Kapitel 6: Freunde

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Bucky Barnes war gerade erst zurück gekommen und wollte eigentlich nur ins Bett fallen und erst einmal zwei Tage schlafen, als es an seiner Tür klingelte. Als er die Türklinke herunter drückte, erinnerte er sich daran, dass er eine neue Tür brauchen würde. Den inneren Türknopf hatte er so zusammengedrückt, dass er wohl nicht mehr zu retten war. Ausserdem schien es als ob eine Angel in Mitleidenschaft gezogen worden war. In Jogginghosen und einem Tank Top stand er also hinter der Tür, als er durch den Türspion die rotblonden Haare seiner Nachbarin erkannte. Sie war also auch wieder da. Ein Gefühl der Freude durchströmte ihn. Das war, bis er sich erinnerte, wie die Abreise verlaufen war. Sofort verschwand das Lächeln auf seinen Lippen und die Freude wandelte sich in Unbehagen. Etwas zögerlich öffnete die Tür und hatte sie noch nicht einmal ganz offen, da trat Freya auch schon hindurch und quetschte sich an ihm vorbei in sein Wohnzimmer. "Ich dachte um hier hinein zu kommen, müsse man lebensmüde sein", kommentierte der Dunkelhaarige ihr Erscheinen und nahm die Sporttasche vom Sofa, die er dort abgestellt hatte. Ausserdem öffnete er ein Fenster, denn in der Wohnung roch es nicht gerade gut, er war ja auch 5 Tage nicht mehr hier gewesen. "Ich habe dich gegoogelt", kam es dann von der Rothaarigen und nun fixierte Bucky sie mit seinem Blick. Eigentlich hätte man darüber einen hervorragenden Scherz machen können, doch ihm war nicht zum Scherzen zu mute. Diese Frau war ihm im letzten Monat sehr wichtig geworden und er wusste, dass der Grat zwischen "ich will dich nie mehr sehen" und "ich kann weiterhin mit dir in einem Haus leben" momentan gefährlich schmal war. "Ich habe Fragen und ich will eine Antwort", forderte Freya dann und setzte sich auf das Sofa. Bucky zog sich einen Stuhl heran, auf den er sich setzte. Er wusste nicht, ob sie gleich wegrennen würde, wenn er ihr zu nahe kam. Deshalb war es wohl klüger, sich nicht auch auf das Sofa zu setzen.

"Du warst Soldat in der US-Armee. Dann haben dich die Nazis gefangen und einer Gehirnwäsche unterzogen. Deshalb wurdest du zu dem da", begann die Rothaarige und mit dem Finger auf seinen linken Arm. "Du hast Menschen umgebracht. Die Zeitungen beschreiben dich als Killermaschiene", fuhr sie dann fort und meinte: "Ob man dich dafür verantwortlich machen kann oder nicht, ist nicht an mir zu entscheiden. Was ich allerdings ist nicht verstehe, wie so ein Monster plötzlich du sein kann. Wie es sein, dass so jemand mit mir Plätzchen backt?", fragte sie weiter. Bucky konnte vestehen, was das Problem der Rothaarigen war. Wenn man das Vorgehen nicht verstand, konnte man seine ständigen Persönlichkeitswechsel nicht nachvollziehen. "Ich hab mich erinnert", meinte er dann und fixierte den Besucher mit seinen blauen Augen. "Ich habe Steve getroffen und die Gehirnwäsche, wie du sie nennst, hat zu bröckeln begonnen. Aber sie war nie ganz weg. Und so konnte jeder sie wieder aktivieren, wann immer es ihm gerade gefiel", erklärte er und stützte seinen Kopf in die Hände. "Und jetzt?", kam es vom Sofa. "Anscheinend haben sie einen Weg gefunden den Einfluss der... Organisation ganz zu entfernen. Das behaupten sie auf jeden Fall", beantwortete er ihre Frage. "Und was glaubst du?", fragte Freya dann noch und Bucky sah in ihre grünen Augen. Darin war keine Angst mehr zu sehen. Bloss Verwirrung. "Ich weiss es nicht."

~~~

Er wusste es nicht. Das war es auf jeden Fall, was James Freya geantwortet hatte, als sie ihn nach seiner Meinung zu seiner angeblichen Heilung fragte. Nach dem Gespräch hatte die Rothaarige wortlos das Apartment verlassen und war in ihre Wohnung zurückgekehrt. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Ihre Recherchen und die Erklärungen von James stellten alles so dar, als ob er als Person nicht der Killer war, zu dem ihn die Nazis gemacht hatten. Er war bloss das Opfer der Geschichte, oder so sah es aus. Aber dennoch war es ja irgendwie er gewesen, der diese Menschen ermordet hatte. Freya wusste, dass sie ihm nicht mehr blind vertrauen konnte, so wie sie es bisher getan hatte. Aber ihn wegen etwas komplett auszuschliessen, für das er selbst wahrscheinlich wenig für konnte, schien auch nicht gerecht. Mit diesem Gedanken ging sie zu Bett. Und wachte am nächsten Morgen mit einem Entschluss auf.

Ich wohne neben an - eine Bucky Barnes FF [Originalfassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt