht einmal verändert! Es ist einfach nur ein Teil von mir, ein Teil welcher schon ewig in mir schlummerte und nun endlich aufgewacht ist. Ich fühle mich so frei, Ivy. So befreit und glücklich, wie schon ewig nicht mehr.", ich fing an laut loszulachen.

"Sag mir bitte seinen Namen?", bettelte Ivy.

Mein Lachen erstarb augenblicklich.

"Warum?", skeptisch verengten sich meine Augen zu Schlitzen und ich musterte sie wachsam.

"Damit ich weiß, wer meiner besten Freundin den Kopf verdreht hat. Im wahrsten Sinne des Wortes.", meinte Pamela traurig, wobei sie den letzten Satz etwas leiser sagte.

"Jack. Sein Name ist Jack.", antwortete ich und starrte meine Freundin, welche wie eine Schwester für mich war, nein ist, mit leerem Blick an.

Langsam nickte sie.

"Jack.", wiederholte sie seinen Namen.

"Du sollst nur wissen, Harls, wenn etwas ist, wenn du irgendwas brauchst oder dieser Jack dir dein Herz bricht, bin ich immer für dich da. Egal ob du nun die Harleen bist, die ich dachte zu kennen oder irgendjemand anderes. Ich werde immer für dich da sein, auch wenn du böse Sachen machst, oder auch wenn dein neuer Freund böse Sachen macht. Und ich werde niemandem sagen, dass ich dich getroffen habe, nicht weil ich es für richtig halte, sondern weil ich dich liebe. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben.", Tränen hatten sich in ihren grünen Augen gebildet und auch meine wurden feucht.

Was sie da eben gesagt hatte, war das schönste was je jemand zu mir gesagt hatte.

Mein Herz wurde bei ihren Worten ganz schwer.

Ich lief auf meine Freundin zu, steckte den Revolver ein, und nahm sie ganz fest in den Arm.

"Ich werde dich vermissen, Red.", flüsterte ich in ihr Ohr und wischte mit meiner freien Hand Tränen weg.

Und erst als ich meine blutverschmierte Hand sah, kam ich auf den Boden der Tatsachen zurück.

"Und jetzt geh, denn ich glaube Jack wäre nicht erfreut, wenn er wüsste dass du mich gesehen hast.", meinte ich und drückte sie vorsichtig von mir weg.

"Ja, du hast recht", sagte sie mit fester Stimme und öffnete erneut, vom Regen völlig durchnässt, die Autotür.

"Du weißt ja, wo du mich findest.", flüsterte Ivy, bevor sie die Tür zuknallte und den Motor startete.

Der Rostrote Wagen setzte sich in Bewegung und war schon bald außer Sichtweite.

"Ich dich auch. Ich liebe dich auch, Ivy.", murmelte ich kaum hörbar und schaute dem Auto der Rothaarigen Schönheit hinterher.

Mad LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt