Kapitel 10

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  Als ich mein Zimmer verließ, stand Max davor. Den hatte ich ja schon ganz vergessen.

  „Hast du nichts Besseres zu tun?", fragte ich ihn zur Begrüßung. „Auch schön dich zu sehen", lachte er. „Ich soll dir die Küche zeigen, damit du etwas essen kannst", meinte er und wies mich an ihn zu folgen, was ich auch tat. Ich habe gar nicht gemerkt, wie hungrig ich eigentlich bin.

  Wir liefen ein Stockwerk nach unten und gelangten in einen sehr großen Wohnzimmer. An den Wänden standen mehrere Bücherregale und es hingen Bilder an ihnen, wahrscheinlich von bekannten Künstler. Dann gab es natürlich noch eine ziemlich große Couch und einen Fernseher und was noch alles so in einem Wohnzimmer herumsteht.

  Wir bogen nach rechts in einen Gang ab und gelangten dann in die Küche. Dort hatte schon jemand Pfannkuchen gemacht und ich nahm mir ein paar, schmierte Marmelade darauf und aß sie auf. Und verdammt waren die lecker.

  „Max, ich will zu Sirius. Wo ist er denn gerade?", fragte ich ihn, als ich mit dem Essen fertig war. Er kannte sich eindeutig besser aus als ich. „Mh, er müsste oben in seinem Arbeitszimmer sein. Ich glaube er telefoniert gerade mit jemanden", überlegte er. „Na dann, auf zu Sirius", wies ich an und er lief voraus. Wir gingen die Wendeltreppe wieder nach oben und den Flur entlang an mehreren Zimmern vorbei. Bis wir irgendwann vor einer Tür stehen blieben, wo man Stimmen hörte. Eigentlich nur die Stimme von Sirius.

  „Ich brauche es aber! Wie kann es sein, dass ihr es immer noch nicht gefunden habt? Wenn das jemand anderes zuerst findet, dann ha- Entschuldige, ich rufe später nochmal an", hörte ich ihn sagen und dann legte er auf.

  Also sah ich es als Einladung und lief in den Raum. Der Raum war groß und offen. Hinter Sirius und somit hinter seinen Schreibtisch befand sich eine Glasfassade und er konnte ein Teil seines Rudelsgrunstückes überblicken.

  „Wow, ich wusste gar nicht, dass dein Rudel so groß ist", staunte ich und lief hinter Sirius und betrachtete die vielen Häuser, die neben einander standen und gefühlt bis in den Horizont reichten. „Mh, naja, wie auch. Ich werde hier ja festgehalten", meinte ich und schielte zu Sirius, der keine Mimik zeigte.

  Ich setzte mich auf einen Stuhl und schlug meine Beine übereinander. „Ich möchte erfragen, ob der große Herr und Meister mich vielleicht bitte für einen kurzen Ausflug zu meinem Rudel heraus lässt? Ich beiße auch niemanden", witzelte ich herum.

  Nach dem Satz drehte sich Max um und verlies den Raum. Er scheint mir eindeutig jemand zu sein, der nichts mit Diskussionen zu tun haben möchte. Oder hatte er andere Gründe, den Raum zu verlassen?

  „Nein", sagte Sirius schlicht und wendete sich sein Papierkram hin. „Oh, super! Danke, ich wusste doch, dass ich auf dich zählen kann", lächelte ich, stand auf und wollte zur Tür laufen, doch der Weg dorthin wurde von Sirius versperrt, der nicht mal eine Sekunde brauchte um sich dorthin zu stellen.

  „Nein", betonte er und baute sich vor mir auf. „Das ist nicht mehr dein Rudel." „Ah, aber das hier schon, oder wie? Ich werde hier wie eine Gefangene behandelt – von dir", zischte ich ihn an. Mittlerweile wusste ich nicht, wo ich den Mut her bekam, so mit ihm zu reden. Ich wusste ja, wie aggressiv er werden konnte. Wieso also redete ich so mit ihm?

  „Meine Gefangenen werden ganz anders von mir behandelt. Oder willst du mit ihnen tauschen?", antwortete er genervt und zog seine Augenbraue nach oben. Seine dumme Art geht mir langsam auf die Nerven.

  Ich fühlte mich, als würde vor mir ein Raubtier stehen und ich war seine Beute, die er nicht mal haben möchte, da sie nichts wert war.

  Ich wusste, dass ich den Satz bereuen würde, doch ich hatte keine andere Chance.

Atem des HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt