Kapitel 11

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  Nachdem ich mir das Blut vom Hals gewischt hatte, setzte ich mich an mein Fenster, von dem aus ich ein Teil des Rudels überblicken konnte. Ich hatte dem Fenster bis jetzt noch nicht viel Beachtung geschenkt.

  Die Zeit floss dahin und ich starrte einfach nur nach draußen, ohne zu wissen, was ich jetzt eigentlich machen sollte. Ich wollte mich in mein Bett legen, als etwas meine Aufmerksamkeit weckte. Es war eine Person in einem schwarzen Umhang gehüllt, die gerade von 'unserem' Haus aus ins Dorf lief. Dabei versuchte sie von niemanden gesehen zu werden. Zumindest schien es mir so, da sie sich entlang der Schatten bewegte und immer wieder nach hinten schaute.

  Was die Person wohl gerade macht? Vielleicht ist es ja Sirius, da die Person ja aus der Richtung unseres Hauses kam. Nur wusste ich nicht, ob sie direkt aus unserem Haus lief, oder sich irgendwo um das Haus herum versteckt hatte. Vielleicht denke ich auch nur zu viel nach und es war einer, der einen Auftrag von Sirius hatte. Vielleicht die Person, mit der Sirius geredet hatte? Aber wieso schleicht sie so herum?

  Ich hatte beschlossen es einfach zu ignorieren und schmiss mich stattdessen ins Bett. Es war schließlich nicht meine Sache.

-

  Ich wachte schon früh auf, da ich es nicht erwarten konnte endlich wieder mein Rudel zu treffen. Ich hatte auch keine Lust Sirius wieder zu sehen, vor allem nicht nach meinem Zusammenbruch gestern, doch er war meine einzige Chance dieses Haus zu verlassen.

  Und diese Chance musste ich unter allen Umständen nutzen.

  Nachdem ich mich angezogen hatte, lief ich in die Küche um zu frühstücken. Wieder lagen frische Pfannkuchen bereit und ohne zu zögern nahm ich mir ein paar auf einen Teller. Ob Sirius eine Haushälterin oder so hatte?

  Anschließend lief ich wie ein aufgeregtes Kind zur Haustüre und wollte mir Schuhe anziehen, doch ich hatte gar keine. Die Schuhe fürs Feiern hatte ich von Mareike ausgeliehen. Und von daheim hatte ich keine mitgenommen.

  Bevor ich Sirius rufen konnte, erschien er unerwarteter weiße aber schon vor mir.

  „Ich habe keine Schuhe, Sirius", informierte ich ihn und er betrachtete meine Füße. Dann öffnete er einen Schrank und zog ein paar Frauenschuhe heraus und reichte sie mir.

  „Aha. Hat einer deiner Freundinnen die Schuhe hier vergessen? Und dann gibst du sie mir?", platze es aus mir heraus. Der hat sie doch nicht mehr alle.

  Wieder färbte sich seine Augenfarbe noch dunkler als sie sowieso schon war. Hatte ich etwas Falsches gesagt?

  „Die gehörten meiner Mutter", antwortete er kühl.

  Jap, ich hatte definitiv etwas Falsches gesagt. Der Tag fängt echt super an.

  „Sollte ich dann nicht deine Mutter fragen, ob das okay ist?", fragte ich vorsichtig und nahm die Schuhe an.

  „Meine Mutter ist tot."

Super. Der Tag wird ja immer besser.

  „Meine auch. Glaube ich", meinte ich, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Nur ignorierte er mich und lief aus dem Haus. Schnell zog ich meine Schuhe an und folgte ihm.

  Wir brauchten nicht lange zu seinem Auto und auf dem Weg zu diesem hat uns auch keiner aus den Rudel gesehen. Zumindest habe ich keinen gesehen.

  Er wies mich an einzusteigen und ich tat, was er verlangte. Ich wollte ihn nicht noch mehr auf die Nerven gehen. Als er eingestiegen ist, fuhren wir los.

  „Warum laufen wir nicht?", wollte ich dann aber doch von ihm wissen. Er blickte weiter auf die Straße und antwortete nicht. Um mir die Zeit zu vertreiben, beobachtete ich ihn etwas. Heute war er ganz in Schwarz gekleidet, was ihn echt gut stand. Zu gut. Er wirkte angespannt, was mich etwas verwirrte. Warum sollte er angespannt sein?

Atem des HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt