Kapitel 12

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  „Ich hab dir doch mal von der Zeitkapsel erzählt, die ich mit meinen Eltern eingebuddelt habe.", erklärte ich. „Das hört sich an, als wären deine Eltern mit der Kapsel begraben", überlegte Ivonne. „Du weißt, was ich meine", verdrehte ich meine Augen.

  „Okay, nochmal zurück zu diesen Sirius. Was hat er denn gegen dich?", wollte sie wissen. „Er meint er mag mich nicht, weil ich ein Kind von Sol bin. Er ist ein Kind von Luna. Ich würde seine heilige Blutline beschmutzen. Sein Wolf ist schwarz, musst du wissen", seufzte ich.

  „Sein Wolf ist schwarz? Wow, das wusste ich nicht. Ich wusste, dass er stark ist, aber nicht, dass sein Wolf schwarz ist", starrte sie mich an. „Aber weißt du was, Wy? Mach es ganz nach dem Motto: Toss your hair in a bun, drink some coffee, put on some gangsta rap and handle it. Du bekommst ihn schon rum, da bin ich mir sicher", lächelte Iv mir zu.

  „Sirius ist komisch. Keine Ahnung was ich machen soll", zuckte ich mit den Schultern und fand im Wald endlich den Baum, in den meine Eltern und ich ein Herz hineingeschnitzt haben. Jetzt musste ich nur noch rechts von dem Herz ein Loch buddeln. Irgendwo wird die Kiste dann wohl sein.

  „Hör mal, Wynola. Du warst einmal ein kleines Mädchen mit großen Träumen und hast dir versprochen, dass du diese Träume irgendwann einmal Leben wirst. Du wolltest eine Familie und Kinder, um die du dich kümmern kannst, wie du dich um uns gekümmert hast. Enttäusche dieses kleine Mädchen nicht", munterte sie mich auf und ich lächelte ihr zu. „Danke, Ivonne."

  „Also gut, da das nun geklärt ist. Wieso gräbst du jetzt diese Box aus? Ich dachte du wolltest sie da unten vergammeln lassen?", wollte sie wissen. „Ich hab mich daran erinnert, dass ich ein Buch darein habe, das ich lesen wollte", meinte ich und stieß endlich auf etwas metaliges.

  Sofort kniete ich mich hin und grub sie aus. Anschließend machte ich sie sauber. „Öffne sie, öffne sie", bettelte mich Iv an. „Ich mach ja schon."

  Da wir sie damals nicht mit irgendeinem Schloss verschlossen hatten, konnte ich den Deckel einfach nach oben heben und die Kiste somit öffnen.

  „Oh wie süß! Wer ist das denn?", quietschte Ivonne und holte einen kleinen Teddybären heraus. „Das ist Mr. Bubbles", erklärte ich und lächelte. Den hatte ich von unserem Alpha zum 3ten Geburtstag geschenkt bekommen.

  „Was ist denn noch alles in der Kiste?" „Also, wir haben hier ein Kinderspiel, mit dem ich voll gerne gespielt habe. Das Buch, von dem ich dir erzählt habe. Ein bisschen Kleingeld, das ich gesammelt habe, einen Brief, den ich an mich geschrieben habe und ein paar Bilder. Das wars", zählte ich auf, während ich die Kiste durchschaute. „Wow, ich wünschte ich hätte mir auch eine Zeitkapsel gemacht", seufzte Ivonne.

  „Da seid ihr ja", hörte ich Tom von weiten rufen. „Wy, dieser Sirius will wieder gehen. Und man ist der unfreundlich. Hat der überhaupt Emotionen? Dem würden ein paar Streiche gut tun. Ich kann dir helfen, wenn du magst", meinte er, als er bei uns angekommen war.

  Ich lachte und packte alles in die Kiste zurück und stand auf. „Lass das mal lieber, sonst machst du ihn nur noch wütender", grinste ich und schloss schnell das Loch zu. Tom sah und fragend an, entschied aber anscheinend nicht weiter nach dem Grund des Loches zu fragen.

  Ich räumte mit Ivonne und Tom die Schaufel wieder zurück und lief anschließend zu dem Platz, an dem Sirius auf mich wartete.

  „Wir gehen", informierte er mich kurz und schüttelte die Hand von Paul und nickte Lena zu. „War schön dich mal wieder gesehen zu haben, Wynola. Du bist hier immer willkommen", umarmte mich Lena und ich bedankte mich.

  „Du darfst nicht gehen, Wynola!", zog Lilly an meiner Hose und schaute mich traurig an. „Ja, bleib doch bei uns", bat nun auch die 7-jährige Lisa. Ich schaute sie traurig an und wusste nicht, was ich sagen sollte.

  „Leute, man hat euch doch gesagt, wie es ist, wen man seinen Mate findet. Man will bei ihm oder ihr bleiben und sich gegenseitig unterstützen. Man vertraut sich seine Geheimnisse an und man beschützt sich gegenseitig. Und außerdem verletzt man sich nicht gegenseitig. Und Sirius wäre sehr traurig, wenn Wynola gehen würde und Wynola wäre traurig, wenn sie Sirius nicht mehr sehen könnte. Das wollt ihr doch nicht oder?", belehrte Ivonne eher Sirius als die kleinen Kinder, da sie ihm gefühlt Löcher ins Gesicht bohrte.

  „Oh, stimmt ja. Warte Wy, dann nimm das hier", meinte Lilly und holte ein Eis aus einer kleinen Tasche, die sie mit sich trug. „Ich habe es gerade für dich geholt", strahlte sie mich an.

  „Du willst mir dein Eis geben? Das ist ja nett von dir, danke! Das werde ich mir schmecken lassen", nahm ich es entgegen und umarmte sie.

  „Für dich habe ich auch ein Eis, Sirius", strahlte sie weiter und streckte ein Eis in die Richtung Sirius, der die kleine anstarrte und das Eis musterte. Dann schaute Sirius mich an und ich deutete mit meinem Kopf, dass er es nehmen sollte.

  „Ich esse kein Eis", sagte Sirius, ohne Lilly anzuschauen. „Wir gehen", meinte er noch und drehte sich um. Lilly wirkte auf einmal sehr traurig.

  „Das macht doch nichts, Lilly. Dann ist das unser Verbündungseis. Du wirst dein Eis jetzt essen und ich auch. Dann wäre es so, als würden wir zusammen das Eis essen", versuchte ich sie aufzumuntern und sie lächelte mich an. „Au ja, das mache ich", freute sie sich und löste wie ich das Papier vom Eis und leckte daran.

  „Tschüss an euch alle. Wir sehen und bestimmt bald wieder", winkte ich ihnen zu und umarmte sie alle noch einmal. Dann beeilte ich mich Sirius hinterherzukommen, der schon ins Auto gestiegen ist.

  Als wir im Auto saßen leckte ich am Eis und legte die Kiste auf meinen Schoss. Sirius schaute die Kiste kurz an und wendete sich dann von mir ab.

  „Was ist dein Problem? Du hättest das Eis von Lilly doch einfach annehmen können!", beschwerte ich mich bei ihm. „Ich habe aber kein Hunger auf Eis. Und du hast mir nicht vorzuschreiben, was ich machen soll", sagte er kühl und konzentrierte sich auf die Straße.

  „Du hast echt kein Herz für Kinder, was?", kritisierte ich ihn. Diesmal antwortete er nicht, sondern verkrampfte sich wieder leicht und die Hände umgriffen das Lenkrad fester. Und schon wieder diese Reaktion. Hatte er etwas gegen Kinder?

-

  Wir redeten nicht mehr viel miteinander, da ich es aufgegeben habe. Daher versank ich in meine Gedanken. Warum hatte das Buch in meiner Kiste das gleiche Symbol auf dem Cover wie das Gemälde auf dem Zettel, den ich in Sirius Zimmer gefunden hatte? Was steht in dem Buch?

  Ich konnte es gar nicht erwarten endlich dieses Buch zu lesen.

  Nach ein paar Stunden kamen wir auch endlich an und liefen zusammen zu Sirius Haus zurück. Dort sagte er mir, er müsse noch etwas erledigen und dass ein paar Leute um das Haus stehen, damit ich nicht abhauen kann. Ich verdrehte als Antwort nur meine Augen und ging ins Haus, zog die Schuhe aus und lief in mein Zimmer. Im Zimmer legte ich mich aufs Bett und öffnete die Kiste.

  Bevor ich aber das Buch herausnahm, zog ich den Brief heraus, den ich an mich geschrieben hatte.

Hallo Wynola,

Mama sagte, es wäre doch ganz lustig, wenn ich dir einen Brief schreibe und daher habe ich das gemacht.

Ich bin 5 Jahre alt und Mama hat mir das Schreiben gelernt. Ich mag es neue Dinge zu lernen. Papa hat mir beigebracht, wie ich im Wald spuren lesen kann. Meine Eltern sind nämlich sehr alt und wissen so etwas.

Mama sagte, ich solle mir etwas für die Zukunft wünschen.

Ich wünsche mir, dass ich mal einen super tollen Mate habe und wir dann zusammen auf Spurensuche gehen können oder fangen spielen. Ich mag es fangen zu spielen. Mich erwischt nämlich nie jemand. Hoffentlich mag mein Mate das auch.

Jetzt weiß ich nicht mehr was ich schreiben soll.

Ich hoffe dir geht es gut und so

Deine Wynola




Atem des HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt