22.

284 16 7
                                    

"HARLEY!", schrie der Grünhaarige und trotz der Schminke erkannte ich sein hochrotes Gesicht.

Erschrocken zuckte ich zusammen, biss mir auf die Lippe und entschloss mich dann dazu mich hinter der Bar zu verstecken, auch wenn er mich schon längst entdeckt hatte.

"Was?! Du kennst ihn ja wirklich....", kommentierte Max das Schauspiel mit großen Augen und guckte wie ein kleines Kind zwischen uns hin und her.

"KOMM SOFORT ZU MIR!", brüllte Jack außer sich und ich hörte ihn auf mich zu stapfen.

Warum ist der denn so wütend?!
Sollte nicht ich wütend sein?

Ich kniff meine Augen zu und hoffte er würde mich nicht finden.

Doch dann wurde ich auch schon am Kragen meines Bademantels hochgezogen und blickte in die grünen Augen, welche nur so vor Wut sprüten.

Oh oh....

"Oh, Hi Puddin.", meinte ich und versuchte ein lächeln auf zu setzten, was mir nur bedingt gelang.

"WAS MACHST DU HIER!?", brüllte er mich außer sich an und ich zuckte bei seiner lauten Stimme zusammen.

"I-ich h-h-hab dich g-gesucht.", stotterte ich unsicher und wich seinem Blick aus.

"I-ich liebe dich doch, Puddin.", fügte ich schüchtern hinzu und schlug die Augenlider runter, um ihm auch ja nicht in die Augen gucken zu müssen.

Aprupt ließ er mich los und ich krachte unvorbereitet auf den schmutzigen Boden des Clubs.

Eine Träne bahnte sich den Weg über meine Wange, während ich versuchte mich aufzurappeln, aber ich war zu schwach.

Mein ganzer Körper schmerzte und ich fühlte mich ausgelaugt. Benutzt. Ungeliebt.

"Was tust du?!", knurrte Jack gefährlich leise, sodass ich ihn kaum verstand.

"Ich liebe dich.", wiederholte ich mich, wobei meine Stimme versagte.

Deutlich sanfter als zuvor wurde ich hochgezogen und kräftige Arme legten sich um meine Taille, sie gaben mir Halt.

"Das weiß ich doch.", erwiderte er, nahm mein Gesicht in seine rechte Hand und zwang mich ihn anzuschauen.

"Aber mach das nie wieder.", ermahnte er mich und ich nickte eifrig, obwohl ich keine Ahnung hatte, was er meinte.

Das von gestern abend? Aber dafür hat er mich ja schon bestraft.

Allerdings war ich in diesem Moment so klug und sprach meine Gedanken nicht laut aus, stattdessen schaute ich ihm nur verliebt in die Augen.

"Tuen sie sehr weh?", fragte er mich, nachdem wir uns gefühlt Stunden lang in die Augen geguckt haben, doch ich wusste sofort was er meinte.

Ja.

"Es geht schon. Wird es lange dauern, bis sie heilen?"

"Das weiß ich nicht.", antwortete er mir wahrheitsgetreu, löste den Blick von mir und Wand sich dem Fetten zu.

"Starre uns nicht so an! Starre sie nicht so an", zischte er gereizt, packte mein Handgelenk und zog mich hinter sich her.

"Und jetzt?", fragte ich gelangweilt, während ich mit geschürzter Lippe auf dem Bett lag.

"Ich mach einen kleinen Ausflug und du.....du wirst hier bleiben und die Stellung halten.", meinte er kichernd und zog sich seinen lilanen Mantel über.

"Es ist doch schon voll spät! ", rief ich besorgt, richtete mich auf und hüpfte auf Jack zu.

"Du gehst zu Batman!", fügte ich empört und mit einer Stimme die nur so vor Abscheu triefte hinzu.

Genervt verdrehte er die Augen.
"Hatten wir das nicht schon!?", knurrte er ungeduldig gab mir einen Schubs und ich viel erneut zurück auf das weiche Bett.

"Und jetzt schlaf oder mach irgendwas anderes, denn es ist, wie du schon sagtest, spät!", zischte er, ging zur Tür und knallte sie hinter sich zu.

Und schon wieder lag ich verletzt, hilflos und verlassen auf dem Bett.

Würde das jemals enden?!

"Gerade wurde uns mitgeteilt, dass der Joker von der Polizei gefasst wurde. Hier sehen Sie die Life Übertragung.", sagte gerade die Nachrichtensprecherin und ich fuhr erschrocken hoch.

"WAS?!", rief ich überrascht, geschockt und besorgt zugleich.

"Nachdem der Joker, dessen Bürgerlicher Name weiterhin unbekannt ist, Batman angegriffen hatte, konnte der tot geglaubte Detective Gordon ihn festnehmen und auf das Polizeirevier bringen."

Mit offenem Mund starrte ich auf den Fernseher und konnte es nicht glauben.
Jack wurde tatsächlich festgenommen.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf.

Doch dann brach ich in lautes Gelächter aus.
Lachtränen flossen aus meinen Augen, aber ich machte mir nicht die Mühe sie wegzuwischen.

Jack würde sich nie erwischen lassen.
Er war schlauer als sie. Er war schlauer als alle Polizisten zusammen.
Und er hatte einen Plan.
Einen Plan, in welchen ich natürlich nicht eingeweiht worden war.

Aber das war mir egal, zumindest redete ich mir dies ein. Im inneren wusste ich jedoch, dass es mir alles andere als egal war und das ich das ganze nicht länger mitmachen wollte.

Und mit einem Mal verstummte mein Lachen und ich blickte nachdenklich den Fernseher an, wo gerade Babywindel-Werbung lief.

Ich wollte nicht mehr sein Boxsack sein, wenn er einen seiner Wutausbrüche hatte.

Ich wollte nicht, dass er lauter Geheimnisse vor mir hatte und mir rein gar nichts über seine Pläne oder sich erzählte.

Ja, nun wohnte ich schon eine ganze Weile bei ihm und er hatte sich in den letzten Jahren stark verändert. 

Er war zu einem komplett neuem Menschen geworden.
Zum Joker.

Den Jack, den ich damals kennengelernt hatte exestierte nicht mehr.
Schon damals war er wahnsinnig, wütend und unvorhersehbar gewesen, doch jetzt war er ein Monster.

Ein Monster, welches nichts und niemanden liebte, außer vielleicht die Fledermaus.

Und da viel es mir wie Schuppen von den Augen, und langsam wie in Trance stellte ich mich hin und fing an den Tresor, welcher sich unter dem Teppich, im Boden befand, auszuräumen.

Ich packte die vielen Geldscheine hastig in meine kleine Handtasche und warf sie mir dann über.

Sorgfältig verschloss ich den Tresor wieder, damit Jack oder besser gesagt der Joker, nicht sofort erkannte, dass ich das ganze Geld mitgenommen hatte.

Ich riss die Tür auf und stolperte den Flur entlang bis zur Haustür.

Ohne zu wissen wohin ich gehen würde, lief ich die, obwohl es mitten in der Nacht war, belebten Straßen Gothams entlang und hielt ausschau nach einem Taxi.

Als endlich ein solches gelbes Auto in Sicht war, winkte ich ihm zu und es fuhr an den Straßenrand heran.

Ein älterer Mann, mit einem netten, freundlichen Lächeln im Gesicht blickte zu mir herauf und gab mir mit einem Nicken zu verstehen, dass ich mich setzten sollte.

Seufzend stieg ich in das Auto.
"Wo geht's hin?", fragte er und schaute mich durch den Rückspiegel an.

"Einfach nur weg. Weit weg von hier.", antwortete ich und guckte ängstlich aus dem Fenster in die dunkle Nacht.

Und als der Fahrer dann den Motor startete, wusste ich das es kein zurück mehr gab.

Ich würde für den Rest meines Lebens von diesem Monster fliehen müssen, welches ich doch eigentlich so sehr liebte.

ENDE

Mad LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt