Es waren mittlerweile schon einige Tage vergangen und Ben kam, so oft es sein Dienstplan möglich machte, immer wieder bei mir vorbei und verbrachte auch seinen Feierabend und seine Pausen bei mir. Von den Kollegen wusste niemand außer Niklas etwas. Da er gestern wieder gekommen war, hatte er natürlich von meiner Einlieferung erfahren und hätte Ben und mich fast im Bett erwischt, als er mich besuchen wollte. Als ich Ben zuflüsterte, dass das Niklas, sein Ausbilder und mein bester Freund war, verließ er fast fluchtartig das Bett und murmelte nur ein »Ich bin nicht bei allen Patienten so.« Nach diesem Satz begann ich lauthals zu lachen und auch Niklas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »So lange Sie Leyla glücklich machen und nach genau dem sieht es für mich hier gerade aus, habe ich damit kein Problem. Ich will euch beide eigentlich auch gar nicht stören, aber Professor Patzelt meinte, ich solle Sie mal zu ihr schicken.« Ich hatte Niklas anschließend natürlich sofort alles erzählt und er meinte, dass er Ben die nächste Zeit auf Station einteilen würde, damit er möglichst oft bei mir sein konnte. Dankbar lächelte ich Niklas an, bis sein Handy klingelte und er sich mit den Worten: »Notfall, ich muss«, entschuldigend aufmachte.
Etwa eine halbe Stunde später kam Ben wieder zu mir und sah mich besorgt an. »Wie gehts dir, Süße?« Bens Blick sprach Bände. »Was ist los? Komm schon, spuck's aus.« Ich versuchte stark zu klingen, während ich innerlich vor Angst zerbrach. Schweigend zog Ben seine Schuhe aus und kam erneut zu mir ins Bett. Während er seinen Arm um mich legte, löste sich eine kleine Träne in seinen Augen, was meine Angst noch steigerte. »Es sieht nicht gut aus, oder?«, auch ich begann mittlerweile zu weinen. Ben zog mich noch etwas näher zu sich. »Egal was passiert Leyla, ich bin und bleibe bei dir. Ich habe gerade die neusten Bilder gesehen.« »Wie viel?«, krächzte ich. »Über zwei Zentimeter plus.« Ich musste schlucken. Ich wusste was das auf kurz oder lang für mich bedeutete. »Wie lange gebt ihr mir noch?«, schluchzte ich ängstlich. Ben begann zu schlucken. »Zwei Wochen, mit etwas Glück vielleicht auch drei oder vier.« Geschockt starrte ich an die Decke. Ich dachte mir bereits, dass ich nicht mehr lange habe, doch das schockierte mich. Weinend brach ich in Bens Armen zusammen und auch er begann schrecklich zu weinen.
Es dauerte lange, bis ich mich wieder gefangen hatte. Auch Ben hatte sehr lange geweint. Es brach mir das Herz, ihn so gebrochenen zu sehen. Dies brachte mich auch dazu, all das hier zu beenden. Den Gedanken daran wie sehr ihn das kaputt machen würde, konnte ich nicht ertragen. Entschlossen sah ich Ben an. »Geh zu Prof. Patzelt und sag ihr, dass sie dich vom Fall abziehen soll und dann komm nie wieder zu mir. Tu dir das nicht an. Vergiss mich und die letzten Tage einfach. Such dir eine Freundin und werde glücklich.« Entsetzt sah Ben mich an und stritt meinen Wunsch vehement ab, woraufhin ich begann ihn anzuschreien:»Ben, ich werde sterben verdammt, verstehst du das nicht? Ich habe nur noch wenige Wochen und das auch nur, wenn ich Glück habe. Geh. Geh einfach und werde glücklich. Ich brauche niemanden, der aus Mitleid bleibt. Ich bin ein verdammter Komet, der irgendwann einschlagen und alles mit sich zugrunde reißen wird. Sieh zu, dass du aus der Schusslinie gerätst. Vor ein paar Tagen hast du mich gefragt, was du für mich tun kannst. Ben, wenn du etwas für mich tun willst, dann tu mir den Gefallen und verschwinde. Verliebe dich, gründe eine Familie und werde glücklich, aber hör auf, dich an meinem Anblick selbst zu zerstören. Du weißt genau, wie das mit mir enden wird. Ich ertrage es nicht, der Grund für deine zerbrochene Seele zu sein. Das ist alles, was ich will.« Noch immer entsetzt sah Ben mich an. Tränen sammelten sich in seinen Augen und wurden während seiner folgenden Worte nicht weniger. Im Gegenteil.
»Vielleicht hast du recht. Vielleicht werde ich nach deinem Tod zerbrechen, doch du kannst es mir nicht antun und mir deine letzten Wochen nehmen. Das wäre, als würdest du jetzt schon für mich sterben und das ertrage ich nicht. Meinst du ernsthaft, ich wollte das? Dachtest du wirklich, ich wollte mich in eine Frau verlieben, mit der mir, mit etwas Glück, noch drei Wochen bleiben? Denkst du wirklich, dass ich mir das für mein Leben vorgestellt habe? Glaubst du ernsthaft, dass ich geplant habe, die Liebe meines Lebens nur zwei Monate zu kennen und sie nach vier Wochen Beziehung schon zu Grabe tragen zu müssen, anstatt mit ihr eine Familie gründen und Kinder bekommen zu können? Leyla. Natürlich würde mein Kopf sofort die Reißleine ziehen und dich verlassen. Wir beide wissen aber ganz genau, dass es aussichtslos ist, mit einem verliebten Herzen und einer Seele, welche endlich ihr zu Hause in einem Menschen gefunden hat, gegen den Verstand zu kämpfen! Ich liebe dich. Und das letzte was ich tun werde, ist dich verlassen. Das kann und will ich nicht. Und ich werde es nicht akzeptieren, dass du mich von dir stößt, das weißt du ganz genau! Ja, du bist ein Komet und irgendwann schlägst du ein. Ja, das ist schlimm, aber Schatz, kannst du dich daran erinnern, als du als Kind zum ersten Mal eine Sternschnuppe gesehen hast? Dieses magische Gebilde am Himmel? Dieser leuchtende Schweif, welcher einen jedes Mal aufs neue in den Bann zog und nicht mehr losließ, weil er einfach zu faszinierend ist? Erinnerst du dich an dieses Gefühl, wenn du einfach glücklich warst und es dir gut ging, weil du das Glück hattest, dieses seltene wundervolle Werk der Schöpfung sehen zu dürfen? Erinnerst du dich an diesen Zauber, welcher dich festhielt, und von dem du deinen Blick erst abwenden konntest, als er nicht mehr zu sehen war? Und doch war er noch lange in deinem Herzen und deinem Kopf präsent, weil er eine so unglaubliche Anziehung auf dich bewirkte? Genau dieses seltene, magische Wesen bist du für mich. Der einzige Unterschied ist, dass du nicht einer anderen gleichst. Niemals könnte jemals eine Frau so sein wie du und mich so in ihren Bann ziehen. Verstehst du nicht, dass ich, selbst wenn ich wollte, mich nicht von dir lösen könnte? Bitte tu mir diese Qual nicht an und nimm uns nicht die einzige Zeit, die wir je haben werden. Bitte erweise mir die Ehre und lass mich der letzte sein, der für dich da ist, der dich hält und liebt, der dich küsst und dir deine Gedanken für wenigstens eine kurze Zeit nimmt. Leyla, bitte, schenke uns in diesen wenigen Wochen den Zauber der Liebe und lass mich spüren, wie sie sich anfühlt. Denn nach dir wird mich keine mehr so berühren können, wie du es tust!«
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Don't make me leave
FanfictionIch habe mich mal an einer etwas dramatischeren Fanfiction versucht. Die Kapitel dieser Story setze ich etwas länger an, allerdings kann ich nicht sagen, wie lange ich das beibehalten werde. Sicher wird es auch mal Kapitel mit nur rund 1000 Wörtern...