Kapitel 15

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Ich sass im Cafe und wartete auf Stephano. Irgendwie war mir jetzt doch wieder mulmig zu Mute. Ich wusste, dass es nicht richtig war mich mit Stephano zu treffen. Das mit mir und Alec ... ich hatte ihm zwar verziehen aber. Jetzt bekam ich doch ein schlechtes Gewissen wegen ihm. Er hatte es mir ja nicht absichtlich verschwiegen, oder? Was mache ich mir vor natürlich hatte er es mir nicht absichtlich verschwiegen. Was mache ich eigentlich hier? Was wollte ich noch von Stephano? Das Gestern war doch nur um Alec zu zeigen das es mir nichts ausmachen würde wenn das zwischen ihm und mir zu Ende wäre. Ich muss mir aber eingestehen, dass es mir nicht egal wäre. So wie ich mich kenne würde ich wieder ein halbes Jahr lang weinen. Was ich mich aber im Moment am meisten zu denken gab war: Hatte Stephano mich wirklich nur wegen meinen Sachen angerufen oder steckte da mehr dahinter? Diese Frage liess mich letzte Nacht nicht ein Auge zu tun. Ich war bereits bei meinem fünften Kaffe angelangt als Stephano endlich das Cafe betrat. "Fay? Du siehst ja wirklich unglaublich aus!", begrüsste er mich. Was war los mit ihm? Irgendwas fehlte mir fiel nur nicht auf was es war. "Stephano, danke ich ... nun würdest du mir jetzt bitte sagen weshalb du dich mit mir treffen wolltest?", fragte ich ihn als wir uns an einen der kleinen Tische setzten. Er sah mich mit einem seltsamen Blick, den ich nicht zu deuten wusste an. Nach einer Weile begann er: "Fay, ich muss dir eine lange Geschichte erzählen ... vielleicht glaubst du sie und vielleicht auch nicht. Ich möchte sie dir erzählen damit du nach all den Jahren endlich die Wahrheit erfährst und siehst wer ich wirklich bin. Fay ich hoffe du hörst mich an?" Was soll das? Mir wurde in letzter Zeit viel zu viel gestanden oder gar gebeichtet. Sollte ich ihn wirklich an hören? Ich wusste nicht weshalb aber mich überkam auf einmal eine unstillbare Neugierde. Ich nickte und lächelte. Vielleicht werde ich es endlich verstehen ... Als Stephano mit seiner Geschichte begann war ich  immer noch nicht sicher ob ich ihm wirklich zuhören wollte oder nicht. Aber im Verlauf verflog der Zweifel.

Stephanos Geschichte:

"Geschichten sind nicht immer dazu da Freude zu bereiten, meine Geschichte gehört zu denen welche weniger viel Freude bereiten werden. Ins besondere dir. Ich will dich nur vor warnen. Es kann sein dass du mich für immer hassen wirst. Ich könnte es dir auf jeden Fall nicht verübeln...", sein Gesicht verzog sich beim letzten Satz zu einem gequälten Lächeln. Mir war jetzt aufgefallen was ihm fehlte... es war sein Akzent der nicht mehr vorhanden zu sein schien. Weil ich nicht wusste ob er auf eine Antwort wartet oder nicht nickte ich nur. Stephano begann nun mit der Geschichte: "Als erstes ich heisse mit richtigem Namen Sam Miller, bin 32 und mein erlernter Beruf ist Autohändler", er machte eine Pause damit ich das ganze erst mal verdauen konnte. "Du willst mir jetzt also erklären das alles, was ich über dich wusste gar nicht stimmt?", fragte ich. Stehphano der jetzt Sam hiess nickte und fuhr fort: "Es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher sagen konnte. Ich war einer der erfolgreichsten in meiner Branche und hatte einige millionen auf dem Konto, doch eines Tages geriet ich an den falschen Mann und musste unter Tauchen. Ich liess alles hinter mir. Meine Familie glaubt ich sei tot ... mein ganzes Geld ist weg und meine Heimat kenne ich nur noch vom Hörensagen. Mein früheres Ich existiert so zusagen nicht mehr." Ich war baff. Das was Sam mir da gerade erzählt hatte war unfassbar. "Stepha ... öh ich meine Sam. Wieso erzählst du mir das?", fragte ich flüsternd. Er sah mich mit grossen Augen an und begann erneut: "Weil ich wollte dass du als meine erste richtige Liebe die Wahrheit erfährst." Okay, das hatte ich jetzt nicht erwartet. Alles nur nicht das. Doch auf einmal fiel mir eine wichtige Frage ein: "Wenn du mich so liebst ... wieso hast du dann mit Marilena geschlafen?" Sam sah mich verwundert an. Langsam nahm er meine Hand in die seine und grinste mich an: "Ich habe nicht mir Marielena geschlafen ..." "Warum zum Henker hast du es mir dann gesagt?", forschte ich gereizt nach. "Weil ich dich nicht als Stephano, sondern als Sam heiraten wollte. Und ich habe Marielena als Affäre gewählt weil sie ... wie kann ich dir das jetzt schonend sagen? Also sagen wir mal sie hat dich hintergangen. Und ich konnte nicht mehr mit ansehen wie sie dich weiterhin ausnutzt. Ich sah wie sie dich in deinem wunderschönen weissen Kleid an sah und ihr die Eifersucht ins Gesicht stieg. Von dem Moment an wusste ich was ich zu tun hatte ... Sie war aber nicht der einzige Grund weshalb ich dich nicht heiraten konnte, sie war eigentlich nur meine Ausrede“, er drückte meine Hand sanft und liess sie wieder los. Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Stephano war nicht mehr Stephano er war jetzt offensichtlich jemand ganz anderer. Er hob die Hand um noch einen Kaffe zu bestellen. Die blonde Kellnerin kam zu uns her gewatschelt und machte Sam grosse Augen. Ich blickte zu ihr hoch und erkannte in ihr die Plastik-Puppe von der Bar welche Niall angebaggert hatte. In dieser Nacht hatte ich Alec zum ersten Mal geküsst ... und jetzt sitze ich hier mit meinem Ex- Verlobten und trinke mit ihm Kaffe. Was war bloss aus mir geworden? "Also die weiteren Gründe", fuhr Sam fort, "ich musste dich in Sicherheit wissen, weil mir die Spitzel von eben diesem falschem Mann auf den Versen waren. Niemals hätte ich es mir verziehen wenn dir etwas zugestossen wäre. Die Gangster waren nah dran meine Tarnung aufzudecken als sie einen Fehler machten. Die Polizei konnte sie nach zwei Wochen unserer Trennung festnehmen. Damals konnte ich aber noch nicht in mein altes Leben zurück. Da die Gefahr, dass es noch weitere Spitzel gab zu gross war. Ich wollte dich schon nach der Festnahme aufklären du wolltest aber nichts mehr von mir wissen ... was dir auch nicht zu verübeln war." Ich lachte Hysterisch. "Ja klar, du bist jetzt sicher von irgendeinem Typen bespitzelt worden. Ja okay ich glaub's dir. Ich geh dann mal bis dann okay, tschüss", krächzte ich. Während ich das sagte erhob ich mich und machte mich so gleich auf den Weg zum Ausgang. Als Sam plötzlich neben mir stand und eine Hand auf meine linke Schulter legte hielt ich an. Seine Berührung wirkte sich beruhigend auf mich aus und ich setzte mich wieder. "Ich war noch nicht fertig mit erzählen ...", flüsterte er. Ich hatte in dem Moment als er neben mir stand ein wenig Angst bekommen. Doch nun da ich wieder an dem kleinen Tisch sass hatte sie sich wieder verflogen. "Ich will mich entschuldigen. Für den Tot deines Vaters und das Veilchen das ich deinem Freund verpasst habe ... Ich war am Grab deines Vaters und hab dort einen Brief hingelegt. Es tut mir so leid, dass ich dir solche Schmerzen verursacht habe. Aber ich glaube jetzt nicht,  dass du das hören willst. Ich wollte es dir einfach gesagt haben. Du und dein Freund Alec heisst er oder? Ihr passt gut zusammen. Und Fay ich hoffe du wirst Glücklich mit ihm", er verstummte legte Geld für die Rechnung hin, stand auf, blickte mich an und ging zum Ausgang.

"Sam?", rief ich ihm Hinterher, "Danke!" Ich wusste nicht ob er es gehört hatte, stand ebenfalls auf und rannte ihm hinter her. Ich holte ihn in der Nähe der Post ein und klopfte ihm auf die Schulter. "Sam, es ist irgendwie seltsam dich so zu nennen aber das tut jetzt eigentlich nichts zur Sache. Ich ... puh", ich musste kurz Luft holen fuhr aber schnell fort, "ich wollte dir noch danken. Danken dafür dass du trotz allem mir doch noch die etwas verrückte Wahrheit erzählt hast ..." Ich stellte mich auf die Zehenspitzten und gab dem verdutzten Typen einen Kuss auf die Wange. Ich merkte erst, dass es nicht Sam war als eben dieser mir auf die Schulter klopfte. "Diese Seite an dir kenne ich ja gar nicht ...", sagte er schmunzelnd. Ich drehte mich zu dem verwirrten Typen um, um mich zu entschuldige. Dieser Lachte und machte eine wegwischende Handbewegung. Ich wandte mich nun an Sam (diesmal war es der richtige Typ) und begann von vorne: "Hey also ich wollte dir danke sagen, für deine Ehrlichkeit und dafür dass du mir die etwas verrückte Wahrheit erzählt hast." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sam lächelte. Ich tat es ihm gleich. Sam grinste mich an und meinte: "Wenn ich darf würde ich gerne noch was mit dir essen gehen... nichts Ernstes nur damit du mir erzählen kannst wie du mit Alec zusammen gekommen bist. Was sagst du dazu?" Ich nickte : "Klar ich muss nur kurz anrufen und  Alec sagen dass es später wird ... "

Glück ist schwer verdientWo Geschichten leben. Entdecke jetzt